Weil es in diesem Winter kaum Frost gegeben hat, leiden die Böden unter dem Abtransport der eingeschlagenen Baumstämme. Das Landratsamt warnt vor Fahrspuren und Matsch auf den Waldwegen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Seit 14 Jahren ist Martin Röhrs für den staatlichen Wald im Rems-Murr-Kreis zuständig, einen „so schlechten Winter“ hat er in dieser Zeit jedoch noch nicht erlebt. Schlecht bedeutet in diesem Fall mild, denn der Leiter des Geschäftsbereichs Forst im Landratsamt bezieht sich auf jene Arbeit, mit der die Waldbewirtschafter ihr Geld verdienen. Um die Holzernte schonend ein-, beziehungsweise ausfahren zu können, benötige man nämlich hart gefrorene Böden. Doch länger anhaltender Frost ist in diesem Winter Mangelware.

 

Abtransport immer wieder verschoben worden

Immer wieder sei der Abtransport bereits eingeschlagener Hölzer in der Hoffnung auf eine Kälteperiode verschoben worden. Angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit sei eine solche nun allerdings nicht mehr zu erwarten. Das Holz muss jetzt abtransportiert werden, und das Landratsamt warnt in diesem Zusammenhang vor örtlich auftretenden Fahrspuren auf den sogenannten Rückegassen, vor Matsch und Schmutz auf Waldwegen. Diese Begleiterscheinungen ließen sich „trotz aller Vorsichtsmaßnahmen“ nun wohl nicht mehr vermeiden. Nach Abschluss der Waldarbeiten und bei ausreichend trockener Witterung würden die Waldwege und Rückegassen aber so schnell wie möglich wieder hergestellt.

Die Schäden, die durch die Waldbewirtschaftung mit schweren Maschinen entstehen, sind freilich nicht erst in diesem Winter ein kontrovers diskutiertes Thema. Naturschützer monieren seit Jahren einen zunehmenden Verschleiß des Waldes während der Holzerntezeit. Der Schorndorfer Grünen-Gemeinderat und diplomierte Holzwirt Clemens Schlink beispielsweise sagt, dass der örtliche Kommunalwald vor zehn Jahren noch deutlich schonender behandelt worden sei. Dann habe man den städtischen Forsthof abgeschafft und die Arbeit an Lohnunternehmen vergeben, die zur bestmöglichen Effizienz schwere Maschinen einsetzten. Natürlich müsse man die Wirtschaftlichkeit im Blick haben, sagt Schlink. Er sei kein Romantiker, der zur alternativlosen Kaltblüter-Renaissance aufrufe, er glaube aber, dass man durchaus „naturnäher“ vorgehen könnte.

Förster bemüht um „pflegliche Holzproduktion“

Martin Röhrs hingegen sagt, dass sich die Förster schon lange redlich um eine „pflegliche Holzproduktion“ bemühten. Gerade im Rems-Murr-Kreis, wo man wegen der weichen Böden des Keuperberglandes auf die „landesweit schwierigsten Bedingungen“ stoße, sei man in dieser Hinsicht sogar besonders innovativ. Die sogenannten Bogiebänder beispielsweise, die über die Reifen von mehrachsigen Holztransportern gezogen würden, um den Druck auf den Waldboden besser zu verteilen, seien hierzulande schon seit rund zehn Jahren Standard. Und im Staatswald am Plüderhausener Hohberg ist man dem Holz zuletzt mit einem Seilkran entgegen gekommen, der ansonsten vor allem in alpinen Bereichen Österreichs und der Schweiz eingesetzt wird, um Biotope und Wanderwege zu schonen. „Wir Förster wollen diese Schäden nicht“, betont Röhrs. Allerdings müsse man alles auch in Relation sehen. Röhrs: „Vor 30 Jahren waren die Schäden noch um einiges größer, als die schweren Schlepper zum Teil in der Soße geschwommen sind.“

Der Wald im Rems-Murr-Kreis

Flächen
Rund 40 Prozent der Gesamtfläche des Rems-Murr-Kreises, etwa 35 000 Hektar, sind von Wald bedeckt. Der größte Anteil, 15 600 Hektar oder 45 Prozent, ist in staatlichem Besitz, 11 500 Hektar sind Privatwald, 7200 Hektar gehören den Kommunen.

Struktur
Die Landschaft im Kreis wird von Mischwäldern dominiert. Am stärksten vertreten sind die Fichten (31 Prozent), dicht gefolgt von den Rotbuchen (30 Prozent).

Holzernte
Der Holzvorrat in den öffentlichen Wäldern des Rems-Murr-Kreises wird auf 8,1 Millionen Kubikmeter geschätzt. Jährlich wachsen etwa 240 000 Kubikmeter nach. Rund 200 000 Kubikmeter werden eingeschlagen und vom Geschäftsbereich Forst vermarktet. Kunden sind Sägewerke, die Papierindustrie, Spanplattenhersteller, aber auch Schreiner oder Brennholzverbraucher