Am 10. November findet in Geislingen eine Auktion zu Gunsten der Drei-Kirchen-Stiftung statt. Drei Eppli-Expertinnen haben jetzt etliche Exponate bewertet.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Geislingen - Der unbekannte, wahrscheinlich holländische Alte Meister aus dem 18. Jahrhundert kommt am 10. November auf jeden Fall unter den Hammer. Eine Geislingerin hat sich gestern von dem skurrilen Stillleben, auf dem vor allem sehr viel Blut zu sehen ist, getrennt. Vor vielen Jahren hatte sie das Bild von ihrem Lieblingsonkel geerbt – und zur Seite gestellt. „Es war mir zwar viel zu blutig, aber irgendwie hing ich daran“, erklärt die Frau.

 

Nun aber gibt sie es her. Obwohl sie eigentlich mehr erwartet hat. Beginnend mit einem Mindestgebot von 150 Euro wird das Gemälde bei einer Benefizauktion zu Gunsten der Geislinger Drei-Kirchen-Stiftung versteigert. Stefanie Arends, Expertin für Kunstgeschichte, Mode und Luxusaccessoires beim Stuttgarter Auktionshaus Eppli, hat das Bild gestern begutachtet und erläutert das Problem: „Wir können nicht höher einsteigen, weil sich das Werk in einem eher schlechten Zustand befindet.“ Ob die Summe größer werde, müsse man den Sammlern überlassen, die sich für den Alten Meister interessieren würden.

Auktionserlös für Drei-Kirchen-Stiftung

Was die jeweiligen Vorbesitzer mit Sicherheit begrüßen würden, ist für die evangelische Dekanin Gerlinde Hühn in jedem Fall ein Grund zur Freude. So ist zwar jedem Verkäufer selbst überlassen, ob er von dem jeweils erzielten Erlös etwas abgibt. Zum Zuge kommt die Drei-Kirchen-Stiftung, die sich um die bauliche Erhaltung der Stadtkirche, der Martinskirche und der Margarethenkirche im Stadtteil Weiler kümmert, aber so oder so. Die Firma Eppli verzichtet nämlich auf das sogenannte Aufgeld und spendet diese 20 Prozent des Versteigerungsbetrags, die bei jedem Zuschlag fällig werden, für den guten Zweck.

Ob Kunstwerke oder Antiquitäten, ob Schmuck, Uhren, Teppiche, Möbel oder was auch immer – die drei Expertinnen aus Stuttgart, die sich in der Sakristei der Stadtkirche einquartiert hatten, mussten ein ums andere Mal Lupe oder Waage zur Hand nehmen. Nachdem es bei einem ersten Bewertungstag im Juli noch recht turbulent zugegangen war und potenzielle Verkäufer sogar vertröstet werden mussten, hatte sich Hühn ein neues Prozedere einfallen lassen. Sie hielt für jeden Interessenten, von denen viele nur wissen wollten, was ihre vermeintlichen Schätze denn überhaupt wert sind, eine Nummer parat.

Ordentlich zu tun hatten Stefanie Arends, ihre Kolleginnen Heike Fechner, die ebenfalls im Bereich Kunstgeschichte bewandert ist, und Kerstin Hermann, die hauptsächlich Uhren, Münzen und Schmuck begutachtete, dennoch. Falsche Hoffnungen machten die drei Spezialistinnen ihrer Kundschaft dabei nicht. Klartext war angesagt: 80 Euro als Einstiegsgebot für eine 70 Jahre alte WMF-Ikora-Schale, 120 Euro für eine silberne Taschenuhr aus dem frühen 20. Jahrhundert oder 50 Euro für ein mondäne Kristallvase. Das war dem einen oder anderen dann doch zu wenig.

Am 10. November fällt der Hammer

„Dann kann ich’s ja gleich ins Internet stellen“, entfuhr es einer älteren Dame aus Bad Überkingen. Und ihr Ehemann packte mehrere Goldringe wieder ein und murmelte etwas von „Erinnerungsstücken“. Auch Uwe Glöckner, der Leiter des benachbarten Samariterstifts, zog unverrichteter Dinge von dannen. „Das war kein guter Tag“, lamentierte er. Weder ein dem Stift vermachtes Gemälde noch ein frisch restaurierter Leuchterengel aus dem frühen 18. Jahrhundert würden wohl den erhofften Geldregen in die Kasse der Einrichtung spülen. „Wir müssen das jetzt erst mal besprechen“, erklärte Glöckner geknickt.

Unmissverständlich machten die Eppli-Expertinnen deutlich, wofür es zurzeit einen Markt gibt und wofür nicht, was sie annehmen dürfen und was nicht, etwa funktionsfähige historische Waffen. Immer wieder fand sich aber doch der eine oder andere Schatz unter den mitgebrachten Objekten, so dass Gerlinde Hühn Zuversicht ausstrahlte: „Wir hoffen, unser Stiftungskapital, das gerade 300 000 Euro beträgt, deutlich aufstocken zu können.“

Am Freitag, 28. September, zwischen 11 und 17 Uhr werden in der Sakristei der Stadtkirche bei einem weiteren Expertentag noch einmal Objekte geschätzt. Die Benefizauktion zu Gunsten der Drei-Kirchen-Stiftung steigt am Samstag, 10. November, von 14 Uhr an in der Kreissparkasse am Geislinger Sternplatz.