Auch bei der Schaffung von Krippenplätzen hinkt der Kreis Göppingen dem landesweiten Durchschnitt hinterher. Nur im kleinen Hohenstadt herrschen fast schon sozialistische Verhältnisse.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Trotz einiger Anstrengungen hinken die Gemeinden im Landkreis Göppingen bei der Schaffung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder deutlich hinterher. Das Kreisjugendamt rechnet damit, dass der vom Land vorgeschriebene Richtwert von 35 Prozent im kommenden Jahr lediglich von 13 der 38 Kommunen erreicht wird. Im Durchschnitt würden 28 Prozent der Kinder unter drei Jahren im Kreis einen Betreuungsplatz erhalten.

 

Schon beim landesweiten Vergleich im Jahr 2011 hatte der Kreis mit einer Quote von 14 Prozent auf dem vorletzten Rang gelegen. Nur der Kreis Waldshut war schlechter. In diesem Jahr wurden zwar 120 Plätze neu geschaffen. Die Versorgungsquote stieg auf 16 Prozent. Der Rückstand vergrößerte sich jedoch. Im baden-württembergischen Durchschnitt legten die Landkreise nämlich gleichzeitig von 19,7 auf 23,1 Prozent zu. Göppingen wurde sogar von Waldshut überholt, blieb aber Zweitletzter. Die rote Laterne übernahm der Kreis Hohenlohe.

Große Unterschiede im Kreis

Dabei gibt es auch im Kreis große Unterschiede. Während in Mühlhausen im vergangenen März noch kein einziger Platz zur Verfügung gestanden hat, erreichte die Abdeckung im benachbarten Hohenstadt bereits die fast sozialistische Quote von 94 Prozent. Die mit 750 Einwohnern zweitkleinste Kreisgemeinde verdanke diese Vollabdeckung, die sonst allenfalls in ostdeutschen Städten erreicht wird, dem bürgerschaftlichen Engagement, sagt der Bürgermeister Günter Riebort. Einige Frauen hätten eine Wichtelstube gegründet.

Mittlerweile hat allerdings auch Mühlhausen nachgezogen und in Kooperation mit Wiesensteig und Gruibingen ein Kinderstüble mit zwölf Plätzen eröffnet. Fünf sind für Mühlhausen reserviert. In Anbetracht von gerade einmal 20 Kindern im krippenfähigen Alter entspricht dies schon einer Versorgungsquote von 25 Prozent.

100 Plätze sind frei

Andernorts würden jedoch zumindest bei den Kindern zwischen ein bis drei Jahren inzwischen bis zu 60 Prozent auswärts betreut, warnt das Kreisjugendamt. Wobei im eher ländlich strukturierten Kreis Göppingen die Zahl der Krippenplätze bisher ausreiche: Von den 904 Plätzen, die zum Stichtag im März zur Verfügung gestanden hätten, seien 100 Plätze frei gewesen.

Somit dürfte auch die moderate Nachfrage den Ausbau bremsen. Schließlich stellt er die Städte und Gemeinden vor gewaltige Finanzprobleme. Für jeden Platz in einer neu gebauten Einrichtung müssten laut dem Jugendamt bis zu 40 000 Euro investiert werden. Bei einem Umbau eines Kindergartens zur Krippe seien es immer noch 10 000 bis 30 000 Euro. Kein Wunder, dass Tagesmütter als günstige Alternative in der Planung der Rathäuser eine wichtige Rolle spielen. Es handle sich jedoch um ein „schwer zu steuerndes Angebot“, so das Kreisjugendamt. So habe der Tagesmütterverein viel geworben, dennoch sei die Zahl der Tagespflegeplätze um zwei auf 149 zurückgegangen. Das Ziel, ein Drittel aller betreuten Kinder hier unterzubringen, sei utopisch. Landesweit belege der Kreis bei der Zahl der Tagesmütter den letzten Platz.