Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat bei einem Flug nach Teheran die Deutsche Bank scharf kritisiert. Außerdem äußerte er Sorgen um die Mitarbeiter der Bank.

Teheran - So hart ist noch niemand aus der Bundesregierung mit der Deutschen Bank ins Gericht gegangen. „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am Samstagabend, „wenn die Bank, die das Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht hat, sich nun zum Opfer von Spekulanten erklärt.“ Auf einem Flug nach Teheran, wo der Vizekanzler an diesem Montag ein deutsch-iranisches Wirtschaftsforum eröffnet, reagierte er mit der harschen Kritik auf eine am Vortag bekannt gewordene E-Mail von Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan an die Belegschaft, in der er deren aktuell großen Schwierigkeiten mit Risikowetten gegen Deutschlands größtes Geldhaus begründete: „Unsere Bank ist Gegenstand heftiger Spekulationen geworden.“ Auf dem Finanzmarkt seien derzeit „Kräfte unterwegs, die dieses Vertrauen in uns schwächen wollen“, so Cryan weiter. Dass sich ausgerechnet Cryan als Spielball von Risikoinvestoren gerierte, empörte den SPD-Vorsitzenden Gabriel sichtlich.

 

Gabriel heizt selbst die Gerüchteküche um die Deutsche Bank an

Der Wirtschaftsminister sagte jedoch etwas zu den Vorgängen in Frankfurt, auf die die Börsianer rund um den Erdball zum Handelsbeginn an diesem Montag möglicherweise noch mehr hören werden als auf das Unverständnis bezüglich Cryans Problemanalyse. „Ich mache mir Sorgen um die Menschen, die dort beschäftigt sind“, sagte Gabriel ebenfalls in Bezug auf die Deutsche Bank – und heizte damit möglicherweise selbst noch die Gerüchteküche an, dass es um die einstige Vorzeigebank noch schlechter stehen könnte als gedacht.

Mit den Problemen der Deutschen Bank wächst bei manchen Finanzexperten auch die Sorge vor einer neuen großen Finanzkrise. Schon Ende Juni hatte der Internationale Währungsfonds in einer Studie festgestellt, dass von keiner anderen Bank weltweit eine größere Gefahr ausgehe: „Die Deutsche Bank scheint der wichtigste Netto-Risikoträger für systemische Risiken im globalen Bankensystem zu sein.“ Aus diesem Grund hat es in der Vergangenheit immer wieder die Forderung gegeben, die Deutsche Bank sowie andere sogenannte „too-big-to-fail“-Institute zu zerschlagen bzw. in eine Investment- und eine Kundensparte zu trennen, damit eine Pleite zu bewältigen ist.

„Die Bundesregierung bereitet keine Rettungspläne für die Deutsche Bank vor“, hatte erst am Mittwoch der Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) betont: „Es gibt auch keinen Anlass für derartige Spekulationen.“ Das könnte sich mit Gabriels Aussage möglicherweise geändert haben.