Zum achten Mal stellen Künstler in den Schaufenstern der Einzelhändler in der Bad Cannstatter Altstadt aus. Schaufenster Kultur heißt die Aktion des örtlichen Kulturnetzes. Die Werke der Künstler sind noch bis 10. Oktober zu sehen.

Bad Cannstatt - Den ganzen Tag über hatte es aus einem herbstlich-grauen Himmel heraus geregnet. Doch kurz nach Beginn des Kulturspaziergangs riss über dem Marktplatz die Wolkendecke auf und die Sonne lugte hervor. Das Stammpublikum war nichts anderes gewohnt. „Schlechtes Wetter“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturkabinetts (KKT), Kathrin Wegehaupt, „hatten wir bei unseren Kulturspaziergängen noch nie“ – und es mag so manches Mitglied im Kulturnetz Bad Cannstatt geben, das behauptet, Petrus halte da seine schützende Hand über eine Sache, die es zu schützen lohnt.

 

Seinen Ursprung hatte das Kulturnetz, ein loser Zusammenschluss von Personen und Institutionen des Bezirks, vor fünf Jahren. 23 Engagierte saßen beim ersten Treffen zusammen, mittlerweile sind es mehr als 100. Geeint hat sie der Wunsch nach einem besseren Austausch unter Kulturschaffenden, die sonst als Einzelkämpfer agieren. Zudem wollten sie stärker mit Bürgern und Handels- oder Gewerbevertretern in einen Dialog treten. Den Anlass gab ein konkretes Ziel: um politische Unterstützung für eine bessere Ausschilderung der Bad Cannstatter Kultureinrichtungen zu werben.

Das Kulturnetz kann etwas bewegen

Das war inzwischen von Erfolg gekrönt – eine Tatsache, die Naemi Zoe Keuler als Zeichen dafür wertet, dass das Kulturnetz als Konstrukt einer agilen, vielfältigen Szene funktioniert und etwas bewegen kann. Keuler ist die Geschäftsführerin des Kulturkabinetts, eines soziokulturellen Zentrums an der Kissinger Straße mit den Schwerpunkten Stadtteilarbeit, Kinder- und Jugendpädagogik sowie internationaler und interkultureller Austausch. Obendrein bietet es fünf Amateurtheater-Gruppen Unterschlupf. Gemeinsam mit der Redakteurin Iris Frey initiierte Keuler das Kulturnetz, das sich 2012 mit dem Schaufenster Kultur erstmals öffentlichkeitswirksam präsentierte. Dem von Beginn an deklarierten Schulterschluss mit dem Einzelhandel verlieh man mit dieser Aktion Ausdruck.

Zweimal im Jahr, immer im Mai und September, gibt es seitdem eine neuerliche Auflage der zweiwöchigen Veranstaltung, derzeit läuft die achte. Cannstatter Künstler erhalten die Möglichkeit, sich bei Cannstatter Händlern zu präsentieren, wovon beide profitieren sollen; die Künstler durch die Plattform, die Händler dadurch, dass sie neu in die Wahrnehmung der Bevölkerung rücken. „Es gibt im Bezirk mehr als Spielhöllen und 99-Cent-Shops“, sagt Keuler.

Rund 80 Teilnehmer beim Auftakt-Spaziergang

Der Kulturspaziergang, traditionell der Auftakt zu einer neuen Schaufenster-Runde, führte seine rund 80 Teilnehmer Ende vergangener Woche durch die Altstadt. In den Galerien Keim und Wiedmann sowie im Glaszauber an der Sulzbachgasse und bei der 9.0 Projektmanagement GmbH in der Küblergasse sind noch bis zum 10. Oktober Ausstellungen zu sehen.

Welchem Projekt sich das Kulturnetz als nächstes zuwendet – möglicherweise der Belebung des Marktplatzes – könnte sich beim anstehenden großen Treffen am 21. Oktober im Bezirksrathaus entscheiden. Sicher ist schon: die neunte Auflage von Schaufenster Kultur steigt im Mai 2016. Es ist mit schönem Wetter zu rechnen.