Fein ausgehen, Gutes tun und am Ende noch gewinnen. Mit ihrer diesjährigen Aktion wollen die Sterneköche der Stadt sich für die bessere Ernährung der Kindergartenkinder stark machen.

Reiche Stadt, arme Stadt. Bezogen auf die Einwohnerzahl hat Stuttgart mit die meisten Sternerestaurants in Deutschland. Auf der anderen Seite gibt es in Stuttgarter Tagesstätten etliche Kinder, die zum Vesper die Reste des Abendessens eingepackt bekommen. Für sie soll das Kulinarische Sommermärchen 2015 wahr werden. Diese Woche ist die dritte Auflage der Aktion beim Pressegespräch in der Belétage der Sektkellerei Kessler in Esslingen vorgestellt worden.

 

2013 kamen 5000 Euro zusammen

Dabei wurde klar, dass das Engagement der Stuttgarter 2014 wenig prickelnd war. Bei der Premiere der Benefizaktion von Sterneköchen kamen 2013 noch 5000 Euro zusammen, voriges Jahr waren es nur 2020 Euro. „Das hat ein bisschen weh getan“, sagte Evangelos Pattas. Der Inhaber und Sommelier des Gourmetrestaurants Délice hat die Aktion ins Leben gerufen und bemühte sich als Grieche höchstpersönlich, den Schwaben das Rechnen beizubringen.

Zu den Fakten, per Beamer und mit einem griechischen Säulenmodell erläutert („Mein Sohn sagte, ich soll Courage zeigen“): Vom 4. Mai bis zum 11. Oktober bieten neun Betriebe in Stuttgart und Fellbach, über denen je ein Michelin-Stern leuchtet, ein Menü zu Sonderkonditionen an. „Die Besten der Stadt kochen auf“, so Pattas. Diese strenge Auswahl sei sinnvoll. „Wir sind schließlich kein Zirkusverein.“ Wer an der Aktion teilnehmen möchte, erwirbt einen Gourmetpass und muss einmalig zehn Euro zahlen. Dafür spart er 20 bis 30 Euro pro Lokalbesuch. Wer außerdem in mindestens vier Restaurants speist, kann an der Verlosung teilnehmen und hat die Chance auf ein Feinschmecker-Wochenende zu zweit bei Bareiss im Schwarzwald. Das Dach auf den Säulen, den „Sparvorteil“ machte Pattas beispielhaft an zwei Menüs in zwei Restaurants fest: Herr und Frau Müller würden dabei 84 Euro netto sparen, was 18.3 Prozent entspräche.

Das Geld geht an den Kita-Innovationspreis

Die zehn Euro gehen an einen guten Zweck: Dieses Jahr werden sie den Kita-Innovationspreis finanzieren, den der Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart nach zwei Jahren Pause wieder aufleben lassen wird. Nach dem Motto: Fein ausgehen und damit die gesunde Ernährung der Kinder fördern. Oder: „Die Sterneköche werden diesen Sommer für Stuttgarter Kitas kochen“, wie es Stephanie Mair-Huydts, Vereinsvorstand und Verlegerin (Mair-Dumont) formulierte. Jetzt werden alle Kitas angeschrieben, Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie eine Spende bekämen für die bessere Ernährung der Kinder? Im November soll die beste Idee prämiert werden und den Erlös des Sommermärchens einheimsen. „Klasse, dass wir profitieren dürfen“, sagte der Jugendamtsleiter Bruno Pfeifle. Der Akt des Essens sei ein zentrales Thema in den Ganztageseinrichtungen.

Dass es den Sterneköchen ebenso ernst ist mit ihrem Engagement, zeigte ihre Präsenz in Esslingen: Zum Gruppenbild mit Damen, neben Stephanie Mayer-Huydts stand die Geschäftsführerin des Fördervereins, Roswitha Wenzl, stellten sich Nico Burkhardt vom Olivo, Sebastian Prüßmann vom Schlossgarten, Armin Karrer vom Avui in Fellbach, Markus Eberhardinger von der Speisemeisterei, Andreas Hettinger vom Délice und Jörg Nith von der Wielandshöhe auf.

Am Montag also kann es losgehen mit der Gourmettour durch Stuttgart. Für die Strategieplanung sei zu bedenken: Etliche Restaurants haben in den schwachen Sommerwochen geschlossen. Dann wird für die Köche ihr eigenes Sommermärchen wahr. Und die Reiseexpertin Mair-Huydts kocht Hummer in der Bretagne.

Geht gut Mit einer Sommeraktion neue Gäste ins Haus holen.

Geht gar nicht Zehn Euro scheuen, ist wie den Porsche verstecken.