Auch in diesem Film weinen Sie wieder gefühlte zwei Liter Tränen.
Ehrlich gesagt ist es leichter auf Kommando zu weinen, als eine Sexszene zu spielen (lacht).
Wirklich?
Oh ja. Wenn ich weinen soll, dann befinde ich mich in einer anderen emotionalen Dimension. Und ich liebe es. Auch deswegen bin ich Schauspielerin geworden. Ich vergesse dann völlig alles um mich herum. Ich springe dann in eine andere Ära, eine Geschichte, in einen anderen Körper. Es ist schwer zu erklären.
Weil es magisch ist?
Es ist magisch. Und du brauchst eine Leidenschaft für die Menschen, diese faszinierenden, fantastischen Tiere, die wir sind. Ich will alle Aspekte des Menschseins erforschen. Und wenn ich eine andere Frau spiele, dann ist es, als ob ich ein Land bereise, das ich noch nicht kenne. Ich begebe mich in das Herz und den Geist und den Körper eines anderen Menschen. Um es mal etwas weniger kompliziert zu sagen: es ist eine ziemlich coole Reise.
Wollten Sie eigentlich immer schon Schauspielerin werden?
Es gab viele Alternativen, weil ich mich für viele Sachen interessiert habe. Aber genau deswegen wollte ich einen Beruf, in dem ich viele Sachen ausprobieren kann und ständig etwas neues dazu lerne. Da schien mir die Schauspielerei ideal zu sein. Ich habe zum Beispiel schon gelernt, Cello zu spielen oder Polnisch zu sprechen. Das ist doch toll, oder? Leider vergesse ich alles sofort wieder, wenn ein Film abgedreht ist. Aber ich lerne auch ständig etwas neues über die Menschen und das Leben.
Nachdem Sie als Edith Piaf den Oscar gewonnen hatten, hatte man den Eindruck, der plötzliche Ruhm sei Ihnen unangenehm.
Ich liebe meinen Beruf so sehr, dass ich alles dafür in Kauf nehme, was er an Nebeneffekten mit sich bringt. Ich würde mich nie darüber beschweren, dass man mir Aufmerksamkeit schenkt. Ich musste mich erst einmal in diese neue Situation hinein leben. Aber das kann man lernen.
Bedeutet mehr Ruhm weniger Freiheit?
Man fragt mich manchmal, ob ich in Paris noch unerkannt unterwegs sein kann. Und die Antwort lautet: Das ist möglich. Ich besitze die Fähigkeit, unsichtbar zu werden und zu verschwinden.
Wie machen Sie das?
Das ist eine Frage der Energie. Wenn du erkannt werden willst, dann erkennt man dich auch. Aber wenn ich das nicht will, verschwinde ich unerkannt unter den anderen Passanten. Und ich kann wirklich völlig unsichtbar werden.
Sie engagieren sich auch für Greenpeace. Wie kam es dazu?
Ich bin von Menschen groß gezogen worden, die sehr im Umweltschutz aktiv waren. Deswegen habe ich beinahe das Gefühl, dieses Thema ist für mich präsent, seitdem ich denken kann. Ich habe schon vor vielen Jahren den Müll getrennt und galt immer als die Verrückte, die Glas, Plastik und Papier auseinander sortiert. Denn damals hatte noch niemand etwas von Recycling gehört. Die Leute von Greenpeace waren die ersten, die dachten, ich sei normal.