Eine Reform des Urheberrechts ist dringend nötig. Sie muss den Kreativen einen fairen Anteil an den Erlösen sichern. Die EU scheint das nicht zu erkennen, kritisiert Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Mit falschen, zumindest aber missverständlichen Behauptungen und einer massiven Kampagne ist es den Gegnern der Reform des europäischen Urheberrechts gelungen, die Entscheidung des EU-Parlaments für eine zukunftsorientierte Lösung zu verhindern. Zwar ist die Reform noch nicht gescheitert. Doch angesichts der Tatsache, dass die Parlamentarier nicht der Empfehlung ihres eigenen Rechtsausschusses gefolgt sind, kann man nicht sonderlich optimistisch sein, dass sie in einigen Monaten zu einem anderen, besseren Ergebnis gelangen.

 

Im Kern ging es um die Modernisierung des Urheberschutzes, der es Urhebern auch im digitalen Zeitalter erlaubt, einen Anteil an der Verwertung ihrer Inhalte durch Dritte – konkret: die großen Internetplattformen – zu erhalten. Die Gegner dieser Reform haben daraus die Gefahr von Zensur konstruiert und das Ende des freien Internets an die Wand gemalt. Dabei wären etwa Privatleute von der Reform überhaupt nicht betroffen gewesen. Ohne ein neues Urheberrecht wird es für Kreative – ob Musiker, Schriftsteller oder auch Zeitungen – immer schwerer, einen angemessenen Gegenwert für ihre Leistungen zu erhalten. Hingegen werden Macht und Möglichkeiten der großen Internetdienste gestärkt. Wem an geistiger Leistung gelegen ist, der kann das nicht gut finden.