Reportage: Robin Szuttor (szu)


So findet sich Edelmann im April 1975 nicht im Studio3 der Berliner Union Film, sondern in einem Zimmer des staatlichen Schulamts Ludwigsburg wieder und hört sich den Beamteneid sprechen. "Ich fühlte mich wie auf einem anderen Stern." In dem Beruf geht er aber auf. Er wird Grundschullehrer im Örtchen Freudental, bleibt mehr als drei Jahrzehnte und fehlt in all der Zeit nur vier Tage, wie er versichert. "Ich habe nichts vermisst."

Die Familie wächst, drei Kinder kommen zur Welt. In der Schule kann Edelmann weiter Musik machen. Er vertont Texte aus Lesebüchern und singt sie mit seinen Schülern. Er schreibt Popmärchen, führt sie mit den Kindern auf. Wenn er vom Chor und von seinen Musicals erzählt, merkt man: Das hat er ernst genommen, daran hing sein Herz. Er blättert im dicken Album mit den Fotos der Schüler und der Aufführungen. Legt es schließlich weg, weil der Reporter ja lieber was von der Zeit als Star hören will.

Zehn Pfennig für jede Single


Richtig reich wäre er wohl geworden, wenn jede Platte eingeschlagen wäre wie "Zuerst kam die Sonne". Und wenn er bessere Verträge abgeschlossen hätte. "Für jede Single bekam ich gerade mal zehn Pfennig", sagt er. Was vom Schlagergeld blieb, steckt in seinem Häuschen.

Er muss schon lang keine Autogramme mehr geben. Die Manfred-Morgan-Unterschrift geht ihm aber immer noch leicht von der Hand. Musik macht er kaum noch. Manchmal kommt ihm eine Melodie in den Sinn, dann setzt er sich im Keller ans Keyboard.

Im Internet » hat Rudi Edelmann neulich Hitparadenauftritte von sich entdeckt. Den letzten, 1975 im silbergrauen Samtanzug. Den ersten, 1971 in seinem schwarzen Rolli. Er hat sie sich gern angesehen. In der Kommentarspalte schreibt einer dazu: "Da war ich noch klein, wir hatten nur einen Schwarzweiß-Fernseher. Aber es war damals schon toll." Ein anderer hält sich kurz: "Der beste Lehrer, den ich je hatte."