Nach jahrelangem Ringen um die Einrichtung einer Schule im Freudentaler Schloss tut sich nun eine neue Option auf, um das Gebäude zu beleben.

Freudental - Der Fluch scheint gebannt. Jahrelang wurde um die Zukunft des Freudentaler Schlosses gerungen. Eigentlich wollten alle Beteiligten das Gleiche, nämlich das Areal im Ortszentrum wieder beleben. Und doch kamen sie nie zusammen. Nun sieht es so aus, als würde das herrschaftliche Gebäude aus dem Dornröschenschlaf erwachen: Derzeit wird es zum Veranstaltungsort aufgepäppelt – und manch einer träumt von gemeinsamen Aktionen von Kommune und Besitzer.

 

Die ersten Empfänge, Hochzeiten und Tagungen haben schon stattgefunden in dem historischen Bau. In drei großen Salons mit mehr als sechs Meter hohen Decken, rosé-gestreiften Tapeten und großen Kugellampen kann gefeiert und getagt, diskutiert und musiziert werden – je nach Anlass. „Wir haben alle möglichen Anfragen“, sagt Myriam Rohleder. Als Organisationsleiterin kümmert sie sich um die Buchungen, berät die Veranstalter und ist bei den Events vor Ort.

Gästezimmer und Kapelle sind frisch saniert

„Es hat sich enorm viel getan in den vergangenen Monaten“, erzählt Rohleder. So sind seit einigen Wochen die 35 Gästezimmer im Südflügel fertig saniert und mit – teilweise historischen – Möbeln sorgfältig bestückt. Der Flur mit seinem Linoleumboden und die knallblau lackierten Türrahmen erinnern allerdings noch daran, dass das Gebäude bis vor einigen Jahren als Pflegeheim genutzt wurde. Das werde sich aber ändern, wenn die Rahmen neu gestrichen und der Teppich verlegt sei, sagt Rohleder.

Im Erdgeschoss dagegen ist von Heim-Atmosphäre nichts mehr zu spüren. Die Eingangshalle mit den massiven Säulen wirkt ebenso herrschaftlich wie die jüngst fertig gestellte Kapelle mit ihren weiß getünchten Wänden, den schweren Holzstühlen sowie goldverschnörkelten Spiegeln und Kronleuchtern. Und hinter dem Gebäude breitet sich der rund 100 000 Quadratmeter große Schlosspark aus.

„So eine Location gibt es selten“, sagt Myriam Rohleder. Die Anlage sei unglaublich vielseitig nutzbar, gleichzeitig zentral gelegen und abgeschirmt. Und die Optionen würden noch größer, wenn erst einmal der Festsaal fertig sei, in den die alte Scheune derzeit verwandelt wird. Dort sollen in Zukunft Konzerte und Kulturveranstaltungen, aber auch Partys stattfinden können. „Es geht nicht darum, irgendwelche Veranstaltungen zu organisieren, sondern solche, die ins Schloss passen“, betont die Organisationsleiterin. Oberstes Ziel sei es dennoch, das Schloss mit Leben zu füllen.

Seit Jahren wollen die Freudentaler das Schloss beleben

Damit spricht Rohleder den Freudentalern aus der Seele. Seit Jahren gibt es Bestrebungen, das Schloss wiederzubeleben. Der Bietigheimer Galerist Rudolf Bayer hatte dem Landkreis 2007 das Gebäude samt Park für zwei Millionen Euro abgekauft. Zusammen mit der Ludwigsburger Stiftung Bildungsland wollte er dort ein privates Gymnasium einrichten. Das Vorhaben scheiterte jedoch an den zähen Verhandlungen mit dem Gemeinderat: Als dieser dem Vorhaben im Jahr 2010 endlich grünes Licht gab, waren die Sponsoren abgesprungen – und der Besitzer verärgert.

Doch nun scheinen die Gemeinde und der Galerist Bayer sich wieder anzunähern: Man sei im Gespräch, sagt der Bürgermeister Alexander Fleig. Was der Eigentümer plane, passe zu Freudental, findet er: „Wir begleiten das positiv.“ Auch über Kooperationen mit der Gemeinde werde nachgedacht. So könne er sich vorstellen, Weihnachtsmarkt, Dorffest oder andere kommunale Veranstaltungen auf dem Areal zu organisieren.

Das Projekt Schule liegt auf sehr dickem Eis

Auch der CDU-Rat Ulrich Greß verspricht Unterstützung, sagt allerdings: „Wir wären auch mit der Schule zufrieden gewesen, aber Herr Bayer muss ja gucken, wo er bleibt.“ Dieter Bertet (SPD) trauert der Option Schule ebenfalls etwas nach, „allein schon von Berufs wegen“, sagt der Lehrer. „Aber die Hauptsache ist, dass wieder Licht im Schloss brennt“, spricht Andreas Büdenbender aus, was Tenor bei den Ratskollegen ist. Das Projekt Schule liege ohnehin auf so dickem Eis, dass die Realisierung wohl ein Wunder wäre, sagt Stefan Gönnenwein, der Geschäftsführer der Stiftung Bildungsland. Rudolf Bayer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.