Der selbst ernannte französische Kaiser könnte auf dem Weg nach Ludwigsburg gewesen sein, als er über das Schmidener Feld ritt.

Schmiden - Quelle belle plaine!“ („Welch schöne Ebene!) soll der selbst ernannte Kaiser der Franzosen, Napoleon Bonaparte, beim Ritt über das Schmidener Feld ausgerufen haben. Der Feldherr könnte auf dem Weg nach Ludwigsburg zum späteren König Friedrich I. gewesen sein und soll am 1. Oktober 1805 mit Gefolge im „Hirsch“ in Waiblingen übernachtet haben. Der Hirschwirt mit Wurzeln in Fellbach wiederum war mit dem württembergischen Kurfürsten und König Friedrich I. verbunden.

 

Der erste Hirschwirt, Johann Georg Heß (1733 bis 1792), entstammte einer alteingesessenen Fellbacher Wirtsfamilie. Während seine Brüder Gasthäuser in Schorndorf, Obertürkheim und Fellbach führten, ging Johann Georg Heß nach Waiblingen. Er baute vor dem Fellbacher Tor den „Gasthof zum Hirsch“, heiratete eine Waiblingerin und galt als vermögend und angesehen. Zu seinem Anwesen gehörten zwei Häuser, zwei Scheuern, Schweineställe, ein Waschhaus, zwei Gärten und ein Küchengarten, Äcker und Wiesen.

Der Bauchumfang des dicken Friedrich betrug 2,45 Meter

Der erfolgreiche Fellbacher wurde nicht einmal 60 Jahre alt. Sein ältester Sohn Jakob Friedrich (1775 bis 1820) übernahm nach dem Tod der Mutter den Gasthof. In Waiblingen kursierten noch Mitte des 20. Jahrhunderts Geschichten über den vitalen, korpulenten Wirt Heß und seinen prominenten Freund. König Friedrich I. (1754 bis 1816) soll aus seiner Ludwigsburger Residenz öfter zu ihm nach Waiblingen gekommen sein. Selbstverständlich mit Ankündigung, so dass der Hirschwirt ihm entsprechend ausstaffiert entgegenreiten konnte. Was für ein Bild, diese zwei Männer auf ihren Pferden! Der dicke Friedrich mit seinen drei Zentnern und 2,45 Meter Bauchumfang, daneben der Hirschwirt mit ganz ähnlichen Maßen. 1806 befahl der König, in Waiblingen eine Posthalterei zu errichten. Sein Freund Jakob Friedrich Heß, „ein wohlbeleumdeter und angesehener Bürger seiner Stadt“, erhielt die Postverwaltung.

Ein Jahr war vergangen, seit der bekannteste und auch gefürchtetste Mann Europas beim Hirschwirt in Waiblingen eingekehrt war. Eine Heß-Nachfahrin erzählte 1937, „dass Napoleon I. mit Gefolge am 1. Oktober 1805 im Hirsch in Waiblingen über Nacht war“. England, Russland und Österreich hatten sich gegen den französischen Kaiser verbündet, der sich gerade in Mailand zum König von Italien hatte krönen lassen und nun Verbündete suchte.

Napoleon ließ nach seinem Besuch ein kleines Lineal liegen

Der Weg führte ihn nach Ludwigsburg, um Kurfürst Friedrich zu treffen. Napoleon (1769 bis 1821) hielt sich dort vom 2. bis zum 5. Oktober 1805 auf und gewann den Württemberger mit Drohungen einerseits und dem Versprechen der Königskrone andererseits als Verbündeten. Viele, viele männliche Untertanen bezahlten Friedrichs Königswürde in den folgenden Kriegen mit dem Leben.

Neben der Erinnerung an seinen Besuch ließ Napoleon nach einem Bericht der Heß-Nachfahrin ein kleines Lineal auf seinem Zimmer liegen, das in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde.