Mit seinem wohl prominentesten Sohn kann Schönau im Schwarzwald auch Touristen locken: "Es gibt viele, die extra hierherkommen", sagt der Bürgermeister der Heimatgemeinde von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Mit seinem wohl prominentesten Sohn kann Schönau im Schwarzwald auch Touristen locken: "Es gibt viele, die extra hierherkommen", sagt der Bürgermeister der Heimatgemeinde von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

 

Schönau - Sie drücken ihm die Daumen - am liebsten bis ins Finale. Nach dem Einzug der deutschen Elf ins WM-Halbfinale ist die Freude groß in Schönau im Schwarzwald, der Heimat von Bundestrainer Joachim Löw. Den 1:0-Sieg gegen Frankreich verfolgten am Freitagabend viele der Fans im örtlichen Fußballstadion auf der Großleinwand.

Peter „Pit“ Löw kocht, als die deutsche Elf in Brasilien in Führung geht. Der Bruder des Bundestrainers betreibt in der 2300 Einwohner zählenden Schwarzwaldgemeinde schon seit vielen Jahren die Stadiongaststätte. Das Buchenbrandstadion, umgeben von Schwarzwaldtannen, ist bei Meisterschaften der Treffpunkt der Fußballfans, gemeinsam schauen sie sich die Spiele an.

Peter Löw steht dann in der Küche und sorgt dafür, dass niemand hungert. Öffentlich tut er das allerdings nicht: Die Medien müssen draußen bleiben, das Public Viewing im Schönauer Stadion wird für sie zur Tabuzone erklärt. Keine Fotos, keine Fernsehaufnahmen. Die Schwarzwälder bleiben lieber unter sich. Stolz sind sie dennoch auf den prominentesten Sohn der Gemeinde. „Ich sage es schon seit Beginn des Turniers: Deutschland wird Weltmeister. Daran besteht kein Zweifel“, sagt Bürgermeister Peter Schelshorn (41). Löw habe die richtige Taktik, stelle seine Mannschaft gut auf. Auch der katholische Pfarrer des Ortes ist an dem Abend zum Rudelgucken gekommen.

Auf seine Heimat kann sich der Bundestrainer verlassen, die Unterstützung ist groß. „Wir sind Jogis zwölfter Mann“, sagt einer der Fans. „Der Jogi ist einer von uns“, meint ein anderer. Löw ist in Schönau geboren und aufgewachsen, im örtlichen Stadion hat er das erste Mal Fußball gespielt. Einige haben sich ihre Sympathie für Löw sogar aufs Auto geschrieben, sie nutzen die Buchstaben des Landkreises Lörrach, zu dem Schönau gehört. Fahrzeuge mit dem Kennzeichen „LÖ-W“ sind fester Bestandteil des Straßenbilds, nur „LÖ-WE“ ist häufiger zu sehen.

Löws Familie lebt in Schönau

Über die Hauptstraße hat die Gemeinde ein großes Transparent gespannt: Schönau wünscht dem Nationaltrainer viel Glück. „Uns erfüllt mit Stolz, dass einer von uns Fußball-Deutschland führt“, sagt der Bürgermeister. Zwar wohnt Löw inzwischen in Wittnau in der Nähe von Freiburg, rund 40 Kilometer entfernt. In Schönau ist er aber immer wieder zu sehen. Auch seine Familie lebt hier.

Allzu sehr die Werbetrommel rühren mit Löw kann Schönau aber nicht. Denn einen Rummel um seine Person will der Bundestrainer in der Heimat vermeiden. Das hat er immer wieder deutlich gemacht.

Dennoch wird so mancher durch Löw auf Schönau aufmerksam. „Es gibt viele, die extra hierherkommen und sich zum Beispiel mit dem Transparent, das wir über die Straße gehängt haben, fotografieren lassen“, erzählt der Bürgermeister. Auch Löw selbst sei in Schönau gern gesehen. Das gelte auch für den Fall, dass es bis zum Weltmeistertitel doch nicht reiche. „Jogi Löw ist in Schönau jederzeit willkommen“, sagt Ermis Mehmet, Vorsitzender und Trainer des FC 08 Schönau. In dem Verein hat Löw seine Jugendjahre verbracht und damit den Grundstein für seine fußballerische Karriere gelegt. Er ist noch heute Mitglied, schaut gelegentlich vorbei.

Auch wenn Löw bei Europa- und Weltmeisterschaften noch keinen Titel geholt hat: „Er ist ein Erfolgstrainer, der viel erreicht hat“, sagt Mehmet. „Joachim Löw hat den Fußball in Deutschland revolutioniert, er hat völlig neue Spieler und Spielweisen etabliert.“

Einen öffentlichen Empfang oder eine Ehrung, wie die Schönauer es schon mehrfach angedacht haben, wird es nach der WM aber wohl nicht geben. Löw lehnt das ab. Seine Heimat will er sich als Rückzugsort bewahren. Und die Schwarzwälder respektieren diesen Wunsch.