Der Schutz vor Hochwasser im Remstal könnte sich in vier Jahren entscheidend verbessern. Der Wasserverband Rems hat einen weiteren Rückhalteraum auf den Weg gebracht, der im schnellesten Fall im Jahr 2019 betriebsbereit sein könnte.

Schorndorf - Ein weiteres Hochwasserschutzprojekt im Remstal ist nun auf den Weg gebracht. Einstimmig haben die Mitglieder des Wasserverbandes Rems am Donnerstag im Schorndorfer Rathaus entschieden, dass von November an das Planverfahren für den Rückhalteraum Plüderhausen/Urbach starten kann. In drei Jahren können dann Baumaschinen anrücken. Das Projekt könnte im besten Fall im Jahr 2019 fertig sein, schätzt Roland Kuhn, der Geschäftsführer des Wasserverbandes Rems. Anfänglich hatte sich vor allem die Gemeinde Plüderhausen mit juristischen Mitteln dagegen gewehrt. Nun haben auch die Ratsmitglieder in Urbach und in Plüderhausen dem Projekt zugestimmt.

 

Der Rückhalteraum soll 660 000 Kubikmeter Wasser fassen, die Kosten für Bau und Grundstückserwerb sind mit 15,3 Millionen Euro angesetzt. Trotzdem, so wurde bei der Verbandssitzung deutlich, ist auch mit dieser neuerlichen Maßnahme zusammen mit den drei bereits bestehenden Becken kein Schutz vor einem statistisch alle 100 Jahre stattfindenden Hochwasser gewährleistet. Demzufolge nimmt man bereits das nächste Projekt in den Blick: Den Rückhalteraum Schorndorf/Urbach.

Dieser könnte zwar mit einer Million Kubikmeter Stauvolumen wesentlich wirksamer sein, bietet jedoch planerische Herausforderungen. Anfang dieser Woche besichtigten die Wasserverbandsmitglieder ein Modell in den Räumen der Universität Stuttgart, bei dem das Becken und sein Auslassbauwerk maßstabsgetreu nachgebaut worden waren. Das erfreuliche Ergebnis sei gewesen, dass der geplante Damm auch einem sintflutartigen statistisch alle 10 000 Jahre stattfindenden Hochwasser standhalte, sagte Hans-Peter Sieg. Auch die Brücke der Wieslauftalbahn, die in direkter Nachbarschaft der geplanten Fluttore liegt, bliebe ungeschoren, wenn der Querschnitt des dortigen Flussbettes vergrößert wird. Da diese Sicherheitsbelange nun geklärt sind, könnte das Becken unter Umständen sogar für mehr als eine Million Kubikmeter geplant werden, sagte Sieg. Das könnte den Bau eines weiteren Beckens ersetzen.

Allerdings sind naturschutzrechtliche Fragen noch zu klären, denn das Wasser des Beckens staut sich künftig in das Naturschutzgebiet Morgensand/Seelachen zurück, einen der wenigen naturnahen Abschnitte der Rems. Der Winterbacher Bürgermeister Albrecht Ulrich hatte zu Bedenken gegeben, dass diese Problematik vorab geklärt werden müsse. Es finde in Kürze ein Besprechungstermin der Naturschutzbehörden statt, kündigte eine Vertreterin des Landkreises an. Strittig werden könnte etwa das Abholzen des Auwaldes, der im Bereich des künftigen Dammes liegt.

Der Urbacher Bürgermeister Jörg Hetzinger indes signalisierte bereits seine Zustimmung. Ein Gewerbegebiet auf seiner Gemarkung sei durch das aufgestaute Wasser nicht bedroht. Zudem hat der Wasserverband neu in seiner Satzung geregelt, in welchen Fällen eine Mitgliedskommune einem Schutzprojekt widersprechen kann. Künftig müssen beispielsweise städtebauliche Gründe dagegen sprechen, und diese schriftlich begründet werden. Der Plüderhausener Bürgermeister Andreas Schaffer stimmte gegen die Änderung. Sein Gegenvorschlag, ein Widerspruch dürfe „nicht willkürlich“ sein, fand keine Mehrheit.

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