Die Schorndorfer Schlachthofgaststätte ist ein traditionsreicher Ort. Nahe am Stadtzentrum gelegen, ist sie der ideale Platz für eine Begegnungsstätte. Seit dem Wochenende ist diese in Betrieb.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf - Keine Frage: sie verstehen sich bestens. Eine der ehrenamtlichen Betreuerinnen und mehrere Bewohner der Flüchtlingsunterkunft im Teilort Haubersbronn sind in die Schorndorfer Schlachthofgaststätte gekommen, wo das ZIB eröffnet wird – das Zentrum für Internationale Begegnung. Die Haubersbronner – deutlich erkennbar am Fanschal des TSV Haubersbronn um den Hals eines jungen Mannes – haben es sich an einem Tisch gemütlich gemacht und ratschen. Wie viele andere der zahlreichen Premierengäste auch, die sich am Tag der offenen Tür einen ersten Eindruck von der neuen Begegnungsstätte machen wollen.

 

In der Schlachthofgaststätte herrscht wieder Leben

Das Gemurmel schwillt an und ab, die Festredner haben trotz eines Mikrofons Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Doch weder der Erste Bürgermeister Edgar Hemmerich noch Gerhard Rall, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, können sich dabei ein Schmunzeln verkneifen. Das ZIB erfüllt schließlich seinen Zweck vom ersten Moment an: Die Leute sollen zusammenkommen und miteinander reden. Für die Bewirtung sorgt der Partnerschaftsverein. „Wir sind eigentlich für die Städtepartnerschaften zuständig, aber hier machen wir natürlich gern mit“, sagt der Vereinsvorsitzende Thomas Röder.

Rund 100 Gäste sind gegen Mittag in das alte Schlachthofgebäude gekommen, wo nun dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags ein Raum für Begegnungen angeboten wird, wo man einen Kaffee trinken und miteinander reden kann. Der Plan ist, nicht nur Flüchtlinge und Helfer zusammenzubringen, sondern alle, die interessiert sind. „Unser Ziel war es, die Räume so flexibel zu gestalten, dass sie sich für unterschiedliche Anforderungen eignen, vom Gespräch bis zur Informationsveranstaltung“, sagt Nicole Marquardt-Lindauer, die seitens der Stadtverwaltung für die Organisation der Flüchtlingshilfe zuständig ist. „Eigentlich bin ich im Kultur- und Sportamt, aber für diese außergewöhnliche Situation haben wir in der Verwaltung ein bisschen umorganisiert“, sagt sie.

Betreuungsangebote für traumatisierte Menschen

Der Schlachthof ist Eigentum der Stadt. „Die langjährigen Pächter haben vor einiger Zeit den Vertrag nicht mehr verlängert, die Gaststätte stand leer. Das war für uns der ideale Ort für solch ein Projekt“, sagt Hemmerich. Die Räume seien frisch renoviert: „Wir haben rund 75 000 Euro investiert.“ Neben der Café-Theke, dem Herzstück des ZIB, sind ein Rechner, ein großer Wandfernseher und ein Tischkicker zu sehen. „Wenn im nächsten Jahr die Fußball-Europameisterschaft läuft, ist das hier ein schöner Ort, um gemeinsam zu schauen.“

Außerdem können Flüchtlinge spezielle Beratungs- und Betreuungsangebote der Diakonie wahrnehmen. Die Psychologin Aspasia Mavridou hat ihr Büro im Gebäude. Sie ist beim Kreisdiakonieverband zuständig für die Betreuung traumatisierter Menschen im Remstal. In Backnang ist ein weiterer Psychologe im Einsatz. Neben Aspasia Mavridou hat die Sozialpädagogin Annette Oehler im Schlachthof ein Büro, auch sie ist bei der Asylarbeit des Kreisdiakonieverbandes tätig.

Eine Liebeserklärung an Deutschland

Die neue Begegnungsstätte scheint bei ihrer Zielgruppe gut anzukommen. Am Tag der offenen Tür wurde der Tischkicker sofort in Beschlag genommen und es wurde eifrig geplaudert. Mehrere Teilnehmer eines Sprachkurses wollten dann auch noch unbedingt ihre Deutschkenntnisse demonstrieren. „Ich liebe alles an Deutschland, vom Boden bis zum Himmel“, sagte zum Beispiel Jamal aus Syrien zur Begeisterung der Gäste.