Die Bewohner des Schorndorfer Teilortes Miedelsbach haben täglich unter dem Lärm der täglich bis zu 14 500 Autos zu leiden. Trotzdem geschieht in Sachen Verkehrberuhigung dort zurzeit nicht viel – in Schorndorf spekuliert man auf eine Umfahrung.

Schorndorf - Die Anwohner an der Durchfahrtsstraße des Schorndorfer Teilortes Miedelsbach sind nicht gerade mit Ruhe gesegnet. Durchschnittlich etwa 14 500 Autos rollen an jedem Werktag durch die rund einen Kilometer lange, zum Teil kurvige Strecke in dem 2100-Einwohner-Ort im Wieslauftal.

 

Eine Bürgerinitiative tut schon lange auf Plakaten ihren Protest dagegen kund. Dennoch wird – im Gegensatz zu den nördlich gelegenen Rudersberger Teilorten – augenscheinlich wenig gegen diese Verkehrsbelastung getan. Eine Tempo-30-Zone, die es im Ort gibt, ist nur rund 200 Meter lang. Pförtnerinseln oder andere Umbauten, die den Verkehr abbremsen könnten, sucht man bisher vergebens.

Das wenig entschiedene Vorgehen der Stadt Schorndorf hat indes einen Grund: Die Stadt fordert seit langem den Bau einer Umfahrungsstraße, welche nach Ansicht des Rathauses alle Lärmprobleme in Miedelsbach lösen würde. Dieses immer wieder von Oberbürgermeister Matthias Klopfer geforderte Ziel trifft indes auf Widerstände seitens des Landes. Zwar hat es die Miedelsbacher Ortsumfahrung unter die Top 20 der dringlichsten Landesstraßenbauten geschafft. Allerdings hat das Regierungspräsidium Stuttgart allem Drängen aus dem Schorndorfer Rathaus zum Trotz bisher keine konkrete Planung vorgelegt. Bei einem Treffen im September 2012 ließ die Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) alle Fragen zum Wie und Wann einer Umfahrung offen. Man werde „zu gegebener Zeit die Planung übernehmen“, sagte Splett seinerzeit.

Diese abwartende Haltung hat indes Auswirkungen auf den Lärmschutz an der aktuellen Ortsdurchfahrt. Eine neu in den Ortschaftrat gewählte Gruppe namens „Bürger für Miedelsbach“ weist darauf hin, dass die Stadt verpflichtet sei, eine Planung zum Lärmschutz an der Ortsdurchfahrt umzusetzen, wenn binnen fünf Jahren keine Umfahrung in Sicht ist. Eine Lärmbelastung für die Anwohner, die als gesundheitsgefährdend gesehen werde, sei längst gegeben. Auch seien genügend Ortsbewohner betroffen. Die Lärmaktionsplanung müsse daher dringend umgesetzt werden.

Der Leiter des Schorndorfer Amtes für Planen und Stadtentwicklung, Manfred Beier, hat dazu indes eine eher abwartende Haltung an den Tag gelegt. Im Ortschaftsrat in Miedelsbach sei er darauf hingewiesen worden, dass sich die Stadt auf veraltete Vorschriften berufe, heißt es seitens der „Bürger für Miedelsbach“. Zudem sei es im Ortschaftsrat bei einer Abstimmung zu einer Mehrheit für eine durchgehende Tempo-30-Zone gekommen. Eine Maßnahme, die den Lärm ebenfalls deutlich vermindern helfen könnte.

Vor dem Gemeinderat ist der Schorndorfer Chefplaner Beier indes bei seiner Aussage geblieben, dass ein Lärmaktionsplan für Miedelsbach nicht erforderlich sei. Einerseits habe man dank der dort bestehenden Tempo-30-Zone nun eine andere Situation, andererseits werde die vom Rathaus favorisierte Umfahrung die Situation entspannen. Schützenhilfe hat Beier von dem SPD-Stadtrat Thomas Berger erhalten, der ebenfalls in Miedelsbach wohnt und einen Lärmverhütungsplan in der Ortsdurchfahrt für überflüssig hält. „Wir geben ein Schweinegeld für etwas aus, was wir schon wissen“, sagte Berger.

Ob die Stadt diesen Kurs weiter fahren kann, ist allerdings fraglich. Der Knackpunkt dürfte sein, ob sich das Regierungspräsidium hinhalten lässt – oder ob es einen konkreten Lärmschutzplan für den Ort fordert. Hinter den Kulissen, so ist aus dem Wieslauftal zu hören, will die Stadt die Sache mit der Umfahrung jetzt selbst in die Hand nehmen und in eigener Regie planen – ähnlich, wie es in Haubersbronn der Fall gewesen sei. Für die künftige Trasse sei man sogar bereit, den Miedelsbacher Sportplatz im Norden des Ortes zu opfern.