In Robotik-AGs tüfteln Schüler an echten Robotern. Im Stuttgarter Königin-Katharina-Stift haben sich jetzt die Lokalmatadoren für das Finale in den USA qualifiziert.

Stuttgart - Samstagmittag im Stuttgarter Königin-Katharina-Stift: In der Turnhalle dröhnt laute Technomusik aus den Boxen. In der Mitte steht ein von rotem Absperrband umgebenes, quadratisches Spielfeld. Darauf liegen allerlei technische Vorrichtungen, Startblöcke und Würfel. Am Rand der Halle reiht sich ein Laptop an den anderen. Eine große Leinwand hängt an der Wand. Gleich ist es halb zwei. Wettkampfatmosphäre kommt auf. Die Vorläufe der First-Tech-Challenge, eines internationalen Roboterwettbewerbs, gehen in die nächste Runde.

 

Zum Qualifikationsturnier hat das Königin-Katharina-Stift (KKST) eingeladen. 13 Mannschaften sind dabei, darunter eine aus Italien. Die Schule selbst schickt zwei Teams an den Start, die Robocats und die Frogs. Zwei zufällig zusammengewürfelte, aus je zwei Teams bestehende Allianzen treten in den Spielen gegeneinander an. Ein Ansager erklärt das Match für eröffnet, und die vier Roboter, einer je Team, setzen sich in Bewegung. 30 Sekunden lang läuft zunächst die autonome Phase, in der die Schüler nicht eingreifen dürfen und die Roboter einen Ball selbstständig von einer Vorrichtung stoßen müssen. Danach steuern die Schüler die Roboter mit Gamepads, wie man sie von Spielkonsolen kennt. Das Ziel: „Die Roboter sollen die Würfel aufladen und in die seitlichen Fächer einsortieren“, erklärt Mathematik- und Physiklehrer Werner Fick, der das Turnier in Stuttgart organisiert hat.

Extrapunkte gibt es, wenn der Roboter per Greifarm einen Gegenstand auf einem Feld platziert, das außerhalb des Spielfelds liegt. Und in der dritten Phase, dem Endspiel, geht es darum, den Roboter in ein blaues Dreieck zu parken.

Weniger als drei Minuten für alle Aufgaben

Weniger als drei Minuten haben die Teams, diese Aufgaben zu erfüllen. Dann zählen mit Klemmbrettern bewaffnete Preisrichter die Punkte, geben sie in ihre Laptops ein. Wer gewinnt, bekommt zwei Punkte, für ein Unentschieden gibt es einen. Schließlich verkündet ein Ansager in bester Ringsprecher-Manier das Ergebnis. Für die Frogs vom KKST, die in einer Allianz mit einer Mannschaft aus Kaiserslautern spielen, geht das Spiel gut aus: Mit 123 zu 113 Punkten haben sie knapp die Nase vorn. Danach geht alles ganz schnell: Wieder beschallt laute Musik den Raum, die Gruppen packen zusammen, rollen ihr Equipment in die zu Mannschaftskabinen umfunktionierten Klassenzimmer und machen ihren Nachfolgern Platz. Schließlich beginnt alles von vorn.

Teilnehmer treffen sich täglich

Sechs Mädchen und zwei Jungs gehören zu den Frogs, die sich seit vergangenem September wöchentlich, später sogar täglich getroffen und an ihrer Maschine getüftelt haben. „Das Fahren ist gar nicht so schwer, denn die Steuerung ist ähnlich wie die bei einem Computerspiel“, sagt die 14-jährige Noemi Steinbrink. Stressig sei eher die knappe Zeit, die man habe, um alle Aufgaben zu erfüllen. Jenseits des Wettkampfs biete das Turnier viel Positives. „Man lernt viele Leute kennen, und die Teamarbeit und der Austausch mit den anderen macht Spaß“, so die Schülerin.

Ihre Teamkollegin Luise Klingler wurde von Freundinnen auf das Turnier aufmerksam gemacht. „Ich baue und bastele grundsätzlich gern“, begründet die 13-Jährige ihr freiwilliges Robotik-Engagement. Ein Ass in Naturwissenschaften müsse man nicht sein, um bei der First-Tech-Challenge mitzumachen, sagt Werner Fick. Viele Talente seien gefragt: „Manche sind gut darin, ihr Team zu verkaufen, andere entwerfen gerne Logos“, so Fick. Auch Teamwork stehe hoch im Kurs, innerhalb der eigenen Gruppe sowie in den Allianzen mit anderen, vorher unbekannten Mannschaften. „Man knobelt Strategien aus, legt fest, wer was am besten kann“, so der Lehrer.

Die Frogs vom Königin-Katharina-Stift sowie die German EAGles vom Ernst-Abbe-Gymnasium in Oberkochen dürfen letztlich zum Weltfinale in Detroit Ende April. Hohe Preisgelder würden dort zwar nicht warten, wohl aber Pokale, Urkunden und Anerkennung durch andere, sagt Werner Fick. „Wer dort gewinnt, hat einen Studienplatz und einen Job ziemlich sicher, die Amerikaner schauen da genau hin“, so Fick. Doch aus Karrieregründen bei der First-Tech-Challenge mitzumachen sei sinnlos, so der Lehrer. „So viel Zeit steckt man nur rein, wenn es einem Spaß macht.“