Eltern sollten genau überlegen, ob für ihr Kind wirklich das Gymnasium oder die Realschule die richtige Wahl ist, meint Inge Jacobs.

Stuttgart - Die Wahl der weiterführenden Schulart ist nach wie vor ein heikles Thema. Daran hat auch der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung nichts geändert. Im Gegenteil: seit die Eltern entscheiden, müssen sich vor allem Realschulen, aber auch Gymnasien, auf eine ganz andere Schülerschaft einstellen. Es bleibt ihnen schlicht gar nichts anderes übrig. Dies gilt in besonderer Weise für Stuttgart, wo besonders viele Eltern ihre Sprösslinge in einer „höheren“ Schulart anmelden, als ihnen empfohlen wurde.

 

Das ist seit vier Jahren ihr gutes Recht. Und man darf unterstellen, dass die Eltern damit das Beste für ihr Kind erreichen wollen. Doch wie sich inzwischen herausgestellt hat, bewahrheitet sich das in vielen Fällen eben auch nicht. Das ist schade, vor allem für die betroffenen Kinder. Denn es ist sicher nicht lustig, dem Unterrichtstempo oder den Aufgabenstellungen nicht gewachsen zu sein oder als sogenannter Abschuler die Schulart wechseln zu müssen.

Realschule erlaubt Hilfskärtchen bei Klassenarbeiten

Umso respektabler sind die Bemühungen insbesondere der Realschule, die in Klassenarbeiten inzwischen Hilfskärtchen ziehen lässt – gegen Punkteabzug – , nur damit die Hälfte der Schüler nicht völlig abhängt. Immerhin reagiert die Politik jetzt auf diese Entwicklung, indem sie an den Realschulen in Klasse fünf den Versetzungsdruck rausnimmt, Zusatzstunden für individuelle Förderungen gewährt und nach Klasse sechs künftig in zwei Niveaustufen differenziert. Gut so.

Vielleicht hilft es Eltern, sie daran zu erinnern, dass viele Wege zur Hochschulreife führen, unterschiedlich schnelle. Und dass es auch andere, respektable Berufe gibt, für die man kein Abitur braucht.