Zwei Wochen vor dem Ende der Sommerferien in Baden-Württemberg hat sich der Lehrerverband sehr kritisch zu den geplanten Lockerungen an den Schulen geäußert.

Stuttgart - Der Philologenverband hält die Lockerungen der Corona-Regeln an Schulen und Kitas für „unverantwortlich“. Ralf Scholl, Chef des baden-württembergischen Verbands der Gymnasiallehrer, sagte am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart: „Es ist völlig leichtsinnig, die Sicherheitsmaßnahmen abzubauen. Ich gehe deshalb davon aus, dass im Herbst Corona an den Schulen massiv toben wird.“

 

Es sei „hanebüchen“, wenn Kinder unter sechs Jahren gar nicht mehr getestet werden müssten. Auch dass bei einem Corona-Fall in den weiterführenden Schulen die Mitschüler statt in Quarantäne nur noch fünf Tage lang täglich getestet werden sollen, sei unverständlich. „Das sorgt natürlich für die Weiterverbreitung des Coronavirus, weil die Schnelltests erst drei bis vier Tage danach anschlagen.“

Blick nach NRW zeigt die Richtung

Scholl monierte auch, dass es in der neuen Verordnung der grün-schwarzen Landesregierung heiße, dass Schülerinnen und Schüler möglichst eineinhalb Meter Abstand halten sollten. Er frage sich, wie das in vollen Klassenzimmern gehen solle. „Das ist alles Makulatur“, schimpfte der Verbandschef. Man könne schon in Nordrhein-Westfalen sehen, wo die Schule wieder begonnen hat, wie die Corona-Zahlen unter Kinder und Jugendlichen in die Höhe schießen. Scholl sagte: „Mach nur weiter so, Baden-Württemberg, dann überholen wir NRW noch.“

Es sei doch absehbar gewesen, dass Kinder und Jugendliche „Treiber der Pandemie“ würden. Schließlich sollen Kinder unter zwölf Jahren nicht geimpft werden und auch bei Jugendlichen seien Eltern wegen der späten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) häufig noch zurückhaltend.

Es sei „Volksverdummung“, wenn die Landesregierung nun davon spreche, dass über zwei Drittel aller über Zwölfjährigen im Land mittlerweile schon vollständig geimpft seien und deswegen Lockerungen möglich seien. Denn in Wirklichkeit seien von den Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren nach jüngsten offiziellen Zahlen nur 27,8 Prozent erst einmal geimpft und 22,1 Prozent hätten den vollständigen Impfschutz.