Der Sanierungsstau an den beruflichen Schulen des Kreises wird auf rund 40 Millionen Euro beziffert. Ein Beratungsbüro soll nun ein Konzept entwickeln, wie die Gebäude künftig genutzt und ausgestattet werden.

Böblingen - Sämtliche Berufsschulen im Kreis sind momentan völlig ausgelastet. Das geht aus dem aktuellen Schulentwicklungsplan hervor, den jüngst das Bildungsbüro des Landratsamts vorgelegt hat. Bisweilen müssen sogar außerhalb der Schulen Räume angemietet werden. „Das liegt daran, dass wir der wirtschaftsstärkste Landkreis weit und breit sind und einen Bevölkerungszuwachs erleben“, erklärt der Landrat Roland Bernhard. Folglich fällt der Rückgang der Schülerzahlen deutlich geringer aus als anderorts. Zudem sind die meisten Gebäude mehr als 40 Jahre alt; sie sind in der Regel bisher nur punktuell saniert und modernisiert worden. Laut dem Schulentwicklungsplan besteht an den sechs Bildungseinrichtungen des Kreises ein Instandhaltungs- und Renovierungsbedarf in Höhe von rund 40 Millionen Euro.

 

Ein externes Beratungsbüro soll noch in diesem Jahr unter der Federführung des Amts für Gebäudewirtschaft in der Kreisbehörde ein Konzept entwickeln, wie die Schulhäuser künftig genutzt und ausgestattet werden sollten. Auch an zusätzliche Unterrichtsräume ist zu denken. Für die Planung sind 800 000 Euro im diesjährigen Etat vorgesehen.

Es fehlt überall an Platz

Für das Berufsschulzentrum Leonberg mit seinen rund 3000 Schülern hat die Gebäudewirtschaft vorläufig schon mal einen Sanierungsstau von 10,5 Millionen Euro errechnet. Am höchsten ist er an der Gottlieb-Daimler-Schule I und II in Sindelfingen. Die Modernisierung wird auf mehr als elf Millionen Euro beziffert. Am ältesten sind die Gebäude des Kaufmännischen Berufsschulzentrums in Böblingen, drei von ihnen wurden in den 1950er Jahren in Betrieb genommen. 8,3 Millionen Euro seien nötig, lautet die vorläufige Bilanz der Planer, um sie zu renovieren. Generell fehlen an den Schulen Arbeitsplätze für Lehrer und für die zu Unterrichtenden.

Die Belegung der Räume sei außerordentlich hoch, besonders an der Mildred-Scheel-Schule in Böblingen und der Hilde-Domin-Schule in Herrenberg; nach externen Unterrichtsräumen werde gesucht. Auch angesichts des zu erwartenden Schülerrückgangs sei mit keiner Entspannung zu rechnen. Zumal immer mehr zugereiste Jugendliche in die Schulen kommen. Zu Beginn des Schuljahres 2015/16 waren es insgesamt 400 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

Viele Nationalitäten in den Berufsschulen

Die Heranwachsenden verschiedener Nationalitäten besuchen so genannte VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse). Vor einem Jahr wurden 22 solcher Klassen eingerichtet. Dadurch hat sich die Raumnot noch verschärft. An manchen Schulen werden die Jugendlichen zum Teil nachmittags unterrichtet, weil vormittags keine Räume mehr zur Verfügung stehen.

Trotz des leichten Rückgangs der Schülerzahlen seien in den nächsten zehn Jahren immense Investitionen nötig, unterstrich der Landrat, um die Gebäude, die Werkstätten, Labore und Fachräume herzurichten und auf den neuesten Stand der Technik und des digitalisierten Unterrichts zu bringen. „Wir wollen unsere wirtschaftliche Spitzenposition und das qualitativ hohe Bildungsangebot halten“, betonte Bernhard. Das solle an allen Standorten geschehen, um auch weiterhin eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten.