Alle Betreuungseinrichtungen bleiben von heute an zu. Aber was bedeutet das für die Lehrer, Eltern und Schüler?

Rutesheim/Mönsheim - Die Anspannung ist groß an den Schulen am Montag. Über das Wochenende haben Lehrer Wochenpläne für ihre Klassen erarbeitet, für Kinder von Eltern, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, musste eine Notbetreuung auf die Beine gestellt werden. Und in den nächsten Wochen muss es ja auch irgendwie weitergehen. Bei den Lehrern an der Gemeinschaftsschule Heckengäu in Mönsheim war daher jede Menge los – nicht erst am Montag.

 

„Am Freitag war bis Unterrichtsschluss ja noch nicht bekannt, was kommen wird. Wir wussten nur, dass etwas kommt“, erzählt die Leiterin der Heckengäuschule, Monika Becker. „Wir waren deshalb am Wochenende fortlaufend mit allen Kollegen in Kontakt und haben alles in die Wege geleitet.“ Ein Teil war die Vorbereitung des „Unterrichtsplans“ für die laufende Woche. Die Schüler bekamen den Plan, was sie in der Woche alles erledigen müssen, samt Materialien direkt am Montag noch ausgehändigt. „Für die zwei Wochen danach wird es auch so einen Plan geben“, so Becker. Die älteren Schüler, die eine schulische E-Mail-Adresse haben, bekommen alle nötigen Infos zugeschickt.

Problem: Digitalisierung

Bei manchen Fächern lässt sich das alles gut umsetzen. Schwierig wird es bei Fächern wie Mathe, deren Inhalte sich schriftlich nur schwer erklären lassen. „Das Thema hatten wir hier auch schon. Wenn wir mit der Digitalisierung inzwischen weiter wären, wäre das viel einfacher“, sagt Monika Becker. Digitaler Unterricht beispielsweise via Skype könne nur auf privater Basis stattfinden, denn nicht jeder hat das Programm. Angeordnet werden kann es nicht. Die große Frage außerdem: Wie geht es weiter mit den Realschülern, die nach den Ferien ihre Prüfungen haben sollen? „Damit sie die Gelegenheit für Rückfragen haben, wird immer zu bestimmten Zeiten eine Lehrkraft hier im Haus sein, die dann telefonisch erreichbar ist.“

Außerdem musste die Schule noch klären, wie sie die Notbetreuung regelt. Eltern, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, haben nämlich ein Anrecht auf Betreuung. „Die Schüler haben am Montag das Anmeldeblatt mit nach Hause bekommen. Das heißt, wir wissen nicht, ob wir am Dienstag zehn oder 50 Anmeldungen haben.“ Kollegen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, werden dann abwechselnd vor Ort sein und sich um die Notbetreuung kümmern. Sie habe sich auch extra mit Kollegen an anderen Schulen abgesprochen, wie es an anderen Stellen gehandhabt wird.

Die Anspannung, sagt Monika Becker, war Lehrern wie Eltern jedenfalls deutlich anzumerken. „Ich war mit einigen Kolleginnen im Gespräch, die sich das ganze Wochenende den Kopf darüber zerbrochen haben: ,Habe ich auch an alles gedacht?’“ Auch von Eltern gingen ständig neue Anfragen ein, am Montag, aber auch schon am Wochenende direkt an die Lehrer. „Es kamen zum Teil ganz banale Anfragen, auf die ich gar nicht gekommen wäre.“ Man merke einfach, wie sehr die Menschen das Thema beschäftige. Auffällig sei natürlich, dass vor allem Eltern, bei denen es von Arbeitgeberseite keine klare Linie gebe, sehr viel verunsicherter seien. „Es gab schon welche, die gesagt haben: Sie wissen noch gar nicht, wie es in ihrem Betrieb geregelt ist und wie lange sie überhaupt daheimbleiben können, um sich um ihr Kind zu kümmern.“

Gute Kooperation mit dem Elternbeirat

„Ich bin stolz, ein so verantwortungsvolles Lehrerkollegium zu haben“, sagt Jürgen Schwarz, der Leiter des Rutesheimer Gymnasiums. Die Lehrer hätten sich von der Dynamik der Ereignisse nicht beunruhigen lassen. Alle seien im Dienst und hätten den Schülern über Programme per Mail oder Moodle-Räume Aufgaben zur Verfügung gestellt. „Es gilt, wenigstens den digitalen Kontakt aufrechtzuerhalten“, sagt Schwarz. Vor allem für die Abitur-Klassen und ihre Lehrer sei es schwer, keine gemeinsamen Vorbereitungen vornehmen zu können. Die Lehrer werden von zu Hause arbeiten, es finden keine Besprechungen statt.

Ein gute Kooperation gebe es mit dem Elternbeirat, erläutert Jürgen Schwarz. Der bündelt die Fragen über Fragen, die von den Eltern an die Schule herangetragen werden: Wie sieht es mit den Klassenarbeiten aus? Was ist mit den Abitur-Prüfungen?, sind nur einige. „Wir müssen jetzt auf Sicht fahren“, sagt Schwarz.

„Die Schüler haben am besten reagiert, keiner hat Hurra gerufen, weil es nun keinen Unterricht gibt“, ist Rührung in der Stimme des Schulleiters herauszuhören. „Selbst die, die nach den Ferien bereits in Quarantäne waren, waren traurig anstatt fröhlich“, hat der Rutesheimer Schulleiter erfahren. Er und das gesamte Leitungsteam der Schule müssen übrigens auch jetzt vor Ort präsent sein.