Dranbleiben und beißen: Über den Lukmanier-Pass ist die Alpencross AG der Freiberger Oscar-Paret-Schule von Lindau an den Lago Maggiore gefahren.

Was für ein Projekt: Über die Alpen mit dem Fahrrad, 281 Kilometer und 2800 Höhenmeter, von Lindau am Bodensee nach Tenero am Lago Maggiore. 27 Schüler der Freiberger Oscar-Paret-Schule haben das mit ihren Lehrern Christian Barth und Sebastian Bertsch gemeistert. Ein Jahr lang haben sie sich in der Alpencross AG der Schule darauf vorbereitet.

 

Vier Tage lang waren die Schüler und ihre Begleiter auf den Rädern unterwegs. Von Lindau aus waren die 50 Kilometer im Rheintal bei traumhaftem Wetter ein schöner Einstieg in die Tour. Dann ging es ans Eingemachte. Nach der Nacht im Zelt ging es über den Lukmanier-Pass vom Schweizer Kanton Graubünden ins Tessin. 1650 Höhenmeter standen auf dem Plan.

Die Schüler haben sich gegenseitig angefeuert

Aber alle haben den 20 Kilometer lange Aufstieg zur Passhöhe geschafft. „Die wunderschöne Landschaft und vor allem das gegenseitige Anfeuern waren toll“, sagt der Lehrer Sebastian Bertsch rückblickend. Die Schüler aus den unterschiedlichen Jahrgangsstufen – von Klasse sieben bis elf – sind als Gruppe zusammengewachsen. Oben auf der Passhöhe gab es einige Freudentränen.

Dieses Zusammenwachsen der Gruppe mit Jugendlichen aus verschiedenen Schularten und Altersstufen ist ein Effekt, das Sebastian Bertsch bei der Alpencross AG beobachtet. Weitere sieht er schon bei der Vorbereitung, die das ganze Schuljahr über dauert. „Die AG hat das Ziel, die Schüler an das Fahrrad ran zu bringen.“ Das fängt bei der Fitness mit regelmäßigen gemeinsamen Touren an und geht über das Reifenflicken bis hin zum Planen einer Route. „Und wer es am Ende über die Alpen geschafft hat, der ruft, wenn er mal von Freiberg nach Ludwigsburg muss, nicht mehr nach dem Elterntaxi“, so Bertsch.

Die Alpencross AG an der Oscar-Paret-Schule (OPS) ist schon vor ein paar Jahren entstanden. Die Initialzündung kam im Jahr 2008 bei der Preisverleihung des deutschen Schulpreises in Berlin. Dort hörten Lehrer der OPS von einem solchen Projekt in einer anderen Schule – und die Idee, das auch anzubieten, war geboren.

Seither ging es für die Freiberger Schüler jedes Jahr über die Alpen. Und zwar fast jedes Jahr über eine andere Route. Das legendäre Timmelsjoch war schon dabei und diesmal eben der Lukmanier-Pass. Auch der zieht sich. „Dranbleiben und beißen“ hieß es für die Alpencross AG. Am Ende haben es alle selbstständig auf die Passhöhe auf 1920 Meter geschafft. Fix und fertig, aber glücklich.

Eine Nacht unter dem Sternenhimmel

Und auch wenn die Herberge auf dem Lukmanier-Pass mehr als genug Betten zu bieten hatte, entschied sich ein Großteil der Schüler, die Nacht auf der Passhöhe mit Schlafsack und Isomatte draußen zu verbringen. „Der Sternenhimmel war sehr, sehr besonders“, berichtet Sebastian Bertsch. Ein Highlight des Alpencross, so die Rückmeldung der Schüler.

Ein weiteres Highlight war am nächsten Tag die Abfahrt hinunter zum Lago Maggiore – mit einem abschließenden Bad im See. Eine Sache war übrigens die vier Tage lang fast gar kein Thema: das Handy. Die Mobiltelefone hatten Sendepause. Zwar hielten die Schüler ihre Lieben zuhause auf dem Laufenden. Aber meist blieb das Handy aus. Radeln, Baden in Gebirgsbächen und die Landschaft zu genießen – das war wichtiger.

Im kommenden Jahr soll der Alpencross in eine neue Runde gehen. Ob es wirklich klappt, ist allerdings noch unklar. Denn die Finanzierung wackelt. Vor allem die Preise für die Rückfahrt mit dem Bus sind enorm gestiegen. „Deshalb sind wir noch auf der Suche nach einer Finanzierungshilfe.“