Seit Montag ist wieder Unterricht in den Fellbacher Klassenzimmern – zumindest für einen Teil der Schüler. Es hat sich inzwischen viel verändert, aber trotz Maskenpflicht und Abstandsregeln ist die Freude über den Start groß.

Fellbach - Große Freude herrsche im Haus, sagt Alexander Ackermann, Direktor am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Fellbach. Vor den Pfingstferien habe man die Abschlussschüler durchs Abitur gebracht, seit Montag seien wöchentlich im Wechsel wieder rund 500 Schüler im Haus. In normalen Zeiten sind es doppelt so viele. Die Klassen wurden unter Berücksichtigung des Schulwegs und der Geschwisterkonstellation nach dem Alphabet halbiert. „Wir freuen uns alle, wieder dahin zu kommen, was Alltag für uns ist“, sagt der Direktor.

 

Die nun deutlich kleineren Klassen tragen zu einem sehr konzentrierten Lernen bei

Man nenne die sechs Wochen bis zu den Sommerferien nicht „Unterricht“, sondern habe das Programm „Auffangen“ gestartet. „Das Psychosoziale ist uns wichtig, das gegenseitige geschätzt werden“, formuliert es Ackermann. Dazu gehöre, dass mancher Schüler vielleicht gemerkt hat, dass der Mathelehrer doch besser erklären könne als die Mutter. „Ich habe mich richtig gefreut, wieder in die Schule zu kommen“, sagt der Elftklässler Georgios Angelis. Und Ariana Ahmad von derselben Stufe sagt: „Zu Hause lernte man nicht so motiviert.“

Die nun deutlich kleineren Klassen tragen zu einem sehr konzentrierten Lernen bei. „Man ist sehr fokussiert auf das, was im Unterricht geschieht“, sagt Ariana Ahmad. Die Schulsekretärin Jasmin Mendetzki bemerkt im Lehrerkollegium „einen richtigen Flow“. „Manche Lehrer sind netter geworden“, formuliert es die Sechstklässlerin Louise Fuchs. Und Zehntklässler Samuel Bienert findet es gut, dass sein Tagesrhythmus nun wieder stimmt. Nur rund 15 Prozent der Lehrer im FSG hätten sich krankgemeldet, sagt der Direktor. Im Kollegium sei man sich einig, „die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“ tragen zu wollen.

Die Wege im Haus sind als Einbahnstraßen reguliert

Aber von besorgten Eltern kämen auch Anrufe, ob man es denn mit Maskenpflicht und Hygiene wirklich ernst nähme. Und ob denn endlich wieder Klassenarbeiten geschrieben würden. Diesbezüglich hätten die Lehrer frei Hand, sagt Alexander Ackermann, es gebe kein Minimum an Klassenarbeiten. Sitzenbleiben könne in diesem Schuljahr keiner, aber mancher wiederhole freiwillig. Und Zeugnisse gibt es selbstverständlich. Und die Abstands- und Hygieneregeln hielten alle Schüler und Lehrer ein.

„Wir haben viele und große Räume“, sagt Ackermann. In jedem Klassenzimmer sind Waschbecken vorhanden, auf einmal mangle es auch an Seife, Einmalhandtüchern und Desinfektionsspray nicht. Die Wege im Haus sind als Einbahnstraßen reguliert. Auch auf dem Schulhof klappt es recht gut mit Maskenpflicht und Abstand. In der Klasse nehmen Lehrer und Schüler aber überwiegend die Maske ab. „Man versteht sich einfach besser“, erklärt Ackermann. Sogar die Mensa soll in zwei Wochen wieder öffnen.

Statt nur Mathe, Deutsch und Englisch, wie vom Kultusministerium vor allem gefordert, werden am Friedrich-Schiller-Gymnasium alle Fächer unterrichtet, auch ein Sportprogramm wird angeboten. Aber das Wichtigste sei, diese „vielleicht größte Krise im bisherigen Leben der Schüler“ gemeinsam aufzuarbeiten, sagt Alexander Ackermann: „Wir wollen innerliche Begegnung bei äußerlichem Abstand.“

Wobei in der Albert-Schweitzer-Schule von 40 Lehrkräften zehn zur Risikogruppe über 60 zählen

Alle Schüler werden in den insgesamt sechs Wochen bis zu den Sommerferien zwei Wochen Schulunterricht bekommen – täglich fünf bis acht Stunden. In den Wochen dazwischen gibt es weiter digitalen Unterricht. Das habe sich eingespielt, sagt Direktor Ackermann. Sechstklässlerin Louise Fuchs findet sogar, dass Lernen zu Hause einfacher sei: „Jeder kann sein eigenes Tempo vorlegen.“ Sie habe trotz diszipliniertem Arbeiten wesentlich mehr Freizeit gehabt. Der große Vorteil sei allerdings die Gemeinschaft: „Meine Freunde habe ich schon vermisst“, sagt Louises Klassenkameradin Julia Danielis.

Deutlich weniger Unterricht gibt es an der Albert-Schweitzer-Schule in Schmiden, dort haben die Kinder je nach Klassenstufe zwölf bis 15 Wochenstunden, also maximal drei Stunden am Tag. Aber an der Gemeinschaftsschule mit Werkrealschule herrscht trotzdem Freude: „Der Start hat total gut geklappt, die Lehrer sind ganz erstaunt, wie diszipliniert selbst die Kleinsten sind, wie gut sie Bescheid wissen über das Virus und die Hygieneregeln“, sagt Rektor Lars Wiemers. Freude über das Wiedersehen und ein Stück Normalität herrsche bei Schülern, Eltern und Lehrern vor.

Wobei in der Albert-Schweitzer-Schule von 40 Lehrkräften zehn zur Risikogruppe über 60 zählen, acht von ihnen sind vorsichtshalber zu Hause geblieben, das ist immerhin ein Fünftel der Lehrerschaft. Im Präsenzunterricht werden nun die Fächer Deutsch, Mathe und Sachkunde in der Grundstufe sowie Deutsch, Mathe und Englisch in den höheren Klassenstufen unterrichtet. Diese Woche erhalten die Klassenstufen 1, 3, 5, 7 und 9 Unterricht, in der kommenden Woche die „geraden“ Klassenstufen. Die Klassen wurden geteilt, die Schüler kommen zeitversetzt. Die wenigen Schulstunden nutzen die Lehrer, um neue Themen einzuführen, die die Schüler dann in der Zeit des digitalen Unterrichts zu Hause festigen können, erklärt Wiemers. „Wichtig ist auch, den Stoff bei den Schülern zu festigen, die während Corona sozusagen durchs Raster fielen und nicht erreichbar waren.“