Hoch motiviert gehen die 40 Mitarbeiter der Nationalpark-Verwaltung ans Werk, um das neue Großschutzgebiet im Schwarzwald für die Besucher erlebbar zu machen. Im Februar soll ein Veranstaltungsprogramm vorgestellt werden. Auch sonst gibt es für die Verwaltungsmitarbeiter einiges zu tun.

Freudenstadt - Das Interesse am Nationalpark Schwarzwald ist riesig. Seit Anfang des Jahres ist das insgesamt 10 000 Hektar große, zweigeteilte Schutzgebiet rund um den Ruhestein und den Hohen Ochsenkopf im Nordschwarzwald ausgewiesen. Doch für Besucher ist das noch nicht zu erkennen und zu erleben. So müssen die beiden Nationalpark-Leiter, Wolfgang Schlund und Thomas Waldenspuhl, die hoch gesteckten Erwartungen momentan eher ein bisschen dämpfen. Mit Hochdruck werde gerade an einem Veranstaltungsprogramm für Besucher und Schulklassen gearbeitet, das im Februar vorgestellt werden soll. Immerhin kann dabei auf die bisherige Arbeit und die Erfahrung des Naturschutzzentrums Ruhestein zurückgegriffen werden.

 

Dort, auf dem Ruhestein, hat inzwischen die Direktion der Nationalparkverwaltung ihren Sitz, ein weiterer Teil der Verwaltung ist im Gebäude der Außenstelle der unteren Forstbehörde im Baiersbronner Ortsteil Klosterreichenbach untergebracht. Die Lage für die 40 Mitarbeiter wird sich im April etwas entspannen, wenn ein weiteres Gebäude an der Alexanderschanze bezugsfertig ist. Aber auch dies ist nur eine Übergangslösung – bis der Nationalparkrat, der sich am 23. Januar zu seiner konstituierenden Sitzung trifft, irgendwann den Verwaltungssitz endgültig festlegt. „Wir fangen bei Null an“, wirbt die Sprecherin Simone Stübner um Verständnis. „Vom Bleistift, Rechner bis zum Telefon muss alles noch organisiert, die interne Aufgabenverteilung geklärt werden.“

Ranger-Team wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt

Gleichwohl werden bereits Mitarbeiter geschult, zumal die meisten aus der reinen Forstwirtschaft kommen. Es gehe darum, den Naturschutz in den Vordergrund zu rücken und die Gedanken und Ziele eines Nationalparks zu vermitteln, damit alle auf dem gleichen Stand seien, sagt Stübner. Zwei hauptamtliche Ranger sind bereits im Einsatz, vier weitere kommen noch in diesem Jahr dazu, jeweils zwei in den kommenden zwei Jahren. Dem zehnköpfigen Team werden ehrenamtliche Helfer zur Seite gestellt – für Führungen von Besuchergruppen, aber auch für die Kontrolle von Wegen und Beschilderungen.

Beobachten, erfassen, planen – das sind in den nächsten Jahren die Hauptaufgaben der Nationalparkverwaltung, erläutert der für den Bereich Forst zuständige Direktor Thomas Waldenspuhl. Bis zum Jahresende müsse eine sogenannte Grobzonierung des Nationalparks festgelegt werden, „dazu sind wir gesetzlich verpflichtet“, betont Waldenspuhl. Es geht um eine erste Einteilung in Kern-, Entwicklungs- und Managementzonen, der Nationalparkrat wird dabei mitreden, auch Bürger und anliegende Gemeinden sollen gehört werden. In 30 Jahren müssen 75 Prozent der Nationalparkfläche Kernzone sein, in der – außer der Wegesicherungspflicht – keinerlei menschliche Eingriffe mehr erfolgen dürfen, hier soll die Natur die Herrschaft übernehmen. Die Bannwälder, zum Teil seit Jahrzehnten bereits dem Wirken der Natur überlassen, sind dabei die Keimzellen dieser Kernzone, die nun erweitert erden soll.

Zeitdruck beim Borkenkäfermanagement

Unter Zeitdruck muss bis Ende April – denn mit der Frühjahrswärme schwärmen dann auch die Borkenkäfer wieder – ein erstes Konzept für ein Borkenkäfermanagement erstellt werden. In einer 500 Meter breiten Pufferzone zu angrenzenden privaten Wirtschaftswäldern sollen die altersgemäß anfälligen Fichten im Nationalpark engmaschig auf Borkenkäferbefall kontrolliert werden. Das müsse auch dokumentiert werden.

Und schließlich wird es noch einen Waldentwicklungsplan geben, erläutert Waldenspuhl. Wie viele Fichten sollen entfernt, welche Anteile von Buchen und Tannen als Starthilfe gepflanzt werden. Letztlich gehe es darum, wie irgendwann einmal der Wald im Nationalparks aussehen könnte. Ein Ziel mit ungewissem Ausgang – zumal auch der Klimawandel eine schwer kalkulierbare Rolle spielen werde.

Eröffnungsfest steigt im Mai

Nationalparkrat Das 24-köpfige, paritätisch mit Vertretern der Region und des Landes Baden-Württemberg besetzte Gremium, trifft sich am 23. Januar zu seiner ersten Sitzung. Dann soll der Vorsitzende gewählt werden. Diesen bestimmen allein die regionalen Vertreter. Diese Mitsprache ist bundesweit einmalig.

Aufgaben Das Gremium trifft alle wichtigen Entscheidungen – vom Verkehrs-, Tourismuskonzept bis hin zum Nationalparkplan. Unterstützt wird es dabei von März an von einem noch zu gründenden Nationalparkbeirat. Dessen Mitglieder, Vertreter von Verbänden und Institutionen, haben eine beratende Funktion.

Fest Am 3. Mai wird es eine offizielle Eröffnungsfeier des Nationalparks geben – mit dem Naturschutzminister Alexander Bonde, dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und weiteren Gästen. Eingeladen werden sollen auch Delegationen der anderen 14 Nationalparks in Deutschland.