Heute nennt der Inhaber der Rolf Benzinger Spedition – Transporte GmbH einen Fuhrpark von 220 speziell ausgerüsteten Fahrzeugen sein eigen – die teuersten Jumbo-Hänger kosten 300 000 Euro.

Friolzhiem – Wenn es nach dem Vater gegangen wäre, hätte Rolf Benzinger den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern übernehmen sollen. Die Ausbildung zum Landwirt hatte er auch brav absolviert und gleich eine Stelle in einem Fleischerunternehmen angenommen – nicht etwa als Schlachter, sondern als Fahrer eines 7,5-Tonners. „Da habe ich gewusst, was ich mit meinem Leben anfangen will“, sagt Benzinger – und drückte noch einmal die Schulbank, um bei der Stuttgarter Spedition Niederquell eine Speditionslehre anzuhängen.

 

Im Jahr 1971 kaufte er seinen ersten Lkw, einen gebrauchten Mercedes-Laster für 56 000 Mark. Einen Kredit von 28 000 Mark habe er dafür aufnehmen müssen. „Bei der Summe ist mir schwindlig geworden“, sagt er rückblickend.

Heute nennt der Inhaber der Rolf Benzinger Spedition – Transporte GmbH einen Fuhrpark von 220 speziell ausgerüsteten Fahrzeugen sein eigen – die teuersten Jumbo-Hänger kosten 300 000 Euro. Er leitet einen Betrieb mit 400 Mitarbeitern, davon sind 45 Auszubildende. Auch im Ausland hat seine Spedition Standorte, etwa in Frankreich, Spanien, Polen und Russland. Allein im vergangenen Jahr hat die Spedition europaweit etwa 80 000 Sendungen ausgeliefert. „Wir fahren überall, wo es Straßen gibt“, lautet das Motto des Geschäftsinhabers – das heißt, fast überall. Die bisher längste zu bewältigende Strecke führte von Friolzheim ins 7000 Kilometer entfernte westsibirische Städtchen Nyagan. „Da kommt man mit dem Lkw gar nicht hin“, sagt Benzinger. „Für die letzten 700 Kilometer mussten wir die Ware auf die Bahn umladen.“

Ein echter Schwäbischer Schaffer

Benzinger ist ein „Schaffer“, ein Unternehmer aus altem Schrot und Korn. „Man braucht ein Gespür für die Arbeit“, sagt der 69-Jährige, der ja eigentlich in Rente gehen könnte – ein Gedanke, bei dem er prustet vor lachen. „Ich liebe meine Arbeit – was ich mache, ist mein Hobby“, sagt er. Um seine Firma aufzubauen, habe er 27 Jahre lang auf Urlaube verzichtet. Trotzdem sei er gesund und munter geblieben, sagt der Firmenchef, wenn er „die Jungen“ mal wieder murren hört, sie seien urlaubsreif.

Das Geheimnis seines Erfolges? Mit Arbeitseifer allein sei es nicht getan, sagt Benzinger. Gute Mitarbeiter gehören dazu. Die besten Leute seien die, die er selbst ausbildet, sagt er. Die wüssten auch genau, worauf es in der Firma ankomme: auf die Wünsche des Auftraggebers. „Bei uns hat nicht der Chef hat das Sagen, sondern der Kunde“, ist ein Motto seiner Spedition. Um dem gerecht zu werden, hat Benzinger seinen Fuhrpark auf die Bedürfnisse seiner internationalen Kunden ausgerichtet. Unter anderem hat er sich auf Linienverkehr, Fracht von Überseecontainern zu allen Häfen, Verteilung von Lebensmitteln, aber auch Messetransporte und Just-in-time-Logistik spezialisiert. Selbst für Baustellen und Parksysteme ist seine Spedition gerüstet. Deshalb gehört auch sein nächster Nachbar, die Firma Wöhr, zu seinen Kunden.

Die Firma durch alle Höhen und Tiefen zu navigieren, das sei nicht immer leicht gewesen. So ist auch das Krisenjahr 2008 an Benzinger nicht spurlos vorübergegangen. Diesel wurde unerschwinglich teuer, die Auftragszahlen schrumpften um 30 Prozent, das habe man erst einmal wegstecken müssen, sagt er heute. „Wir mussten 80 Lkw verkaufen und 126 Leute entlassen.“ Das habe ihm wehgetan, auch menschlich. Seit 2010 geht es wieder bergauf. „Mich haut so schnell nichts um – die Verluste von damals haben wir alle weggeschafft“, sagt Benzinger.

Ob er je müde wird, die Geschicke seiner florierenden Spedition zu lenken, daran zweifelt er. Wenn es jemals so sein sollte, hat der vorausschauende Unternehmer bereits vorgesorgt. Eines Tages sollen seine beiden Neffen das Steuer übernehmen.