Der Kult-Chorleiter der berühmten Fischer-Chöre, Gotthilf Fischer, ist am vergangenen Freitag im Alter von 92 Jahren gestorben.

Stuttgart - Der populäre Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot. Er starb bereits am Freitag im Alter von 92 Jahren, wie seine Managerin Esther Müller in Stuttgart am Mittwoch bestätigte. Am Mittwoch war die Beerdigung an einem Ort, den die Familie geheim hält, damit nicht Massen dorthin strömen. Erst danach wurde die Öffentlichkeit informiert.

 

„Gotthilf ist so gestorben, wie er immer wollte“, sagte Esther Müller unserer Redaktion, „er hatte keine schwere Krankheit, kein Corona, nichts, er ist in aller Ruhe in seinem Bett nachts eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.“ Im Februar wäre er 93 Jahre geworden.

„Wer singt, bleibt gesund“

Noch bis kurz vor der Pandemie hatte er Chorunterricht gegeben. „Wer singt, bleibt gesund“, lautete seine Devise. Vor einem Jahr hatte er noch beim Weihnachtsmarkt von einer Bühne am Neuen Schloss herunter beim „europäischen Adventssingen“ ein großes Publikum dirigiert. Gesungen wurde „Freue schöner Götterfunken“. Fischer sah damals relativ fit aus und strahlte beim Dirigieren . Für sein Lebenswerk ist er damals als „Gesicht Europas“ geehrt worden. „Lieder machen glücklich“, sagte er, „Lieder sind ein gutes Mittel gegen Depression und Traurigkeit.“

Als lebensfroher Mensch seien die letzten Monate in der Pandemie „nicht seine gewesen“, sagte die Managerin. Doch auch in der Zeit der Pandemie habe er immer versucht, optimistisch nach vorne zu schauen. Sie kenne „keinen Mensch, der so lebensbejahend“ war.

Fischer gründete mit 14 Jahren seinen ersten Chor

Fischer wurde am 11. Februar 1928 im schwäbischen Plochingen geboren. Er wuchs als Sohn eines Hobbymusikers auf und gründete mit 14 Jahren seinen ersten Chor. Drei Jahre später übernahm er die Leitung des Gesangvereins Concordia in Deizisau, später wurde er Leiter weiterer Gesangvereine.

Zu bundesweiter Berühmtheit gelangte er, als die Fischer-Chöre 1969 in der Sendung „Dreimal neun“ mit Wim Thoelke auftraten. Bald darauf erschien die erste Schallplatte. Fischer dirigierte zwischenzeitlich mehr als 60 000 Sänger auf der ganzen Welt. Sie waren in Freundeskreisen der Fischer-Chöre aktiv. Mehr als 16 Millionen Schallplatten wurden weltweit verkauft.

Mehr als 17 Millionen Youtube-Streams und Zehntausende Downloads

Erst im vergangenen Jahr wurde der „König der Chöre“ sogar noch für einen Internet-Erfolg ausgezeichnet: Seine Aufnahme der Europahymne „Ode an die Freude“ mit der Liedzeile „Freude schöner Götterfunken“ kam nach Angaben seines Managements auf mehr als 17 Millionen Youtube-Streams und Zehntausende Downloads bei Anbietern wie Amazon und Spotify. Umgerechnet zähle das in etwa so viel wie 75 000 physische Tonträger - dafür gab es eine Goldene Schallplatte.

Fischers Frau Hilde war 2008 im Alter von 89 Jahren nach 59-jähriger Ehe gestorben. Sie hatte 1949 einen Sohn mitgebracht, gemeinsam bekamen sie zwei Kinder.