Die Bürgerenergiegenossenschaft finanziert und betreibt fünf Fotovoltaikanlagen – und hat noch jede Menge andere Pläne, wie sie die Energiewende vor Ort voranbringen kann. Die Vision ist eine autarke Gemeinde.

Schwaikheim - Es liegt eine anstrengende Zeit hinter der Bürgerenergiegenossenschaft Schwaikheim. Innerhalb eines guten Jahres hat sie fünf Fotovoltaikanlagen finanziert. Drei davon wurden direkt in Schwaikheim installiert – auf den Dächern des Kinderhauses, der Ludwig-Uhland-Schule sowie des Alten- und Pflegeheims Elim. Hinzu kommen eine Anlage, die auf einer Schule im bayerischen Kolbenmoor betrieben wird, sowie Solarzellen auf dem Dach des Alten- und Pflegeheims Elim in Erbstetten, die im Januar installiert wurden. Zudem hat sich die Genossenschaft an einer Windkraftanlage in Berghülen auf der Schwäbischen Alb beteiligt. Insgesamt haben die mittlerweile 147 Genossen 348 000 Euro in erneuerbare Energien investiert, etwa 215 Kilowatt peak (kWp) beträgt die Leistung der realisierten Projekte.

 

Ein Kraftakt, der nötig war: „Wir haben ausgerechnet, dass wir eine Leistung von 200 kWp benötigen, damit wir unsere fixen Ausgaben decken können und uns nicht jeder kleine Gegenwind umbläst“, sagt Dieter Lindenmaier, ein Mitglied des Vorstands. Und noch aus einem weiteren Grund war Eile geboten: „Die Vergütung für den eingespeisten Strom wird immer geringer, deswegen war klar, dass wir die Fotovoltaikanlagen unter Volldampf realisieren müssen, um die Wirtschaftlichkeit klar zu kriegen“, sagt Dieter Lindenmaier.

Nachdem dies nun geschafft ist, freut sich der Vorstand der Genossenschaft auf ruhigeres Fahrwasser – und darauf, sich nun in Ruhe nach neuen Projekten umsehen zu können und weitere Ideen zu realisieren. „Natürlich war und ist es unser Ziel, von unten zur Energiewende beizutragen und bei den Bürgern ein Bewusstsein für erneuerbare Energien zu schaffen“, erläutert Michael Held, ebenfalls Mitglied im Vorstand. Natürlich weiß der 40-Jährige nicht genau, welchen Anteil die Bürgerenergiegenossenschaft daran hat, „aber seit es uns gibt, sind auch auf vielen privaten Schwaikheimer Wohnhäusern Solaranlagen entstanden“.

Wichtig ist der Genossenschaft auch das Thema Energieeffizienz. So wird momentan ausgewertet, wie viel Strom die Mitglieder verbrauchen. „Wir möchten zusammen mehr Strom produzieren, als wir verbrauchen“, sagt Held. Deswegen wird gerade zugleich überlegt, welche Anreize für die Mitglieder geschaffen werden könnten, damit diese energieeffizientere Haushaltsgeräte kaufen. Des Weiteren informiert sich die Bürgerenergiegenossenschaft darüber, inwieweit sie die Stromversorgung für das neue Schwaikheimer Wohngebiet „Heiße Klinge“ übernehmen könnte und ob sie dem sogenannten Bürgerwerk beitreten möchte. „Darüber könnten wir eventuell einen eigenen Stromtarif für Schwaikheim erreichen“, sagt Michael Held.

Er ist wie seine Vorstandskollegen Dieter Lindenmaier und Rainer Schefenacker sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung der Genossenschaft. „Wir haben uns im vergangenen November auch vom Genossenschaftsverbund auf Herz und Nieren prüfen lassen – und haben einen dunkelgrünen Stempel für unser Tun bekommen“, sagt Dieter Lindenmaier.

Der einzige Wermutstropfen für Michael Held ist die Bürokratie, mit der die Ehrenamtlichen zu tun haben: „Wir werden als Stromerzeuger gleich behandelt wie etwa die EnBW und müssen monatliche Prognosen über unsere Stromproduktion abgeben – nur um dann einen Abschlag von 35 Euro zu zahlen.“ Trotzdem sollen solche kleinlichen Dinge ihn nicht daran hindern, weiter an seiner großen Vision zu arbeiten: „Ich stelle mir vor, dass in 20 Jahren jede Gemeinde ihr Netz selbst in der Hand hat und den Strom, den sie braucht, in ihrer Umgebung produziert wird – sei es durch Wind, Fotovoltaik oder durch Blockheizkraftwerke.“