Der designierte Pächter Mario L. sitzt weiter in Haft – im Wiesental übernimmt jetzt ein anderer Italiener.

Schwaikheim - Im Restaurant Wiesental, zugleich Vereinsheim des TSV Schwaikheim, wird ab Mitte März nun doch italienische Kost serviert. Allerdings nicht – wie geplant und per Pachtvertrag bereits besiegelt – von jenem überregional seiner mutmaßlichen Verbindungen zur Mafia-Vereinigung ’Ndrangeta wegen bekannt gewordenen Gastronomen Mario L., sondern vom Team von Gianluca Manta, das bisher die Trattoria Rustica in Cannstatt betreibt. „Ich bin froh, dass wir so schnell jemanden gefunden haben, der das Lokal übernehmen kann“, sagt der TSV-Vorsitzende Wolfgang Krämer.

 

Bereits in den 1990ern in den Schlagzeilen

Quasi wie ein Elfmeter in der Nachspielzeit hatte bei den Sportlern in Schwaikheim im Januar die Nachricht eingeschlagen, dass ihr Pächter in spe, der das Wiesental nach dessen Renovierung eigentlich in dieser Woche zum 1. März wieder hätte aufmachen sollen, einer der 160 mutmaßlichen Mafia-Mitglieder war, die bei einer groß angelegten, und grenzübergreifenden Polizeiaktion im Italien und Deutschland festgenommen worden sind. Der 61-jährige Mario L. wurde in Italien gefasst. Er war schon in den 1990ern im Rahmen der Pizzabäcker-Affäre zu einiger Berühmtheit gelangt. Auch damals stand er als Wirt in Weilimdorf unter Mafiaverdacht. Pikant daran war, dass der damalige Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, der spätere Ministerpräsident und heutige EU-Kommissar Günther Oettinger, in seinem Lokal Stammgast war und offenbar enge Beziehungen zu dem mutmaßlichen Mafioso unterhielt.

Heute betreibt der vielfältig vernetzte Promiwirt, der seit dem 9. Januar in Italien in Untersuchungshaft sitzt, in Winnenden beim Rems-Murr-Klinikum ein Restaurant und führte bis vor wenigen Jahren auch in Waiblingen-Neustadt eine Pizzeria.

Pachtvertrag aufgelöst

Vom 1. März an hätte Mario L. zusätzlich noch das Restaurant Wiesental in Schwaikheim als Pächter übernehmen sollen. Daraus ist nun nichts geworden. „Wir haben bis zuletzt gewartet“, sagt Vereinschef Krämer, der nach eigenen Angaben in den Wochen nach der Festnahme in engem Kontakt mit L.s Gattin stand. Die Botschaft aus Italien sei dann gewesen, dass der mit dem Farao-Clan in Verbindung gebrachte Spezialist für kalabrische Kulinarik mindestens drei bis vier Monate in Untersuchungshaft bleiben werde, bevor sich weise, wie die Sache weitergeht. Anfang Februar habe man dann schweren Herzens den Pachtvertrag aufgelöst, denn nach wie vor sei man im Verein überzeugt gewesen, dass das Ehepaar L. die Richtigen fürs Vereinsrestaurant gewesen wären, nachdem sie im vergangenen Jahr unter diversen Bewerbern ausgewählt worden waren. „Wir wussten schon, dass in den 1990er-Jahren Dinge vorgefallen waren. Aber er und seine Frau haben auf uns einen äußerst positiven Eindruck gemacht“, hatte Krämer schon direkt nach der Festnahme des Mannes gesagt, der damals im Urlaub in Kalabrien weilte.

Bei der internationalen Razzia gegen den ´Ndrangeta-Clan Farao-Marincola waren im Januar in Deutschland insgesamt elf Verdächtige festgenommen worden. Von den vier Festnahmen in Baden-Württemberg erfolgten zwei im Rems-Murr-Kreis. In Fellbach wurde ein 47-Jähriger verhaftet, in Waiblingen ein 40-Jähriger.Letzerer ist laut Auskunft der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden. der 47-Jährige sitzt weiterhin in Auslieferungshaft. Beide hatten offenbar Verbindungen zur Gastronomie und zu Mario L. Dieser war einer der rund 150 Verdächtigen die auf Betreiben der dortigen Staatsanwaltschaft in Italien verhaftet wurden. Den mutmaßlichen Mafia-Mitgliedern werden unter anderem Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen.