Christoph Blocher droht fü die Schweizerische Volkaspartei zur Last zu werden. Politisch ist er angeschlagen, so dass viele seinen Rückzug aus der Politik als Befreiung sehen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Bern - Ist das die Götterdämmerung? Seit Jahrzehnten prägt Christoph Blocher die politische Landschaft der Schweiz. Nun hat er angekündigt, als Vizepräsident und Parteistratege der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zurücktreten zu wollen, jener Partei, die er mit großem taktischen Geschick, reichlich rechtem Populismus und sehr viel Geld zur stärksten und umstrittensten politischen Kraft in der Schweiz gemacht hat.

 

Blocher, der von seinen Anhängern lange als eine Art Volkstribun bewundert wurde, ist nach einer Reihe von Niederlagen politisch schwer angeschlagen. Zweimal scheiterte er an der Wahl in den Bundesrat. Im letzten Jahr verpasste er bei den Parlamentswahlen einen Sitz im Ständerat des Kantons Zürich. Seine Partei musste zum ersten Mal seit 20 Jahren herbe Stimmenverluste hinnehmen. Zuletzt spielte Blocher in der Affäre um Philipp Hildebrand eine zwielichtige Rolle. Der Chef der Schweizerischen Nationalbank musste nach Vorwürfen des Insiderhandels zurücktreten. Im Zuge der Ermittlungen wurden auch Blochers Privaträume durchsucht. Doch Blocher hat schon oft den Kopf aus der Schlinge gezogen. So lässt er sich auch dieses Mal ein Hintertürchen offen. „Ich hänge nicht an diesen Ämtern. Aber die Frage ist noch offen. Wir werden zunächst über die künftige Führungsstruktur der Partei entscheiden müssen“, sagt er dem Zürcher „Tages-Anzeiger“ und deutet so einen möglichen Rückzug vom Rückzug an.

Doch kann es sein, dass Blocher zum ersten Mal die Stimmung im Volk falsch einschätzt. Selbst viele Parteigenossen empfänden den angekündigten Abgang des Übervaters nicht als Rückschlag, sondern als eine lang ersehnte Befreiung. Rund die Hälfte der SVP-Wähler erklärte in einer Umfrage, dass Blocher der Partei schade und er keine führende Rolle mehr spielen solle. Früher rangierte seine Beliebtheit bei 90 Prozent. „Die Ära Blocher ist zu Ende“, sagt Joe Wittlin, SVP-Präsident in Nebiken im Kanton Luzern, ganz offen. Allerdings erklärte Christoph Blocher immer wieder, dass er so lange in der Politik bleiben wolle wie Konrad Adenauer. Vielleicht ist der deutsche Kanzler ein tragisch-treffender Vergleich. Er zählte zu den Politikern, die den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpassten.