Ein nagelneues, von Jugendlichen gemaltes Wandbild in der Oberesslinger Bahnhofsunterführung ist beschmiert worden. Als Tatmotiv wird Homophobie vermutet.

Sanft öffnen sich die Hände nach oben, eine hält mit den Fingerspitzen eine Blüte: eine Geste der Harmonie, der inneren und äußeren Balance, des Gebets. Bunt sind die Hände, bunt ist das ganze Bild mit seinen Blumen, seinem regenbogenfarbenen Bildgrund, seinem Freiheitsvogel. Zwischen den Aufgängen zu Gleis 2 und 3 bringt das großflächige Graffito Farbe ins Dunkel der Oberesslinger Bahnhofsunterführung. Seine Form gleicht einer Progress-Pride-Flagge, einem Banner der Homosexuellen-, Trans- und Queer-Community, das für Diversität und Toleranz, gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus steht. Und diese Form entspricht dem Inhalt, einem Plädoyer für Buntheit und Vielfalt in Leben und Gesellschaft. In schöner Symbolik, ohne jegliche Provokation wird diese Botschaft dargestellt. Trotzdem gibt es offenbar Menschen, die sie nicht ertragen. In der Nacht auf vergangenen Montag wurde das erst zwei Tage zuvor von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Oberesslinger Jugendhaus Nexus völlig legal auf die Fliesen gesprühte Wandbild mit schwarzer Farbe beschmiert: krakelige, unsichere Linien, als wollten sie etwas durchstreichen. Man sieht ihnen Zeitdruck und die Angst, entdeckt zu werden, an. Nexus-Leiter Kim-Simon Stelzig und die Organisatoren des Esslinger Christopher Street Day (CSD) gehen von homophobem Hass als Tatmotiv aus.