Sead Kolasinac darf sich zum Höhepunkt seiner langen Laufbahn nun Europa-League-Sieger nennen. Das war zu seiner Stuttgarter Zeit so nicht zu erwarten.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Sie haben es tatsächlich geschafft. Die Männer von Gian Piero Gasperini haben den Fluch besiegt. 60 titellose Jahre liegen nun endlich hinter „La Dea“, der Göttin, wie Atalanta Bergamo in Italien genannt wird. Noch vor wenigen Tagen haben die Blau-Schwarzen das Pokalfinale in Italien verloren, der Fluch schien stärker denn je. Doch dann folgte dieser triumphale 3:0-Sieg gegen das bisher in 50 Spielen am Stück ungeschlagene Bayer 04 Leverkusen. Der frisch gebackene Deutsche Meister war hatte bei den Buchmachern klar die Favoritenstellung inne.

 

Doch Pustekuchen. Der Underdog siegte. Ausgerechnet Ademola Lookman (26), der nach seiner Station in Leipzig als bereits gescheitert galt, machte sich mit drei Toren unsterblich. Die Göttin schrieb Geschichte. Was das alles mit dem VfB Stuttgart zu tun hat, fragen Sie? Wenig bis gar nichts, zugegeben. Aber immerhin ist es uns eine Erwähnung wert, dass ein Spieler, der in der Startelf stand und so zum Sieg immerhin 45 Minuten lang auf dem Feld etwas beitragen konnte, eine Zeit lang vom VfB Stuttgart ausgebildet wurde. Genau genommen wurde der Versuch unternommen, dies zu tun.

Sead Kolasinac (30) war zwischen 1. Juli 2010 und 31. Dezember 2010 Teil der VfB U19, kam zuvor aus Hoffenheim in das Stuttgarter Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Doch es passte nicht zwischen den Parteien. Der Spieler fühlte sich missverstanden und unzureichend wertgeschätzt, der Club bemängelte Disziplin und Teamfähigkeit. Das Tischtuch war schnell zerschnitten. Kolasinac zog weiter, schloss sich Schalke 04 an und startete dort seine Weltkarriere, die ihn über den Arsenal FC und Olympique Marseille zu Atalanta Bergamo führte. Dazu machte er, der noch in der Jugend für den DFB spielte, bisher insgesamt 58 Spiele für die Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas. Nun der große europäische Titel. Gar nicht mal so schlecht für einen, der in Stuttgart als Enfant Terrible galt.