Anwohner im Rosental in Stuttgart-Vaihingen fürchten die Zerstörung des Landschaftsschutzgebiets, für die Mehrheit im Bezirksbeirat ist die zu prüfende Seilbahntrasse zu kurz: Es hagelt Kritik und Anträge um Ergänzungen.

Vaihingen - Die Vaihinger Seilbahnverbindung vom Eiermann-Campus durch das Rosental zum Bahnhof und von dort aus über den Synergiepark bis zu SSB/Dekra, die nun neben einer Stadtbahntrasse als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr vertiefend geprüft werden soll, bekommt immer mehr Gegenwind. In der Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats am Dienstagabend erhielten auch Gegner des Projekts mit den schwebenden Gondeln das Wort, darunter die Bürgerinitiative „Rettet das Rosental“, die sich gegen die Trassenführung durch das Landschaftsschutzgebiet verwahrt. Ihre Sprecherin Eva Klingenstein verwies darauf, dass die Initiative nun in der kurzen Zeit ihrer Existenz bereits 200 Mitglieder zähle und sicherlich noch mehr Bürger mobilisieren werde.

 

Die Initiative erhielt durch ein Statement von Andreas Lapp, dem Vorstandsvorsitzenden der im Synergiepark ansässigen Lapp-Gruppe, einem der weltweit führenden Hersteller von Kabelverbindungen, Auftrieb. Weil Bürger wegen der Ansteckungsgefahr in der Corona-Krise nicht in der Sitzung erscheinen mussten, um zu Wort zu kommen, las der Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast Andreas Lapps Einschätzung des Seilbahnprojekts vor. Der Unternehmer legte Wert darauf, dass er nicht für seine Firma spreche, sondern als Vaihinger Bürger, der im Synergiepark arbeite.

Kritik am Eiermann-Campus als Ausgangspunkt der Seilbahn

Demnach dienten Seilbahnen in der Regel der Überwindung von Höhenunterschieden und nicht dem öffentlichen Nahverkehr. „Als Ausnahme davon bekannt sind mir Seilbahnkonzepte in Südamerika, in dem kolumbianischen Cali und dem bolivianischen La Paz“, führt der Unternehmer aus. Als Bürger, der im Rosental wohne, müsse er feststellen, „dass die viel gepriesene Bürgerbeteiligung“ nicht stattgefunden habe.

Als Motiv hinter der Seilbahnstudie vermutet Lapp „eine Neukundengewinnung der Seilbahnhersteller“, weil in klassischen Anwendungen im Gebirge wenig Wachstumspotenzial vorhanden sei und neue Absatzwege gesucht werden müssten. Auch zum Eiermann-Campus als Ausgangspunkt der Seilbahntrasse äußert sich Andreas Lapp kritisch: „Bis heute weiß kein Mensch, wie sich der Eiermann-Campus überhaupt entwickeln wird.“ Solange nicht klar sei, was auf dem Gebiet realisiert und welche ÖPNV-Anbindungen es dort geben werde, sei die Seilbahnstudie eine nette Idee, die von den wahren Problemen ablenke. Diese seien die Ertüchtigung der Nord-Süd-Straße, die Anbindung der Seilbahn an ein Parkhaus an der Autobahn, welche in der Seilbahnstudie fehle, und ein „ordentliches Gesamtkonzept“ für das Gewerbegebiet und das einstige Aurelis-Areal am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen.“

Zu Beginn seiner Ausführungen scheint Andress Lapp eine Seilbahn als öffentliches Verkehrsmittel generell abzulehnen, gegen Ende jedoch vermisst er die Weiterführung von der SSB zu einem Parkhaus an der Autobahn. Beim Versuch unserer Redaktion, bei der Lapp-Gruppe den Widerspruch aufzulösen, hieß es, der Unternehmer vermisse bei der Seilbahnstudie die Zielgruppe. Dazu gehörten für ihn die Pendler, die von der Autobahn in den Synergiepark strömten. Die Seilbahnstudie ergebe nur dann Sinn, wenn sie die Verlängerung der Strecke bis zu einem Parkhaus an der A 8 beinhalte. Dies deckt sich mit der Auffassung der Mehrheit im Bezirksbeirat. Diese stimmte einem Antrag von Ulrich Bayer (CDU) zu, die Verlängerung in die vertiefende Studie aufzunehmen. Lediglich die Bezirksbeiräte Gerhard Wick und Reinhard König (Die Fraktion), lehnten die 80 000 Euro teuere Untersuchung generell ab. Das Geld könne man sparen, wenn man auf mit Wasserstoff angetriebene Busse setze.

Zwei Anträge fordern Trassenverlängerung zur A8 und ein großes Parkhaus

Auch die CDU-Gemeinderatsfraktion hält eine Seilbahnstudie ohne Verlängerungs zur A 8 inklusive dortigem Parkhaus für unausgegoren. Deshalb hat sie jüngst zwei Anträge an die Verwaltung gestellt. Im Ersten stellt sie fest, dass die Untersuchung der Seilbahntrasse bis zu SSB und Dekra „zu kurz gesprungen“ sei. Seit vielen Jahren gebe es enorme Verkehrsprobleme im Synergiepark. Durch große Bauvorhaben von Daimler oder der Allianz, würden künftig mehrere Tausend Mitarbeiter zusätzlich im Gewerbegebiet arbeiten und anfahren. Deshalb beantrage die Fraktion, dass „der Streckenabschnitt Synergiepark Vaihingen/Möhringen Ost bis zu einem künftigen P&R-Parkhaus an der A 8 in allen Punkten mit Ausnahme der noch nicht bekannten ganz konkreten Trassenführung“ mit in die vertiefte Planung aufgenommen wird.

In ihrem zweiten Antrag bringt die CDU-Fraktion ein Parkhaus quer über die A 8 mit rund 4000 Stellplätzen, ähnlich dem Messeparkhaus, ins Spiel. Damit ließe sich nicht nur der Verbrauch derzeit anderweitig genutzter Flächen auf das Minimum reduzieren, sondern auch eine ausreichend große Anzahl von Kfz-Stellplätzen schaffen, damit sich die dort dann notwendige neue Stadtbahnhaltestelle oder Seilbahnstation betriebswirtschaftlich rechne. Darüber hinaus könne das Parkhaus als Quartiersgarage besonders in den Nachtstunden den Parkdruck im Fasanenhof reduzieren. Und zu guter Letzt könnten mit diesem Parkhaus der Lärmschutz für das Wohngebiet Fasanenhof verbessert und zusätzliche Querungsmöglichkeiten für den Fuß- und Radverkehr über die A 8 geschaffen werden.