Oft stehen sich Berufstätige auch selbst im Weg und verhindern so ihren eigenen Erfolg. Sie lassen Termine schleifen, verschieben Aufgaben oder unterlassen es, ihre Karriereziele zu verfolgen.

Die Autorin Dr. Petra Bock geht dem Problem der Selbstsabotage in ihren Büchern auf den Grund. 'Ich nenne dieses Phänomen ?Mindfuck'. Denn es sind die Gedanken, mit denen sich die Menschen selbst schaden', sagt die Berlinerin, die als Coach und Managementberaterin arbeitet. So schreibt sie gerade ein Buch mit dem Titel 'Mindfuck. Job'. Ein klassisches Beispiel, dafür, wenn sich Berufstätige selbst im Weg stehen, ist die Gehaltsverhandlung: 'Statt sich gute Argumente für das Gespräch mit dem Chef zu überlegen, beschäftigen sich Arbeitnehmer häufig lieber damit, aus welchen Gründen der Vorgesetzte ihren Wunsch ablehnen könnte.'

 

Noch bevor es zur eigentlichen Verhandlung kommt, haben sie sich schon damit abgefunden, dass es zu keiner Lohnerhöhung kommen wird. Das Problem sind also die Gedanken. 'Manche Mitarbeiter haben zum Beispiel ständig Angst vor Jobverlust, ohne dass es dafür triftige Gründe gibt', sagt Bock. 'Wer so denkt, ist vom ?Katastrophen-Mindfuck' betroffen.' Andere leiden unter 'Selbstverleugnungs-Mindfuck': Sie kümmern sich eher um ihre Kollegen als um sich und die eigene Arbeit.

Es überwiegen die Nachteile des "Self-Handicapping"

Dieses Verhalten kann genauso zum beruflichen Fallstrick werden wie der 'Regel-Mindfuck', der suggeriert, sich unbedingt an willkürliche oder längst überholte Regeln halten zu müssen. Auch die Wissenschaft hat sich mit dem Thema Selbstsabotage befasst. 'Psychologische Studien weisen zum Beispiel nach, dass Studierende häufig im Vorfeld einer Prüfung noch Party machen, obwohl das bekanntlich den Erfolg nicht steigert, sondern ihm eher schadet', erklärt Dr. Frank Wieber vom Lehrstuhl für Sozialpsychologie und Motivation an der Universität Konstanz. Dennoch habe dieses Verhalten für die Studierenden Vorteile: 'Erbrachten sie eine schlechte Leistung, hatten sie dafür eine gute Begründung und mussten sich und anderen nicht eingestehen, dass es vielleicht auch an ihren mangelnden Fähigkeiten lag', so Wieber.

War das Resultat dennoch gut, wirkte die Leistung umso imposanter. Doch diese Vorteile sind nur die eine Seite der Medaille. Denn langfristig überwiegen die Nachteile des sogenannten 'Self-Handicapping'. Wieber: 'Wer sich selbst schädigt, wird von anderen oft als unzuverlässig eingeschätzt. So unterstellt man ihnen, dass sie unorganisiert oder uninteressiert sind. Damit sind die sogenannten interpersonellen Kosten sehr hoch.'

Selbstsabotage hat außerdem negative Auswirkungen auf die Motivation und Leistungsfähigkeit: 'Wer sich selbst schädigt, bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück und wird sich vergleichsweise schlecht weiterentwickeln', sagt Wieber. So sabotiert er nicht nur sein berufliches Weiterkommen, sondern beeinträchtigt auch sein allgemeines Wohlbefinden. 'Das Self-Handicapping wird häufig als große psychische Belastung empfunden. Diese kann wiederum der Gesundheit schaden.' Es sei aber nicht einfach, sein selbstschädigendes Verhalten zu ändern. 'Es ist s chwierig, einen Anfang zu finden und selbst wenn man begonnen hat, fällt man schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurück.'

Die sogenannte mentale Kontrastierungsmethode hilft

Um den Erfolg zu erhöhen, empfiehlt Wieber, sich konkret mit den eigenen Wünschen und Zielen zu beschäftigen. Berufstätige sollten herausfinden, welche ihrer beruflichen Wünsche eher Tagträume sind und welche sich als reales Ziel eignen. Dabei könne die sogenannte mentale Kontrastierungsmethode helfen: 'Zunächst stellt man sich die gewünschte Veränderung mit ihren positiven Konsequenzen vor. Dann kontrastiert man diese mit den Hindernissen, die dem Erreichen dieses Ziel entgegenstehen.' Im nächsten Schritt ist es hilfreich, genau zu planen, wann, wo und wie man das Ziel anstrebt. So gelingt es besser, passende Ziele zu finden und diese effektiv zu verfolgen.

Die mit dem Coaching Award 2012 ausgezeichnete Petra Bock rät dazu, Glaubenssätze und Ängste zu 'entmachten'. Bock: 'Das klappt am besten, wenn Betroffene ihren Gedanken auf die Spur kommen, indem sie zum Beispiel ein Gefühlstagebuch führen.' Hier schreiben Berufstätige alle ihre Stimmungen und Gedanken wie etwa Ängste, die sich im Laufe des Tage einstellen, auf. Das Tagebuch hilft dann beim Realitätscheck. Die ständige Angst vor der Kündigung kann so als ein Hirngespinst entlarvt werden.

'Einfache Standardlösungen gibt es für die Überwindung der Selbstsabotage leider nicht', sagt Bock. 'Denn diese funktioniert höchst individuell.' Eines ist ihrer Einschätzung nach aber vielen Selbst-Saboteuren gemeinsam: 'Diese Menschen verhalten sich häufig wie Kinder: Sie sind trotzig oder ängstlich. Aus dieser Rolle gilt es sich zu befreien und sich wieder wie ein wirklich Erwachsener zu benehmen.' Ein Erwachsener würde nach tragfähigen Lösungen für die anstehenden Probleme suchen.