In den vergangenen drei Jahren hat es ein Wanderfalken-Paar, das im Residenzschloss in Ludwigsburg nistete, zu einiger Berühmtheit gebracht. Nachdem es 2020 keinen Nachwuchs gab, hoffen Ornithologen nun wieder.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Schon zweimal – vor zwei und vor drei Jahren – haben Wanderfalken im Residenzschloss in Ludwigsburg genistet. Darüber, dass ein Greifvogelpaar über dem barocken Bau und dem Blühendem Barock seine Kreise zog, freuten sich die Verantwortlichen auch deshalb sehr, weil die Tiere rar und ziemlich scheu sind.

 

Im Februar richten die Ornithologen den Blick wieder häufiger in Richtung Schlossdach, denn zu dieser Zeit finden sich die Brutpaare normalerweise zusammen und nehmen die Nistgelegenheiten in Besitz. „Wir sind gespannt, ob es wieder eine Wanderfalkenbrut gibt“, sagt Udo Rühl von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. In diesem Jahr hat er aber noch keinen einzigen der flinken Jäger beobachtet. „Obwohl wir täglich am Schloss vorbeikommen und das Gelände abscannen.“ Und eigentlich ist alles vorbereitet, die Schlossverwaltung hat viel getan, um die Tiere anzulocken. Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung ist sich sicher: „Der Brutplatz ist bestens geschützt, gut anzufliegen und es gibt den Favoritepark als Nahrungsquelle vor der Falkennase.“

Wanderfalken waren extrem bedroht

Die Greifvögel haben als die „Ludwigsburger Schlossfalken“ in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Umso größer war die Enttäuschung im vergangenen Jahr, als es keinen Nachwuchs gab. 2020 beobachteten die Greifvogel-Sachverständigen, dass es einen sogenannten Bruch in der Population gegeben hatte: Vom Falkenpaar der vergangenen Jahre war nur noch das Männchen da – das erwachsene Weibchen war verschwunden. Statt dieses Vogels beobachteten die Wanderfalkenspezialisten ein anderes Weibchen, wohl die Tochter aus der Brut von 2019. Es kam aber nicht zu Nachwuchs. Das ursprüngliche Weibchen des Paares war wahrscheinlich verunglückt. Die beiden Wanderfalken, die im vergangenen November am Schloss beobachtet wurden, waren erwachsene Exemplare – aber es ist unklar, ob es sich um ein Weibchen und ein Männchen handelte.

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Wanderfalken waren über viele Jahre extrem bedroht. Sie wurden gezielt gejagt und teilweise auch vergiftet. Dass die Population stark sank, lag auch daran, dass ihre Horste zerstört, ihre Eier gestohlen und die Jungtiere anschließend verkauft wurden. Der Pestizideinsatz bis in die 1970er-Jahre führte bei den Vögeln zu so dünnen Eierschalen, dass in vielen Gelegen die Eier zerbrachen. Durch intensiven Arten- und Umweltschutz und ein Verbot des Insektizides DDT erholten sich die Bestände. Gruppen wie die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg sorgen für den Schutz des schnellsten Raubvogels der Welt. Heute gehört der Wanderfalke zu den besonders geschützten Vogelarten und gilt als selten, aber nicht mehr bedroht.