Der blaue Elefant aus der „Sendung mit der Maus“ wird vierzig. Bei kleinen und großen Zuschauern erfreut er sich großer Beliebtheit. Wir gratulieren!

Köln - Das fröhliche Tröten ist unverkennbar: Wenn der kleine blaue Elefant sonntags in der „Sendung mit der Maus“ die Szene betritt, pflegt er sich lautstark anzukündigen. Viele Kinder freut das sehr, und das nun schon seit vierzig Jahren. Viele lieben diesen weltweit einzigen Elefanten, der kleiner ist als eine Maus, womöglich noch ein bisschen mehr als seine etwas ältere berühmte Partnerin. Während die Maus verkörpert, wie der Mensch sein sollte, nämlich aktiv, hilfsbereit, klug, verständnisvoll und zielstrebig, ist der Elefant ein eher hedonistischer Zeitgenosse, der immer etwas länger braucht, bis er etwas kapiert. Seine Lieblingsbeschäftigung ist ohnehin Schlafen, aber Essen ist ihm ebenfalls wichtig. Maus und Elefant repräsentieren also Wunsch und Wirklichkeit; deshalb ergänzen sie sich auch so perfekt.

 

Die Geschichte dieses hochberühmten Duos des deutschen Kinderfernsehens begann 1970. Damals erfand der WDR-Redakteur Gerd K. Müntefering gemeinsam mit Mitstreitern wie Armin Maiwald die „Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger“. Ein Jahr später erhielt das Magazin den Titel „Die Sendung mit der Maus“. Am 23. Februar 1975 hätte sie eigentlich umbenannt werden müssen, denn nun bekam die Maus Verstärkung. Ein kleiner blauer Elefant trippelte ins Bild, in seinem Rüssel ein Schild mit der Aufschrift „Die Sendung mit dem Elefanten“. Im Januar 1987 kam dann noch eine gelbe Ente dazu. Sie ist zwar ebenfalls größer als der Elefant, dabei aber nie über den Status der Nebendarstellerin hinausgekommen.

Interessanterweise sind die drei Tiere namenlos. Heute weiß man beim WDR gar nicht mehr so genau warum, aber bereut hat man das Versäumnis nie, weil der Identifikation der jungen Zuschauer mit ihren Bildschirmhelden auf diese Weise keine geschlechtlichen Grenzen gesetzt sind. Für Jungs ist die Maus eher ein Mäuserich, Mädchen sehen sie als weibliches Wesen. Der Elefant dagegen ist für die meisten so etwas wie der kleine Bruder der Maus, weshalb er auch gewisse Freiheiten genießt; im Gegensatz zur stets selbstlosen Maus darf er zum Beispiel des Öfteren zuerst einmal an sich denken.

Zwei Figuren bedeuten doppelte Arbeit

Sein Vater ist der im Oktober 2014 verstorbene Zeichentrickfilmer Friedrich Streich. Die Maus hatte er einst an eine Bilderbuchfigur von Isolde Schmitt-Menzel angelehnt, aber Elefant und Ente sind seine Geschöpfe. Über den Auftrag, der Maus einen Mitstreiter an die Seite zu stellen, war Streich zunächst nicht sonderlich begeistert, wie er in einem seiner letzten Interviews gestand: Zwei Figuren bedeuten einfach doppelt so viel Arbeit. Später hat ihn dann vor allem verwundert, wie groß die Sympathien gerade beim weiblichen Geschlecht für den kleinen Elefanten sind: „Er ist wohl ein Symbol fürs Liebhaben. Bei kleinen Mädchen baumelt der oft als Plüschtier an der Tasche, selbst bei erwachsenen Frauen.“ Streich führte dies auf seine Unverbindlichkeit zurück: „Er vertritt keine Partei und verkörpert keine Werte, das würde die Figur kaputt machen.“ Wichtig war dem Zeichner stets, dass sein Geschöpf keine reine Fantasiefigur ist: „Mein Elefant wackelt mit den Ohren und schaukelt beim Gehen von der einen Seite auf die andere, erst links, dann rechts. Das verleiht ihm diese sympathische Trampeligkeit.“ Andererseits ist der kleine Kerl durchaus pfiffig, erst recht, wenn es um seine eigenen Interessen geht.

Die besondere Kunstfertigkeit der „Maus-Spots“ liegt nicht zuletzt in ihrer Sprachlosigkeit: Streich, ein Bewunderer der frühen Filme von Charlie Chaplin, legte großen Wert auf die pantomimischen Fähigkeiten seiner Geschöpfe. Das macht die Kurzfilme gerade auch für Fernsehanfänger so attraktiv. Für diese Zielgruppe hat der WDR 2007 rund um das kleine blaue Rüsseltier ein eigenes Magazin konzipiert, und vermutlich ist kein anderes Angebot des deutschen Kinderfernsehens derart gut erforscht wie „Die Sendung mit dem Elefanten“.

Für die wissenschaftliche Begleitarbeit war das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) zuständig. Dessen Leiterin, Maya Götz, ist ebenfalls ein großer Fan des Elefanten. Sie mag ihn vor allem als Botschafter. „Vielleicht bist du körperlich klein und vielleicht sind andere ein bisschen klüger, aber der Elefant beweist: Kleine können was, und am Ende sind sie manchmal sogar die eigentlichen Gewinner.“