Senioren in Münster Mehr soziale und kulturelle Teilhabe
In der Begegnungsstätte des Pflegezentrums Münster werden ältere Menschen bei einem Pilotprojekt in digitalen Fertigkeiten mit dem Handy und Tablets geschult.
In der Begegnungsstätte des Pflegezentrums Münster werden ältere Menschen bei einem Pilotprojekt in digitalen Fertigkeiten mit dem Handy und Tablets geschult.
Wie kreiert man fälschungssichere Passwörter? Und wie nutzt man Apps auf dem Handy etwa von der Deutschen Bahn oder der VVS oder wie schützt man sich vor der Betrugsmasche der falschen Polizisten? Mit solcherlei Fragen befassen sich die bis zu 20 Teilnehmer bei den regelmäßigen Veranstaltungen „Digital in Münster“ in der Begegnungsstätte. Denn für manche Senioren gehört der Umgang mit Computer und Mobiltelefon nicht zum Alltag.
Das vielfältige Angebot kommt an, wie Teilnehmer Willi Sieghart aus Münster erklärt: „Der Treff ist wunderbar. Ich habe einiges über das Handy gelernt. Es ist uns so gut erklärt worden, dass man es versteht.“ Eine 80-jährige Seniorin sagt: „Wir sind ja nicht mit Handys aufgewachsen.“ Hier kann sie ihre Fragen stellen und es gleich ausprobieren. Sie hatte auch schon Erfolge – und gelernt, wie man eine Textnachricht verschickt. „Das Schöne ist, es wird auch wiederholt“, sagt sie. Alexandra Hertenberger ist extra wegen des Themas Online-Banking gekommen. Da will die 68-Jährige mehr erfahren.
Und dazu ist an diesem Nachmittag ein Bankfachmann ins Pflegezentrum Münster gekommen: Efstathios Ignatakis, Auszubildender bei der BW-Bank Stuttgart, gibt den Senioren Tipps und erklärt, wie das Online-Banking funktioniert. „Unsere Bank unterstützt Menschen, die sich dafür interessieren, und wir sorgen auch für die Sicherheit.“ Das Praxispilotprojekt sei im Rahmen der Kommunalen Pflegekonferenz entstanden, weiß Bezirksvorsteherin Renate Polinski. Sie ist in der Pflegekonferenz als Bezirksvorsteherin stellvertretend für alle 18 Kolleginnen und Kollegen und freut sich, dass es in ihrem Stadtbezirk gestartet wurde. Damit es technisch alle notwendigen Geräte bietet, gab es Unterstützung in Form von mehreren Tablets, einem Drucker und einem Laptop von einer Bank. Inzwischen ist eine konstante Gruppe entstanden, die sich stetig digital fortbildet.
Sozialplaner Alexander Gunsilius erklärt das Besondere des Angebotes: Es bringe Bewohner des Hauses und Außenstehende zusammen. „Bei der Pflegekonferenz wurden in der Arbeitsgruppe digitale Teilhabe Handlungsempfehlungen abgegeben. Diese werden jetzt beim Pilotprojekt, für das sich Frau Polinski stark eingesetzt hat, umgesetzt.“ Ehrenamtliche werden von der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe beim Sozialamt geschult. Weitere Unterstützung ist gefragt. Interessierte können sich ans Sozialamt, das Bezirksrathaus oder das Pflegezentrum wenden. „Das Pilotprojekt soll weiter verstetigt und ausgebaut werden“, erklärt Gunsilius.
Nach Angaben von Günther Dierstein von der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe soll das Pilotprojekt an weiteren Standorten ausgerollt werden. In Münster werden Erfahrungen gesammelt. Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) unterstreicht die Bedeutung des Angebots. „Digitale Teilhabe ist kein Selbstzweck, sondern dient sozialer und kultureller Teilhabe.“ Inzwischen funktionierten viele Alltagsanforderungen nur noch auf dem digitalen Weg und ältere Bürger seien damit oft überfordert. Der Arztbesuch oder die Erledigung der Bankgeschäfte können plötzlich nicht mehr alleine organisiert werden. Digitale Endgeräte und Anwendungen würden im Leben von Seniorinnen und Senioren immer mehr an Relevanz gewinnen. Deshalb sei ein sicherer Umgang damit sehr wichtig. Außerdem dürften die Senioren durch technische Neuerungen nicht abgehängt werden. Die Stadtverwaltung wolle beim Erwerb digitaler Kompetenzen und einem sicheren Umgang mit digitalen Endgeräten und Anwendungen unterstützen. „Begegnungsstätten nehmen eine zentrale Rolle ein, weshalb eine Verankerung in der Arbeit der Begegnungsstätten ein wichtiger Schritt ist“, so Sußmann.
Weitere Informationen unter: www.udfm.de
Ziel
Das Projekt „Digital in Münster“ soll helfen, dass ältere Menschen nicht digital abgehängt werden. Deshalb bildet das Sozialamt dazu Ehrenamtliche aus, die von der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe geschult werden.
Entstehung
Das Praxispilotprojekt gründet sich auf der kommunalen Pflegekonferenz der Stadt Stuttgart, die es zwischen März 2021 und August 2022 gab. Die Konferenz soll nächstes Jahr weitergeführt werden.