2014 wird das europäische Zahlungssystem Sepa eingeführt. Vereine kostet die Umstellung Zeit und Nerven. Eine Überweisung des Mitgliedsbeitrags wäre eine günstige Alternative.

Filder - Eigentlich sei der ganze Aufwand doch überflüssig gewesen, sagt Folker Baur. Der Vorsitzende des TV Plieningen erinnert sich noch gut an einen Nachmittag vor wenigen Monaten, an dem er gemeinsam mit vier anderen Vereinsmitgliedern über einem Haufen Papier saß. Auf dem Tisch lagen die Schreiben, mit denen die Mitglieder über die Umstellung vom alten Einzugsverfahren auf das schon bald in der ganzen EU gültige Zahlungssystem Sepa informiert werden sollten.

 

Auftrag kann bald nur noch schriftlich erteilt werden

Die Schreiben mussten in Briefumschläge gesteckt und diese dann frankiert werden – für immerhin 1400 Mitglieder des Plieninger Turnvereins. Folker Baur erinnert sich mit Unmut an die ziemlich eintönige Nachmittagsbeschäftigung. Bauchschmerzen verursachen ihm vor allem die Kosten, die entstanden sind durch das Porto für die Mitgliederbescheide. „Ich schätze, dass uns das 800 Euro gekostet hat“, sagt Baur. Genau verstehe er nicht, warum es nötig war, diese Summe auszugeben, sagt er. „Das wollte Europa, obwohl das alte System doch gut funktioniert hat“, sagt er.

Dieses alte System, das Einzugsverfahren, sollte ursprünglich vom 1. Februar an Geschichte sein. Es wird in diesem Jahr ersetzt durch ein Verfahren, bei dem der Auftrag nur schriftlich erteilt werden kann, nicht telefonisch oder online. Das sogenannte Sepa-Verfahren gilt dann in allen 28 Mitgliedsstaaten der EU sowie in fünf weiteren europäischen Staaten, zum Beispiel Island, Norwegen oder Monaco. Allerdings gibt die EU Unternehmen und Vereinen nun doch noch bis zum 1. August Zeit, um die Umstellung zu bewältigen. Grund sind Befürchtungen, dass Firmen oder Vereine, die im Rückstand sind mit ihren Vorbereitungen auf die Sepa-Einführung, ein Liquiditätsengpass droht.

Die Umstellung verläuft für den privaten Verbraucher bisher wenig aufsehenerregend. Er ärgert sich vielleicht bisweilen über die viele Post in seinem Briefkasten, unter anderem eben auch von Vereinen. Denn diese müssen ihre Mitglieder schriftlich informieren, dass alte Einzugsermächtigungen in neue Sepa-Lastschriften umgedeutet werden.

Sepa-Umstellung beschert Vereinen Arbeit und Kosten

Das Briefeschreiben und Portobezahlen ist dabei aber nur ein Teil des Aufwands, den Sepa den Vereinen beschert. Sie mussten bei der Bundesbank eine Gläubiger-Identifikationsnummer beantragen sowie eine 35 Stellen umfassende so genannte Mandatsreferenznummer festlegen. Alles im Interesse eines möglichst betrugsicheren Zahlungsverkehrs in Europa. Künftig müssen Vereine auch einen bestimmten Termin festlegen, an dem sie ihre Mitgliedsbeiträge einziehen. Sie dürfen in Zukunft auch nicht mehr vergessen, ihre Mitglieder über diesen Termin noch mal 14 Tage im Voraus zu informieren.

Gunnar Höckel, der Geschäftsführer des tus, weist darauf hin, dass neben den Portokosten, auch die Ausgaben für die zusätzliche Arbeit entstanden sind, um die Sepa-Umstellung zu bewältigen. „Wir haben schon im Frühjahr 2013 mit den Vorbereitungen begonnen, obwohl die Umstellung erst 2014 erfolgt“, sagt er. Er schätzt, dass der Verein mit seinen circa 4500 Mitgliedern mindestens 3000 Euro für die Sepa-Umstellung ausgeben musste.

Überweisung als günstige Alternative

Die meiste Arbeit dürfte das neue Verfahren in den Vereinen den Kassierern bereitet haben. Sie mussten auch im Auge behalten, wann mit den Vorbereitungen auf die Umstellung begonnen wird. Denn Vereine, die in den ersten vier Monaten des Jahres 2014 keine Mitgliedsbeiträge einziehen, können sich laut Experten noch etwas Zeit lassen. Auch für Manfred Onnen, Leiter des Onnen-Chors in Heumaden ist die Umstellung in den Vereinen vor allem eine Sache des Kassiers gewesen. „Bei uns war das auf jeden Fall so“, sagt Onnen. Er habe von Problemen oder Besorgnis seitens der dreißig Mitglieder des Chors wegen Sepa nichts gehört, sagt er. „Die normalen Vereinsmitglieder haben von der Umstellung wenig mitbekommen und ich ehrlich gesagt auch nicht“, sagt der Chorleiter. Sein Chor hat die Umstellung bereits im vergangenen Jahr gestemmt. Die Bürokratie sei dabei aber überschaubar gewesen, ebenso die Kosten, sagt Manfred Onnen. Dem Verein sei es sogar möglich gewesen, sich das Porto für die Informationsschreiben ganz zu sparen. „Wir haben sie einfach bei einer Chorprobe Ende des vergangenen Jahrs verteilt“, sagt Manfred Onnen.

Weniger harmonisch verläuft die Umstellung auf Sepa dagegen bei der Werbegemeinschaft Degerloch, einer Fachgruppe des örtliche Gewerbe- und Handelsvereins (GHV). Stefan Sack, der neue Vorsitzende der Werbegemeinschaft, formulierte jüngst ein Schreiben an die Mitglieder. Darin erinnerte er sie daran, dass sie die circa 50 Euro Mitgliedsbeitrag im Monat künftig überweisen sollten. Die Werbegemeinschaft wollte sich die Anschaffung einer neuen Computersoftware ersparen, die für das Sepa-Verfahren nötig ist. „Die hätte um die 1000 Euro gekostet“, sagt Stefan Sack.

Eine Überweisung der Mitgliederbeiträge per Dauerauftrag sollte deshalb eine günstige Alternative zu dem neuen Sepa-Lastschriftverfahren sein. Doch einige Mitglieder der Werbegemeinschaft fanden dies zu umständlich und waren wenig begeistert. Stefan Sack musste sich deshalb etwas Neues ausdenken. „Wir nutzen nun künftig die Software des GHV, damit unsere Mitgliedsbeiträge per Sepa-Lastschrift eingezogen werden können“, sagt er. Streit wegen Sepa soll es bei der Degerlocher Werbegemeinschaft nicht geben.