Familie/Bildung/Soziales: Lisa Welzhofer (wel)
Hat Sie das Reisen verändert?
Jelto K. Ja, mit Anfang 20 war ich ein ziemlich schnöseliger Typ. Aber wenn man so viel sieht – auch, wie Menschen in anderen Ländern leben, wie Kinder aufwachsen müssen, nimmt einen das schon mit. Wenn du im Hafen von Mumbai mit dem Fünf-Sterne-Deluxe-Dampfer liegst und daneben kommt ein Schiff mit ärmlichen Gastarbeitern an, dann merkst du, wie gut es dir geht.
Svenja H. Ich habe auch einen Unterschied gemerkt, wenn ich mit alten Bekannten geredet habe, die nie von zuhause weg waren. Die schienen mir stehen geblieben zu sein. Ich habe dann oft gedacht „Ich mach’s richtig“. Auf der anderen Seite haben wir zur rechten Zeit den Absprung geschafft.
Warum sind Sie nach insgesamt dreieinhalb Jahren von Bord gegangen?
Jelto K. Ich wäre ja noch weiter gefahren . . .
Svenja H. Aber ich war durch! Das ist ja auch körperlich anstrengend: viel arbeiten, viel feiern, wenig schlafen. Da denkt man mit 26 Jahren: „Ich bin zu alt für den Job.“ Ich wollte wieder normale Dinge tun wie Wäschewaschen, ins Kino gehen, mein Essen selber kochen.
Wie hat das normale Leben anfangs geklappt?
Svenja H. Es war eine Umstellung, nicht mehr so viel Zeit mit Jelto zu verbringen. Jeder musste wieder sein eigenes Leben führen, er im Golfclub, ich als Leiterin eines Fitnessstudios. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass ich vom Job erzähle und er die Leute nicht kennt. Aber an unserem Zusammengehörigkeitsgefühl als Paar hat sich nichts geändert.
Sie mussten sich ja neue Freunde und Freizeitbeschäftigungen suchen.
Svenja H. Ich komme von hier und hatte insofern Freunde und Familie vor Ort. Aber für Jelto war es schwieriger, weil er aus Mönchengladbach stammt.
Jelto K. Im Sommer war es okay, aber im Winter hab ich schon manchmal gedacht: „Ach, was war dat schön, als ich im Flugzeug über Dubai geflogen bin.“ Oder wenn ich auf Facebook die Bilder der Kollegen gesehen habe, die gerade auf den Bahamas auf einem Tauchboot standen. Wenn ich Svenja nicht kennengelernt hätte, wäre ich wohl immer noch unterwegs.
Und sind Sie mittlerweile angekommen?
Jelto K. Das Fernweh hat abgenommen, seit unsere Tochter Amalia auf der Welt ist. Jetzt ist der Alltag wieder spannend.
Svenja H. Wahrscheinlich bin ich so eine glückliche und entspannte Mama, weil ich vorher viel erlebt habe. Ich brauch das nicht mehr.