Für den dritten Teil unserer Serie waren wir in der Blauen Agave. Dort gibt es exotische Speisen und eine große Palette an Cocktails und Tequilas. Eine berüchtigte Mischung sucht man dort jedoch vergeblich.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Ludwigsburg - Wen es schon beim Wort Tequila schüttelt, weil womöglich Erinnerungen an übel-verkaterte Sonntage aufkommen, der kann von Sascha Kohl einiges lernen. „Das, was die meisten Deutschen als Tequila kennen, ist billigster Schnaps“, sagt Kohl. „In Mexiko würde das niemand trinken, schon gar nicht mit Salz und Zitrone. Das haben sich die US-Amerikaner ausgedacht.“

 

Kohl ist der Betreiber der Blauen Agave in Ludwigsburg. Eine Bar, die mit einer ganzen Palette hochwertiger Tequilas aufwartet, die es wahlweise pur oder als Cocktail zu trinken gibt – aber niemals mit Salz und Zitrone. Auf der Karte werden sie nebst gängigen Bargetränken durch eine immense Auswahl an Cocktails ergänzt, allesamt „keine Massenware und mit frischen Früchten zubereitet“, wie Kohl betont, während er zwischen zusammengewürfelten Möbeln und mexikanisch-inspirierter Dekoration sitzt.

Knallpinker Weihnachtsbaum

Unter der Decke spannen sich sogenannte Papel Picados, Scherenschnitte aus buntem Papier, die die Mexikaner zu verschiedenen Anlässen wie Hochzeiten oder dem Tag der Toten (Día de Muertos) aufhängen. „Das ist schon eine witzige Kultur“, sagt Kohl und zeigt lachend auf eine Vitrine, in der neben Tequilaflaschen auch Masken und Totenköpfe stehen –weitere Accessoires, die einem der wichtigsten Feiertage Mexikos huldigen. An Weihnachten, erzählt Kohl, habe er einen knallpinken Baum aufgestellt, der wahrscheinlich selbst manchem Mexikaner zu kitschig gewesen wäre.

Das Konzept der Blauen Agave erschließt sich schnell: Mexikanische Küche und exotische Cocktails. Auf der Karte stehen hausgemachte Nachos (Maischips), Fajitas (in Streifen geschnittenes Fleisch vom Grill) oder Snacks wie Guacamole (Avocadocreme) mit Tortillachips. Außerdem gibt es Steaks aus dem Black-Angus-Rind. Das Fleisch importiert Kohl eigens aus Uruguay und Argentinien.

Keine schlichte Kneipe

Trotz zahlreicher Anleihen aus dem lateinamerikanischen Raum erhebt Kohl nicht den Anspruch auf 100-prozentige Authentizität. So werden seine Köche zwar immer wieder von mexikanischen Kochprofis instruiert, in vielen anderen Dingen passt sich Kohl jedoch den Bedürfnissen seiner Kundschaft an. „Das Essen ist nicht so scharf gewürzt wie in Mexiko, und unsere Tortillas sind aus Weizen- statt aus Maismehl“, sagt er. Darüber hinaus hat Kohl auch amerikanisches Essen wie Hamburger oder Fries auf der Karte.

Die Blaue Agave als Kneipe zu bezeichnen erscheint unpassend. Der Bar-Bereich geht in ein Restaurant auf zwei Etagen samt Wintergarten über. Insgesamt finden in den Räumen 160 Personen Platz, auf der imposanten Terrasse zusätzliche 250. Wer das schlichte Etablissement für ein schnelles Bier sucht, ist hier fehl am Platz. Abends, im warmem Licht der indirekt strahlenden Leuchten, findet man dort junge, überwiegend eher schick gekleidete Frauen und Männer mit Cocktail, ebenso wie Geschäftsmänner mit Zigarre und den Senior mit dem Glas Rotwein in der Hand. Kohl selbst steht an einen kleinen Tisch am Eingang und weist den ankommenden Gästen ihre Plätze zu. Nicht ungewöhnlich, dass er Leute wegschicken muss, weil alles belegt ist.

Der Trend zum exotischen Essen

Als der Gastronom und die beiden anderen Teilhaber Jürgen Olma und Michael Baur die Blaue Agave 2007 eröffneten, betrieben sie mit dem Iguana in Waiblingen bereits ein Lokal mit ähnlichem Konzept, das sich bewährt hatte. „Zu der Zeit waren Restaurants mit exotischem Essen und Cocktails total in“, sagt Kohl.

In Ludwigsburg sahen die Geschäftsführer Potenzial, denn dort gab es damals nur das El Sombrero, erzählt Kohl. Als die Blaue Agave dann auf der Westseite des Bahnhofs eröffnete, war sie zunächst von Baustellen umgeben. Das hat sich mit der Entwicklung des Nestlé-Areals und des Bleyle-Quartiers aber längst geändert. Inzwischen gehen Besucher der MHP-Arena, Geschäftsleute oder Gäste des Boardinghouses in dem Lokal ein und aus.

Übrigens gibt es auch in Mexiko ein Reinheitsgebot. Allerdings betrifft es nicht Bier, sondern Tequila. Der darf demnach ausschließlich aus einer Pflanze hergestellt werden: der Blauen Agave.