Ilona Koch aus Oberaichen hat 2012 in Sachen Filderdialog zu Stuttgart 21 für Schlagzeilen gesorgt – bevor er überhaupt begonnen hatte.

Oberaichen - Sie hat den Filderdialog in der sogenannten Spurgruppe mit vorbereitet, aber noch vor der ersten Sitzung im erbitterten Streit um Teilnahmebedingungen die Brocken hingeworfen. Das war mutig, fanden selbst eingefleischte Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21, zu dessen Trassenführung auf den Fildern die grün-rote Landesregierung eine neue Form der Bürgerbeteiligung durchführen wollte. Der Ausstieg hat der 46-Jährigen Oberaichenerin im Frühsommer 2012 mediale Aufmerksamkeit beschert.

 

Inzwischen ist der Ärger über zähe Diskussionen in der Spurgruppe verraucht. Ihre Einschätzung von damals hat sich jedoch nicht verändert: „Das ist immer absurder geworden. Bürger, die am Filderdialog teilnehmen sollten, wollten nicht und Bürger, die gern teilgenommen hätten, durften nicht.“ Gestört hat sich Koch aber auch daran, was sich bereits zum Zeitpunkt ihres Ausstiegs abzeichnete und später dann bewahrheitete: Falsche Erwartungen seien bei den Bürgern geweckt worden.

Keine falschen Erwartungen wecken

„Für eine offene Bürgerbeteiligung war der Filderdialog bei dem Verfahrensstand nicht geeignet. Das geht doch nicht bei geschlossenen Verträgen.“ Man habe das aber trotzdem so durchgezogen. „Ich konnte es nicht mittragen, falsche Erwartungen bei den Bürgern zu wecken. Ich wollte weiterhin durch die Stadt gehen können, ohne beschimpft zu werden.“ Andere, sagt Koch, seien zu diesem Zeitpunkt wie sie „auf dem Absprung“ gewesen. Die eingefleischten Projektgegner seien aber dabeigeblieben – „voller Hoffnung, dass da insgesamt noch was zu verhindern wäre“.

Mit ihrem Schritt, sagt Koch rückblickend, habe sie ihr Engagement für das Projekt jedoch keineswegs beendet. „Ich finde Stuttgart 21 immer noch gut“, sagt die Chefin eines Kleinbetriebs an der Steinbeisstraße in Oberaichen – ungeachtet steigender Kosten in Milliardenhöhe. Die Verantwortung dafür liege vor allem beim Technikvorstand der Bahn, die erheblich an Vertrauen verloren habe. Mit den Folgen der absehbaren Streckenführung durch L.-E. ist Koch trotz ihrer positiven Grundeinstellung zum Bahnprojekt nicht einverstanden. Nun gelte es, „Bedingungen zu schaffen, die absehbare Belastungen für Bürger der Stadt reduzieren“, sagt die Stadträtin und Vorsitzende des CDU-Stadtverbands.

„Von denen hört man keinen Ton“

Bei Bemühungen in diese Richtung fühlt sie sich zurzeit freilich relativ allein gelassen: „In Sachen Stuttgart 21 erfahren wir wenig Unterstützung aus der Landtagsfraktion“, sagt sie und legt noch mal kritisch nach: „Wir stehen hier in L.-E. im Feuer und von denen hört man keinen Ton.“

Das Thema Lärm hat für Koch in L.-E. über Stuttgart 21 hinaus zentrale Bedeutung erlangt. Sie wolle sich daher nicht allein auf das Bahnprojekt fokussieren. „Mein Ziel ist, dass in L.-E. alle Lärmquellen minimiert werden.“ Dazu will die CDU im Frühjahr Experten zu einer Diskussion in die Stadt holen. Dass Lärm reduziert werden kann, erfahre man gerade in Oberaichen. „Die Autobahn ist seit der Fahrbahnsanierung hörbar leiser geworden“, berichtet Koch von „vielen positiven Rückmeldungen“.

Keine Lust auf Bundestag

CDU-Vorsitzende, Stadträtin, Unternehmerin, Mutter und Hausfrau – da stellt sich die Frage, wie die Frau das alles unter einen Hut bringt. „Ich takte den Tag straff durch“, sagt Ilona Koch. Und dass die Kinder inzwischen erwachsen seien, erleichtere ihr die Teilnahme an Terminen wie beispielsweise Bundesparteitagen. Bei soviel Aktivität drängt sich die Frage nach politischen Ambitionen auf. Konkret sagt die 46-Jährige aber nur, was sie nicht will: „Der Bundestag käme für mich nicht infrage.“ Ein neues Mandat müsse „nah am Bürger sein und ich muss Feuer fangen“. Das lodert noch bei ihren Aufgaben in L.-E. Gleichwohl macht sie klar: „Ich werde nicht mein Leben lang Parteivorsitzende bleiben.“