Vier Litauen wurden festgenommen, weil sie Navigationssysteme gestohlen haben. Die Polizei hofft nun auf ein Ende der Diebstahlserie.

Stuttgart - Der Polizei ist ein entscheidender Schlag gegen eine vierköpfige Bande aus Litauen gelungen, die seit Längerem im Verdacht stand, teure Navigationssysteme aus geparkten Autos gestohlen zu haben. Im Januar hatten die Diebe ihren Beutezug durch Stuttgart und die umliegenden Städte begonnen. Im Visier hatten sie fast ausschließlich Geräte aus Mercedes-Fahrzeugen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben die Ermittler nun die vier tatverdächtigen Männer festgenommen.

 

"Ich gehe davon aus, dass die Diebstahlserie im Raum Stuttgart damit ein Ende hat", sagt Michael Lenzner, der die Ermittlungen der Sondergruppe "Comand" leitete. "Nach unserem derzeitigen Wissensstand wurden die Männer bereits in Litauen dazu angeheuert, im Ausland Straftaten zu begehen." Das systematische und sehr professionelle Vorgehen der Gruppe spreche dafür, dass es sich um einen organisierten Verbrecherring handle.

Insgesamt 133 Navis wurden gestohlen

Die 18, 20 und 21 Jahre alten Männer hatten die Einbrüche in Sekundenschnelle verübt, ohne Spuren zu hinterlassen. Insgesamt 133 fest eingebaute, hochwertige Navigationsgeräte vom Typ Comand, deren Neuwert 2500 bis 4500 Euro beträgt, konnten sie auf diese Weise allein in Stuttgart in ihren Besitz bringen. Den dabei entstandenen Sachschaden beziffert die Polizei auf rund 135.000 Euro. Auch die Mercedes-Besitzer der umliegenden Kreise versetzte die Diebesbande in Schrecken: 75 Diebstähle verzeichnete die Polizei im Kreis Esslingen, der Großteil davon wurde in Ostfildern begangen. Die Dienststelle in Waiblingen meldet 13 Fälle.

Dass sich die Serie der Stadt abgespielt habe, in der Daimler zuhause ist, sei wahrscheinlich kein Zufall, sagt Lenzner. Vermutlich bestünden Verbindungen zu einer anderen Gruppe Litauer, die bereits nach Ostern mit gestohlenen Navigationsgeräten festgenommen worden sei. Allerdings hätten bisher alle Tatverdächtigen die Aussage verweigert, so dass die Polizei bei den weiteren Ermittlungen auf sich selbst gestellt gewesen sei.

Über Mittelsmänner nach Stuttgart gelangt

"Wir haben eng mit den Kollegen in der Region zusammengearbeitet, aufgrund der enormen Reichweite des Falles mussten aber auch bundesweite und sogar länderübergreifende Nachforschungen in alle Richtungen angestellt werden", erklärt Lenzner. Man habe herausgefunden, dass die Männer keine technischen Vorkenntnisse gehabt hätten und offenbar erst vor Ort für die Verbrechen ausgebildet worden seien. Da sie kein Wort Deutsch sprechen würden, sei zudem klar, dass die Litauer über Mittelsmänner an ihre Unterkunft in Stuttgart gelangt sein mussten.

Eben diese geriet nach der vorläufigen Festnahme eines 18-jährigen Litauers Mitte Mai in das Visier der Polizisten. In der Wohnung in der Danneckerstraße hielten sich weitere vier Männer auf, die dringend verdächtig erschienen. Nachdem einer der Litauer wieder zurück in seine Heimat gereist war, ergaben verdeckte Ermittlungen, dass sich ein Kurier der Bande auf dem Weg nach Stuttgart befand.

Der 31-Jährige hatte sich zunächst bei seinen Landsleuten rückversichert, ob genügend "frische Ware" vorhanden sei und sich dann mit seinem Bus nach Deutschland begeben. Die Übergabe der gestohlenen Geräte fand in der Nacht zum Freitag in Heumaden statt. Die Einsatzkräfte, die den Vorgang observiert hatten, schlugen zu, als die drei Männer gegen 1Uhr in die Wohnung zurückkehrten. Zur gleichen Zeit wurde der Kurier mit 22geladenen Navigationsgeräten an Bord in der Heilbronner Straße in Feuerbach festgenommen.

Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen

Der Mann hatte sich als Busunternehmer getarnt und elf ahnungslose Fahrgäste an Bord, die offenbar ebenfalls über Polen nach Litauen zurückkehren wollten. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand waren sie nicht in das Netzwerk integriert. Möglicherweise handelt es sich bei dem 31-Jährigen um einen Drahtzieher, der das Vorgehen der Stuttgarter Bande koordiniert hat.

An wen der Kurier die Geräte weiterverkaufen wollte, ist noch unklar. Sicher ist nur, dass die Navigationsgeräte nach Litauen transportiert werden sollten, wo sie für die Verwendung in anderen Fahrzeugtypen umkodiert werden sollten.

Die Ermittlungen der Einsatzgruppe "Comand" sind noch nicht abgeschlossen. "Wir freuen uns zwar, für den Raum Stuttgart Entwarnung geben zu können", sagt Michael Lenzner, "allerdings wissen wir nicht, wie groß die Gruppierung tatsächlich ist, denn ähnliche Fälle sind in ganz Deutschland aufgetreten."