Im Wettbewerb um Fluggäste wollen deutsche Airports mit verbessertem Service punkten. Kleinere Flughäfen setzen auf günstige Parkplätze, größere auf Angebote wie kostenloses W-Lan.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Fliegen kann anstrengend sein. Anreise, Einchecken, Sicherheitskontrollen – bis man in der Maschine sitzt und abhebt, steigt der Stresspegel nicht selten kräftig an. Das muss nicht sein. Die Manager vieler Flughäfen tun inzwischen eine Menge für den Komfort der Reisenden. Praktische Info-Apps fürs Smartphone, kostenloses W-LAN rund um die Uhr, Abhol- und Begleitservices, Einchecken am Vorabend – solche Angebote nehmen zu, wie eine Umfrage bei zwei Dutzend deutschen Flughäfen zeigt.

 

Kleinere Airports versuchen mit Angeboten wie der Kofferabgabe an Außenstellen zu punkten und so den großen Drehkreuzen Marktanteile abzujagen. An gutem Kundenservice führt für die Branche kein Weg vorbei. Auch Flughäfen stehen im harten nationalen und internationalen Wettbewerb. Reisende haben mehr Auswahl als je zuvor. So bekommen Pauschalurlauber bei großen Veranstaltern häufig die innerdeutsche Zugreise zum Airport kostenlos dazu. Da nimmt mancher Reisende eine längere Anfahrt in Kauf, wenn man mit dem Flughafen schon mal gute Erfahrungen gemacht hat.

Kleine Flughäfen punkten mit günstigen Parkplätzen

Wer mit dem Auto anreist, hat dagegen das Problem, einen preisgünstigen und sicheren Abstellplatz für sein Vehikel zu finden. An kleineren Flughäfen wie im bayerischen Memmingen ist das möglich. Dort kann man bei der Online-Buchung eine ganze Woche „Ferienparken“ für unter 30 Euro mit anklicken. An Großflughäfen zahlt man solche Summen nicht selten schon für einen einzigen Tag. Eine Woche kostet oft das Vier- bis Fünffache. Viele Regionalflughäfen wie Karlsruhe/Baden-Baden und Dresden vermarkten die kurzen Wege zum und im Terminal als einen ihrer Pluspunkte.

An großen Drehkreuzen hingegen ist das nicht möglich. Lange, zeitraubende Strecken zum Gate sind eher die Regel als die Ausnahme. Da kann es bei später Anreise oder knappen Umsteigeverbindungen schon mal eng werden. Hinter den Sicherheitskontrollen müssen Reisende erst den Weg durch riesige Konsumtempel finden, der größte deutsche Flughafen in Frankfurt am Main erinnert vielerorts eher an eine gigantische Shopping-Mall mit angeschlossener Start- und Landebahn. Nicht jeder Reisende mag diese grenzenlose Kommerzialisierung, mit der die meisten Airports weltweit inzwischen den Großteil ihrer Gewinne erzielen.

Kostenloses W-Lan ist am Frankfurter Flughafen Standard

Doch auch die großen Flughäfen entwickeln neue Konzepte. Die Zufriedenheit der jährlich mehr als 58 Millionen Passagiere will der Flughafenbetreiber Fraport mit der Serviceoffensive „Great to have you here!“ erhöhen. Reisende werden zu günstigen Pauschalpreisen auf Wunsch zuhause oder im Büro abgeholt und bis zum Gate begleitet. Ankommende Gäste können zum Beispiel einen Transfer zur Messe buchen. Für Familien gibt es in den beiden Terminals neun Kinderspielplätze, damit der Nachwuchs sich nicht langweilt, bis der Flieger endlich startet.

Als erster deutscher Großflughafen hat Frankfurt zudem kostenloses W-LAN rund um die Uhr eingeführt. Für den unbegrenzten Zugang ist lediglich eine Anmeldung über den Hotspot der Telekom nötig. Wer mag, kann sich ein dauerhaftes Kundenkonto anlegen und damit beim nächsten Mal einfacher ins Netz kommen. Der kostenlose Zugang kann beliebig oft genutzt werden – besonders praktisch für Reisende, die längere Aufenthaltszeiten haben.

Welcher Flughafen was bietet - von Frankfurt bis Memmingen

1. Frankfurt (FRA): Der größte deutsche Flughafen will mit dem „Home-to-Gate“-Service punkten. Im Pauschalpaket enthalten sind die Abholung per Chauffeur mit einer luxuriösen Limousine von einer vereinbarten Adresse, Check-in und Gepäckaufgabe durch Servicepersonal und separate Sicherheitskontrolle. Das kostet für bis zu vier Personen (inklusive je zwei Gepäckstücken) komplett 129 Euro (bis 20 km Entfernung). Mit der Distanz steigt der Preis.

2. Hamburg (HAM): Als erster deutscher Flughafen informiert Hamburg über die aktuellen Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen im Netz. So lässt sich die Anreise besser planen. Die Anzeigen werden alle 15 Minuten aktualisiert. Während der Streiks des Flugsicherheitspersonals im Januar und Februar gab es die aktuellen Infos zu verlängerten Wartezeiten auch über die Broadcast-Funktion von Whats App.

3. Memmingen (FMM): Kein Platz mehr im Handgepäck für die Schnäppchen im Duty-Free-Shop? Daran muss im Allgäu der Einkauf nicht scheitern. Hier kann man Einkäufe am Flughafen aufbewahren lassen und sie nach der Rückkehr mit einem Bon am Infoschalter abholen. „Shop & Collect“ nennt sich dieser Service. Auch andere Airports bieten das an.

Von Paderborn bis München

4. Paderborn-Lippstadt (PAD): Auf dem Regionalairport in Westfalen können die Koffer schon am Vorabend zwischen 18 und 20 Uhr abgegeben werden. Das spart Zeit am nächsten Tag, denn man kann sofort durch die Sicherheitskontrolle gehen. Diesen Service bieten auch andere Flughäfen an. Die Westfalen haben allerdings auch Außenstellen in Bielefeld und Kassel. Leider ist der Service nicht bei allen Fluggesellschaften möglich und auch nur bei einigen Airlines kostenlos.

5. Stuttgart (STR): Auf dem Flughafengelände der Landeshauptstadt befindet sich das einzige Sterne-Restaurant an einem internationalen Flughafen. Seit 23 Jahren bietet das Top Air Küche auf hohem Niveau. Spitzenkoch Marco Akuzun hat bereits einige Auszeichnungen eingeheimst.

6. München (MUC): Der zweitgrößte deutsche Flughafen ist kürzlich als derzeit einziger Fünf-Sterne-Airport in Europa ausgezeichnet worden. Um den „Oskar der Luftfahrt“ zu ergattern, haben die Münchner in Terminal 2 zusammen mit der Lufthansa mehrere Ruhe- und Erholungsbereiche geschaffen. So wurden Schlafkojen aufgestellt, in denen Passagiere entspannen können und Arbeitsbereiche mit Smartphone-, MP3- und USB-Anschlüssen geschaffen.

Von Berlin bis Düsseldorf

7. Berlin (TXL): Mit Airvis bietet der Hauptstadt-Flughafen seinen Passagieren Verkehrsinfos zur An- und Abreise in Echtzeit. Das Informationssystem verknüpft Daten von zehn großen Leitstellen der Metropole. Es zeigt auf großen Displays im Flughafen die aktuelle Lage im Straßenverkehr zum Airport, Stau- und Baustellenmeldungen und die Abfahrtzeiten von Buslinien. Bei Störungen werden alternative Verbindungen vorgeschlagen.

8. Köln-Bonn (CGN): Flughäfen wirken häufig anonym und austauschbar. Lokalkolorit gibt es selten. Am Rhein ist das anders, zumindest auf der Abflugebene im öffentlich zugänglichen Bereich C. Dort hat seit einem Jahr ein großer Ableger der Ständigen Vertretung geöffnet, jener bekannten Berliner Kneipe, die einst in Bonn beliebter Anlaufpunkt der Politiker war. Nach der Wende zogen die Betreiber in die neue Bundeshauptstadt an der Spree um. In der Dependance am Flughafen Köln-Bonn können Besucher bei einem Gläschen Kölsch nicht nur in alten Zeiten schwelgen, sondern dabei auch noch ein Originalteil der Berliner Mauer bestaunen.

9. Düsseldorf (DUS): Wer auf Reisen geht und sein Ladekabel fürs Handy oder den Adapter für den Stromstecker vergisst, kann sich den ganzen Urlaub über ärgern - oder sich am Verkaufsautomaten am Flughafen Düsseldorf noch auf den letzten Drücker Ersatz besorgen.

Von Hannover bis Dortmund

10. Hannover (HAJ): Die Zeit ist knapp, der Flieger geht in 90 Minuten - und dann ist am Airport kein Parkplatz mehr zu finden. Schon mal erlebt? In Hannover soll eine Parkplatzgarantie solchen Stress vermeiden helfen. Auf den mehr als 14.000 Stellplätzen sollen Reisende immer einen Stellplatz für ihr Gefährt finden. Buchen kann man auch vorab online - wie inzwischen an den meisten Airports.

11. Bremen (BRE): In elf Minuten von der City an den Airport - das gibt es so nur in Bremen. Kaum ein internationaler Flughafen liegt so dicht an der Innenstadt. Die Straßenbahn fährt bequem und direkt vors Terminal. Von dort kann man von der Weser nonstop zu 50 Zielen in 20 Ländern fliegen.

12. Dortmund (DTM): Langes Warten vor den Sicherheitskontrollen? In Dortmund gibt es für Eilige die Überholspur. Wer den separaten Durchgang nutzen will, muss aber zuvor 5 Euro zahlen. Die „Fast Lane-Tickets“ gibt es an der Information auf der Abflugebene.