Seit 2009 begeistert das US-amerikanische Pilobolus Dance Theatre mit der Show „Shadowland“, einer Kombination aus Schattentheater und Tanz. Ab diesem Dienstag ist „Shadowland 2 – das neue Abenteuer“ im Theaterhaus zu sehen. Produzent Itamar Kubovy hält Schatten für magisch.

Stuttgart -

 
Herr Kubovy, was ist anders in „Shadowland 2“?
Der wesentliche Unterschied ist, dass wir mehrere Bildschirme benutzen. Wir leben ja mittlerweile auch in einer Welt vieler Bildschirme. Unsere sind allerdings keine elektrischen, sondern nur Leinwände, auf die wir handgemachte Schatten projizieren.
Im ersten Teil folgte man einem Mädchen durch eine Traumwelt. Was erwartet die Zuschauer im zweiten?
Diesmal geht es um zwei Erwachsene, die furchtbare Jobs haben. In ihrer düsteren Fabrik entdecken sie einen kleinen imaginären Vogel, den sie kämpferisch vor ihrem gemeinen Boss beschützen. Es ist eine Fabel über die imaginäre Welt und darüber, wie wenig Wert Menschen dem Imaginären beimessen, während sie sich auf die abstumpfende Wiederholung dessen konzentrieren, was unsere „amazon.com“-Fabriken von uns fordern.
Also ein Kommentar zur gegenwärtigen Kapitalismuskrise?
Nein, eher ein Kommentar zur fehlenden Vorstellungskraft, zur fehlenden Imagination im Arbeitsleben beziehungsweise im Dasein von Menschen, die durch ihre Jobs industrialisiert wurden. Eine Erinnerung daran, dass sich Wert und Sinn des Lebens aus der Fantasie, nicht aus der Realität ergeben.
Sind Ihnen derlei Botschaften wichtig oder geht es vorwiegend um eindrucksvolle Bilder?
Beeindruckende Bilder sind für unsere Show natürlich notwendig. Aber ich glaube, sie überzeugen nur, wenn sie in den Kontext einer guten Geschichte eingebettet werden. Diese Verknüpfung entscheidet darüber, was die Zuschauer beim Betrachten der Schatten empfinden.
Sehen Sie Schatten seither in einem anderen Licht?
Eine wundervolle Frage.
Danke, kommt ja auch von mir.
Nun, Schatten sind überall, es gibt keine Welt ohne Schatten. Ich nehme sie mittlerweile wahr wie Tiere, die es zu zähmen gilt. Sie müssen tun, was du willst. Die Regeln von Licht und Schatten unterscheiden sich von denen des normalen Theaters, die Tänzer führen andere Bewegungen aus. Es ist ein bisschen so, als würde man in einer anderen Atmosphäre, etwa auf dem Mond arbeiten. Schatten wohnt etwas Magisches inne.
Was soll an Schatten magisch sein?
Wenn wir Schatten als Kind sehen, verbinden wir damit Formen und Gefühle, fürchten uns auch. Schatten sprechen früh zu uns und evozieren Assoziationen. Man schaut lediglich auf Umrisse, aber stellt sich alles Mögliche vor. Diese Erfahrungen bezeichne ich als magisch.
Ihr Hauptautor ist Steven Banks, der unter anderem die Abenteuer von „SpongeBob Schwammkopf“ schreibt. Wie kam’s denn dazu?
Wir haben jemanden gesucht, der ohne Sprache, also visuell erzählen kann. Es gibt keine Serie, die ich mehr respektiere als „SpongeBob Schwammkopf“. Ich wollte Banks von Anfang an, und wir bekamen ihn - er ist der Beste der Welt.
„SpongeBob trifft den Nussknacker“ – so haben Sie die erste Show beschrieben. Gilt das auch für die zweite?
Dieses Mal würde ich sagen: „SpongeBob trifft auf Tim und Struppi“. Denn es ist eine cartoonartige Abenteuergeschichte über zwei Helden, die versuchen, etwas zu retten.
Wird es auch eine auf Stuttgart zugeschnittene Zugabe geben?
Wird es! Wir versuchen zu jeder Stadt die typischen Bilder zu finden, woraus wir dann eine eigene Choreografie erarbeiten. Das stärkt auch die Verbindung zum jeweiligen Publikum. So haben wir immer das Gefühl, das Stück nur für eine Stadt aufzuführen.

Termine:

Dienstag bis Sonntag

Dienstag, 23.8.16, 20 Uhr

Mittwoch, 20 Uhr

Donnerstag, 20 Uhr

Freitag, 20 Uhr

Samstag, 15 Uhr

Samstag, 20 Uhr

Sonntag, 14:30 Uhr

Sonntag, 19 Uhr