Die Firma Music Express besorgt die Technik bei Großevents wie dem Stuttgart Festival oder dem Mercedes Cup. Sie residiert seit Neuestem am Vogelsang.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - An seiner Karriere hat Stefan Meyer bereits im Kinderzimmer geschraubt. Er hegte schon als Knirps den Plan, mit Licht und Ton mal groß rauszukommen. Er bastelte Lautsprecher und beschallte damit die Schulfeten und Jugendhauspartys, später den Abi-Ball und die Renninger Dorfdisco. Um die Abi-Zeit stieß Andreas Gentner dazu. Sie experimentierten nun auch mit Lichteffekten, bauten Stroboskope für die ersten Technoparties Anfang der 1990er Jahre. „Dafür haben wir die Reflektoren aus alten VW-Käfern ausgebaut“, berichtet Mayer. Großes Geld war damit nicht zu machen, zumal die Jungs jeden verdienten Groschen in neues Gerät steckten. Die technische Ausstattung von Partys war eher ein elaboriertes Hobby mit dem erfreulichen Nebeneffekt, überall eingeladen zu sein.

 

Arbeit ist Fete

Nach der Schule begannen die beiden ihr Studium – Gentner Elektrotechnik, Mayer Bauingenieurswesen –, und die Party ging weiter. Der Übergang von Arbeit zur Freizeit und zurück war in jenen Jahren fließend: „Wir haben aufgebaut, ich habe dann oft noch den DJ gemacht, wieder abgebaut und bin hinterher Frühstücken gegangen.“ Immer mehr Clubs fragten bei den beiden an, das Studium lief mehr so nebenher. „Das durften meine Eltern natürlich nicht wissen“, gesteht Mayer. Irgendwann nahmen die Aufträge überhand. Der junge Mann hängte das Studium an den Nagel. „Aber komplett sinnlos war das Studium auch nicht: Ein bisschen Mathe und ein bisschen Statik konnte ich schon gebrauchen.“ Inzwischen hat Music Express sein 25-jähriges Firmenjubiläum gefeiert, Mayers Vater hat den Studienabbruch des Sohnes verschmerzt und wirft bei seinen Besuchen in der Firma gern einen bewundernden Blick auf das imposante Schraubensortiment in der Werkstatt. Denn Music Express nutzt und entleiht nicht nur Veranstaltungstechnik, die Firma repariert sie auch.

Auf fast 1000 Quadratmetern lagern Licht- und Soundanlagen, Transportkisten, Kabel, Boxen in jedweder Größe, Form und verfügbaren Technik – kurz alles, mit dem sich perfekte Illusionen zaubern und Showbühnen bespielen lassen. Die Firma taucht Fassaden in Farbstrudel und Blütenmeere aus Licht, zerschneidet die Dunkelheit über Hunderten von Köpfen mit gleißenden Tangenten, besorgt Sound und Effekte für Großveranstaltungen wie das Stuttgart Festival, den Mercedes Cup, Rock am Ring oder das Summerbreeze, Kunstprojekte und Firmenjubiläen. Obwohl die Firma bis auf die Zähne mit Technik für Events aller Art bewaffnet ist, sei immer wieder auch technische Improvisation gefragt, da jede Veranstaltung einzigartig sei, so Mayer. In ihm schlägt dann das alte Tüftlerherz aus dem Kinderzimmer höher. Deshalb liebt er Kunst-Events mit geringem Budget. Davon wird er zwar nicht reich, aber sie fordern Fantasie und sein Geschick.

Job im Dschungel

Zwölf Leute sind in dem Zweckbau im Industrie- und Gewerbegebiet Vogelsang beschäftigt. Vier von ihnen werden derzeit bei Music Express zu Fachkräften in Veranstaltungstechnik ausgebildet. Die Firma ist erst vor ein paar Monaten in den Westen gezogen, davor hatte sie einige Jahre in Fellbach residiert. „Ich bin froh, wieder in der Stadt zu sein, und komme jetzt zu Fuß zur Arbeit“, sagt Mayer. Zum Gebäude gehört ein asphaltierter Innenhof, in dem man an lauen Abenden gemeinsam den Arbeitstag ausklingen lässt. Ein Grill und Sitzbänke warten darauf, dass es endlich wieder Sommer wird. „Da oben fängt gleich der Birkenkopf an“, sagt Mayer und weist auf den waldigen Hang, der gleich einem Wall das Gebäude umschließt. „Im Frühjahr sitzt du hier wie im Dschungel – und das mitten in de Stadt!“

Wie früher, stecken Gentner und Mayer ihren Gewinn stets umgehend wieder in neue Technik. „Ich habe keine Villa irgendwo. Aber dafür macht die Arbeit richtig Spaß. Die Jobs werden mit der Zeit immer größer und interessanter“, sagt Stefan Mayer. In dem Geschäft, sagt er, müsse er technisch immer up to date sein, will er überleben. Das erfordere eine gewisse Risikobereitschaft, denn es bleibt kein Raum für Rücklagen. Andererseits herrsche in der Branche so gut wie kein Konkurrenzkampf: „Es gibt zwar viele Firmen in unserem Bereich, aber die meisten von ihnen haben wie wir ihre festen Kunden. Wenn ich einen Kostenvoranschlag verschicke, kann ich fast davon ausgehen, dass ich auch den Zuschlag erhalte.“