Der Schwaben-Park richtet einen Shuttlebus von Schorndorf nach Kaisersbach ein. Für einen Piraten-Politiker zeigt dies, dass in Sachen ÖPNV Nachholbedarf besteht.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Wer derzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Schwaben-Park nach Kaisersbach will, hat es vor allem an Sonn- und Feiertagen schwer: Vom Bahnhof Schorndorf sind es mit dem Bus mindestens 48 Minuten, Abfahrt ist alle anderthalb Stunden. Auch von Backnang aus fährt zwar ein Bus, jedoch nur alle zwei Stunden. Er braucht dafür – inklusive einmal Umsteigen – eine knappe Stunde bis zur Haltestelle Gmeinweiler, die neben dem Freizeitpark liegt. Dies dürfte dazu beitragen, dass die meisten der Gäste lieber mit dem Auto anreisen – auch zulasten mancher Kaisersbacher Anwohner, die bei mehr als 200 000 Besuchern im Jahr vom Anreiseverkehr durchaus belastet sind.

 

Der Shuttlebus kostet 7,50 Euro zusätzlich zum Tagesticket

Vom nächsten Sonntag an könnte sich dies ändern: Der Schwaben-Park nimmt mit dem „Schwaben-Park-Express“ eine Shuttlebuslinie in Betrieb. Dafür hat sich die Betreiberfamilie Hudelmaier mit dem Busunternehmen Eisemann zusammengetan. Der Shuttle fährt sonn- und feiertags zwischen 9.30 und 11.30 Uhr dreimal am Bahnhof Schorndorf ab, nachmittags gibt es ab 16 Uhr drei Rückfahrten. Die Fahrt verläuft ohne Zwischenstopp und dauert lediglich 20 Minuten. Für Fahrgäste bedeutet dies eine beträchtliche Zeitersparnis: „Wer von Stuttgart oder Aalen an den Sonn- und Feiertagen kommen möchte, der ist nun in 40 Minuten bei uns und auch in 40 Minuten in Stuttgart oder Aalen zurück“, erklärt der Schwabenpark-Geschäftsführer André Hudelmaier.

Auch die Suche nach einem Parkplatz entfällt, im Shuttlebus können zudem Kinderwagen mitgenommen werden. Von Backnang aus gibt es keinen Shuttlebus. Wer von Stuttgart aus mit den Öffentlichen zum Schwaben-Park will, muss also die S2 Richtung Schorndorf nehmen. Besucher können nur dann mitfahren, wenn sie vorher ein „Shuttle Kombi Ticket“ erwerben. Dieses kombiniert den Eintrittspreis in den Park mit dem Preis für Hin- und Rückfahrt; der Preis beträgt 36 Euro für Erwachsene und 33 Euro für Kinder. Gegenüber einem normalen Tagesticket bedeutet dies also einen Aufpreis von 7,50 Euro für Erwachsene.

Philip Köngeter, Welzheimer Stadtrat und für die Piratenpartei im Kreisrat, schreibt in einer Mitteilung, er betrachte das Angebot mit gemischten Gefühlen: Einerseits sei es praktisch für Besucher, aber andererseits auch „ein Weckruf für den öffentlichen Nahverkehr“, so Köngeter. „Die Notwendigkeit einer privaten Buslinie zu einem solch prominenten Ort wie dem Schwabenpark ist ein deutliches Alarmzeichen für den Zustand des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum.“ Die ÖPNV-Verbindungen auf dem Land seien schon lange verbesserungswürdig. „Während der Schwabenpark und seine Besucher nun von einer verbesserten Anbindung profitieren, bedeutet dies gleichzeitig eine verpasste Gelegenheit für die öffentlichen Verkehrsbetriebe“, so der Piraten-Politiker weiter. „Diese verlieren nicht nur potenzielle Fahrgäste an private Anbieter, sondern es könnte auch langfristig zu weiteren Verwerfungen in der Planung zukünftiger öffentlicher Verkehrsangebote führen.“ Er fordert nun „proaktive Lösungen, die eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum ermöglichen“.

Der Schwaben-Park lockt vor allem Familien

Der Schwaben-Park bei Kaisersbach ist familiengeführt und seit Jahren ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem für Familien mit jüngeren Kindern. 1972 als Safari-Park gegründet, verabschiedete man sich mehr und mehr von Tieren als Attraktion. Im Jahr 2017 wurde auch die durchaus umstrittene Schimpansenshow eingestellt. Seitdem legt der Schwaben-Park, der beständig erweitert wird, seinen Schwerpunkt mehr und mehr auf Fahrgeschäfte. Zu den Attraktionen zählen der Eisenbahnsimulator „Hans Dampf“, die Achterbahn „Force One“ und die Schiffsschaukel „Santa Lore“.