Die Ostdeutschen sind keine Opfer. Aber sie waren es. Opfer der deutschen Geschichte. Das wirkt nach – kommentiert unsere Kolumnistin Sibylle Krause-Burger.

Stuttgart - Wir haben keine Juristen“, sagte der Beamte, ein Herr von Puttkamer, als ich mich in der Potsdamer Staatskanzlei aufhielt, um dem damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe bei der Arbeit zuzusehen und danach ein Porträt über ihn zu Papier zu bringen. Wir schrieben das Jahr 1991, die neuen Länder waren noch blutjung, und es fehlte natürlich nicht nur an fähigem Personal, sondern auch an Geld, an Material, an Erfahrung in Politik, Justiz und Verwaltung. Das kam aus dem Westen – und zwar keinesfalls, um den Osten auszurauben, sich dort zu bereichern oder die sogenannte Buschzulage einzustecken. Nein, die allermeisten Grenzgänger wanderten nach Potsdam, Dresden, Erfurt, Schwerin, Magdeburg und sonst wohin aus Begeisterung. Um etwas zu bewegen. Weil es etwas zu entdecken gab. Aus patriotischem Gefühl und auch aus Abenteuerlust.