Sicherheit in Esslingen Mobile Wache für das Bahnhofsquartier

Gestalterisch ist beim Esslinger Bahnhofsvorplatz noch Luft nach oben – mit vielen Maßnahmen will die Stadt gegensteuern. Foto: Roberto Bulgrin

Für viele, die nach Esslingen kommen, prägt das Bahnhofsquartier den ersten Eindruck der Stadt. Doch egal, ob es um Sicherheit, Sauberkeit oder Gestaltung geht – viele sehen dort noch Luft nach oben. Die Stadt geht das Thema „systematisch und strategisch“ an.

Der Bahnhof und sein Umfeld gehören seit Jahren zu den Sorgenkindern der Esslinger Kommunalpolitik: Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich dort vor allem zu späterer Stunde nicht sicher, in Sachen Sauberkeit ist Luft nach oben, die Verkehrssituation ist stellenweise korrekturbedürftig, viele beklagen eine wenig einladende Gestaltung. „Wir nehmen all das sehr ernst und versuchen gegenzusteuern“, sagt der Ordnungs- und Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar. „Wichtig ist jedoch, die Probleme nicht nur emotional zu betrachten, sondern systematisch und strategisch anzugehen.“ Das hat die Stadt in jüngerer Zeit versucht. Erste Erfolge haben sich nach Bayraktars Einschätzung eingestellt. Weitere Maßnahmen sind auf den Weg gebracht, auch langfristig will die Stadt mit Blick auf die baulichen Gegebenheiten etwas tun.

 

„Urbaner Raum für alle“

Ein Projektteam hatte im Herbst 2022 unter Bayraktars Leitung die Arbeit aufgenommen – Ziel ist es, das Bahnhofsquartier zu einem „urbanen Raum für alle“ zu entwickeln. Weil in unterschiedlichsten Bereichen Handlungsbedarf besteht, arbeiten im Projektteam das OB-Büro, die Stabsstelle Mobilität, das Citymanagement, das Amt für Soziales, Integration und Sport, das Ordnungsamt, das Stadtplanungsamt, das Tiefbauamt und das Grünflächenamt Hand in Hand. Institutionen wie der Jugendgemeinderat, die Polizei oder die Freie Wohlfahrtspflege sind ebenfalls dabei.

Wichtige Hinweise hatte eine Sozialraumanalyse gebracht, aus der die Universität Tübingen mehr als 70 Handlungsempfehlungen entwickelt hat – am Ende blieben 65 Maßnahmen übrig, die die Stadt kurz-, mittel- und langfristig angehen will. Etwa ein Drittel der Vorschläge wie die kostenlose Nutzung der öffentlichen Toilette oder die freundlichere Gestaltung der Bahnhofsunterführung ist bereits umgesetzt.

Drei zentrale Themenbereiche hat die Stadt benannt: die Sozialarbeit im Bahnhofsquartier, die bauliche Gestaltung des Quartiers und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, der eine Schlüsselrolle zukommt. Einiges wurde bereits auf den Weg gebracht. So soll noch vor dem Sommer eine „Warme Stube“ als Treffpunkt für Menschen, die gesellschaftlich ins Abseits geraten sind, eingerichtet werden. Die Evangelische Gesellschaft (eva) übernimmt die soziale Betreuung, die Finanzierung ist nicht zuletzt dank Zuwendungen einer Stiftung bis Ende 2025 gesichert. Mit der Bahn laufen Gespräche, ob die Stadt künftig auch im Bahnhof selbst Hausrecht erhält. Und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) wird demnächst eine mobile Wache einrichten.

Der erste Eindruck zählt

Dicke Bretter müssen Baubürgermeister Hans-Georg Sigel und sein Dezernat bohren, wenn es darum geht, den Bahnhofsvorplatz und sein Umfeld attraktiver zu gestalten. Sigel spannt den Bogen bewusst etwas weiter, weil es ihm wichtig ist, „dass der erste Eindruck gut ist, den viele von Esslingen bekommen“. Auch in seinem Bereich wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt – etwa in der Kronenstraße, wo die Stadt begonnen hat, das wilde Parken besser in den Griff zu bekommen. Auch die vielen Fahrräder, die den Bahnhofsbereich zustellen, würde Sigel lieber in der Mobilitätsstation im Qbus unterbringen, wobei er weiß, dass die verkehrliche Anbindung noch ausbaufähig ist. Tiefgreifendere Maßnahmen wie das Pflanzen stattlicher Bäume sind auf dem Bahnhofsvorplatz eher schwierig umzusetzen, weil die Möglichkeiten durch unterschiedlichste Einflüsse wie unterirdische Leitungen, Feuerwehrzonen oder ähnliches stark eingeschränkt sind. „Da sind kreative Lösungen gefragt“, so Sigel.

Im Sozialausschuss gab es Lob. „Wir lösen nicht nur die Symptome, sondern gehen auch an die Ursachen für das ungute Gefühl“, sagte Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler). Ursula Hofmann (Grüne) freut sich, dass „auch die Nebenschauplätze in den Blick genommen werden“. Eine vertiefte Sicherheitspartnerschaft mit der Bahn begrüßten die Fraktionen genauso wie die geplante mobile Wache, mit der der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) verstärkt Präsenz zeigen wird. „Dass der KOD Störungen bereits im Vorfeld unterbinden kann, ist wichtig“, sagte Joachim Schmid (SPD). Sicherheit sei aber nicht allein mit Ordnungspolitik zu erreichen. Große Bedeutung habe der Treffpunkt für Wohnsitzlose. „Das ist ein tolles Projekt“, fand Johanna Renz (Linke).

„Schneller und mutiger werden“

Zufrieden waren auch die Christdemokraten. Die hatten zwar gefordert, dass auch die Bahnhöfe in Zell, Mettingen und Oberesslingen unter Sicherheitsaspekten in den Blick genommen werden. „Ich kenne viele, die nicht mehr S-Bahn fahren wollen, weil sie dort Angst haben“, sagte Aglaia Handler (CDU). „Wir haben das auf dem Schirm“, stimmte Bayraktar ihr zwar zu. Man habe das Konzept aber durch eine solche Erweiterung nicht aufweichen wollen. „Sie haben meine Zusage, dass wir an allen Esslinger Bahnhöfen verstärkt nachschauen und Streife fahren werden“, versprach er. Brigitte Häfele (FDP) regte an, dass die Stadt „etwas schneller und mutiger“ Ideen zur Belebung des Bahnhofsvorplatzes umsetzen soll. Ihre Fraktion hatte etwa eine Eis- oder Rollschuhbahn oder einen City-Beach ins Spiel gebracht. Aglaia Handler schlug zudem vor, die Arbeit des KOD bekannter zu machen.

Maßnahmen für mehr Sicherheit und Sauberkeit im Bahnhofsquartier

Soziale Arbeit
 Die Evangelische Gesellschaft (eva) wird die soziale Betreuung im Bahnhofsbereich übernehmen. In einem Container soll bis zum Sommer eine „warme Stube“ für Menschen am Rande der Gesellschaft entstehen.

Sicherheit und Sauberkeit
Die Stadt will ihre Kooperation mit der Bahn ausbauen. Der kommunale Ordnungsdienst soll auch im Bahnhof Hausrecht erhalten, damit dort das städtische Alkoholverbot durchgesetzt werden kann. Eine freundlichere Farbgestaltung, ein besseres Beleuchtungskonzept, häufigere Reinigung und eine Notrufsäule sollen das Sicherheits- und Sauberkeitsgefühl verbessern.

Mobile Wache
Mit einer mobilen Wache möchte der kommunale Ordnungsdienst künftig an besonders exponierten Tageszeiten verstärkt Präsenz zeigen.

Gestaltung
 Baubürgermeister Hans-Georg Sigel möchte das Bahnhofsquartier attraktiver gestalten. Themen sind eine bessere Beschilderung, konsumfreie Sitzgelegenheiten, weniger störendes Parken und gestalterische Maßnahmen zur Aufwertung des von vielen als eher trist empfundenen Bahnhofsvorplatzes.

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