Die Polizei weist Gerüchte zurück, wonach es in der Stuttgarter Innenstadt immer gefährlicher werde. Sie habe aufgrund der bekannten Probleme ihre Präsenz verstärkt, sagt der Polizeipräsident Thomas Züfle. Die Aufmerksamkeit gilt vor allem der Partyszene an den Wochenenden.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es ist viel über die Arbeit der Polizei gesprochen worden in jüngster Zeit. Mit jeder Meldung aus der Innenstadt wurden Mahnungen laut, dass die Sicherheitslage dort zu wünschen übrig lasse. Nun hat die Polizei gesprochen: „Die Polizei ist besonders in der Innenstadt fast ununterbrochen mit Sicherheitsaufgaben, Aggressionsdelikten und Streitschlichtungen voll beschäftigt“, sagte der Polizeipräsident Thomas Züfle am Mittwoch. Und: „Es gibt aber gemessen an der Gesamtlage und im Vergleich mit anderen Städten bei uns kein überbordendes Sicherheitsproblem.“ Jedoch ereigne sich ein Viertel aller Straftaten in der Innenstadt. Die Polizei hat eine Pressekonferenz einberufen, um manchem, was geredet wird, zu widersprechen. Stuttgart sei „schlimmer als Frankfurt“, habe er gelesen, so Züfle, und die Polizei würde sich „aus der Stadt zurückziehen“.

 

Gewalttaten unter Alkoholeinfluss nehmen zu

Mit der Lage in der Innenstadt ist meist die Situation rund um die Partymeile an der Theodor-Heuss-Straße gemeint. Hier ist die Polizei seit dem Frühjahr verstärkt präsent. Denn nach der Analyse der Kriminalstatistik hatte der Polizeipräsident angekündigt, verstärkt gegen Gewaltdelikte vorzugehen, die in zunehmendem Maße von Jugendlichen unter Alkoholeinfluss verübt werden, so Züfle. Deswegen habe man das „Partyvolk“ verstärkt im Blick.Trotz hoher Fallzahlen beruhigt Züfle die Bürger: „Täter und Opfer kommen oft aus einem Biotop“, sie haben eine gemeinsame Vorgeschichte. Dass ein „normaler“ Kinogänger oder Restaurantbesucher in Mitleidenschaft gezogen werde, sei so gut wie ausgeschlossen.

„Um eines klarzumachen: keiner, der dort feiern geht, steht unter Generalverdacht. Wir nehmen niemanden in Sippenhaft“, sagte Züfle. Doch zeige die mit einer neuen Datenbank ausgewertete Lage, dass zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden genau im Bereich des Reviers Hauptstätter Straße die Gewaltkriminalität zunehme. Die Software erlaubt es den Beamten, exakte Lagebilder zu erstellen, wie viel in welchem Bezirk zu welcher Zeit los ist. „So können wir immer sofort auf neue Situationen reagieren.“ Der Partyszene widme sich die Polizei seit dem Frühjahr mit monatlichen Großkontrollen, bei denen rund 150 Beamte im Einsatz seien. An jedem Wochenende werde der normale Streifendienst um 30 Beamte aus der Einsatzhundertschaft verstärkt, so Züfle.

Ordnungsstörungen sind weiterhin ein großes Problem

Nicht in den Griff bekomme die Polizei aber die Ordnungsstörungen, das Wegwerfen von Müll und Glas, das „wilde Urinieren“ und das lautstarke Herumpöbeln. Um die Lage zu beruhigen, könnte ein Alkoholkonsumverbot an öffentlichen Plätzen helfen, sagte Thomas Züfle. Ein solches fordert zum Beispiel auch die City-Initiative Stuttgart (CIS). In der durch Alkohol aufgeheizten Stimmung komme für die Polizei noch ein Problem dazu: „Es findet sich fast überall ein aggressiver Rotzlöffel, der unsere Kollegen angreift“, sagte Züfle. Der Respekt lasse ebenso nach wie die Bereitschaft, sich an Regeln zu halten – und etwa die Nachtruhe zu achten.

Über allem steht für die Polizei, dass die Sicherheit und Ordnung nicht ihr einziges Problem sind. Einen weiteren Schwerpunkt bilde die Bekämpfung der Wohnungseinbrüche, auch dies eine Reaktion auf die in der Kriminalstatistik gestiegenen Werte. Außerdem hätten die Beamten rund 800 Demonstrationen im Jahr zu begleiten und zu sichern und bei den Spielen von mittlerweile drei Bundesligisten für Sicherheit zu sorgen. Wenn es die Lage erfordere, kämen weitere Schwerpunktaktionen hinzu. In diesem Sommer waren es die Kontrollaktionen wegen der gestiegenen Zahl von Fahrraddiebstählen in der Stadt.