Fünf Jahre nach der Abschiedstournee legt Mick Hucknall mit seiner Band Simply Red jetzt ein neues Album vor und geht auf eine Comebacktour.

Stuttgart - Was soll ich machen? Kaum dass ich anfange, etwas zu singen oder zu schreiben, hört es sich nach Simply Red an“. Mick Hucknalls Erklärungen hören sich zunächst einmal naiv an. Freundlich formuliert. Der Trick mit den Abschiedstourneen und der triumphalen Wiederkehr ist schließlich fast schon zu ausgeleiert in der Popmusik, so oft wurde er vorgeführt. Auch Hucknall hat von seiner Band Simply Red mit DVDs, Alben und Konzerten rund um den Globus aufwendig Abschied genommen, um sich, wie er bekannt gab, seiner Solokarriere und einer direkteren Form des Rhythm & Blues zu widmen. Doch schon im kommenden Jahr 2015 wird es eine Tournee geben, ein neues Album unter dem Namen Simply Red ist bereits aufgenommen und soll im Frühjahr erscheinen.

 

Die erfolgreiche Marke ist wieder da, und Titel wie „Something got me started“ oder „Money’s too tight to mention“, die auf seiner Solotournee lautstark gefordert wurden, sind nun wieder ganz offiziell und „normal“ im Hauptprogramm einer Band zu hören, die sich Simply Red nennt. Nein, so verwahrt er sich heute, es sei ganz und gar nicht so, dass seine Simply-Red-Musiker nichts zu sagen hätten, dass er alles mache, singe und auswähle. „Das sollte man nicht so in Schwarz und Weiß sehen. Ich sehe mich vielmehr als den klassischen Bandleader, so, wie ihn viele Bands haben. Da können sich alle mit ihren Ideen einbringen. Ich nehme am Ende nur das heraus, das ich für das Beste halte“.

Schnell kommt er auf die Politik

„Blueeyed Soul“ nennt die Fachwelt jene gefällige Mischung aus Soul und Pop, die im Falle von Simply Red über dreißig Jahre hinweg überall gut angekommen ist. Auf die Frage, ob er vielleicht wirklich blaue Augen habe, antwortet er mit einem klaren „Ja“ und weiß natürlich, was damit gemeint ist. Dabei ist seine Hauptfarbe Rot, so wie seine Haare und so wie seine frühere Gesinnung. Auch soll er in seiner Geburtsstadt Manchester mal den Fußballclub United zu kaufen versucht haben. Dieser läuft traditionell in roten Trikots auf und wird nicht nur in der Stadt die „Reds“ (im Unterschied zu den „Blues“, was auf den Club Manchester City deutet) genannt. „Manchester United ist mein Club“ sagt er heute klipp und klar, ohne sich auf eine weitere Unterhaltung darüber einzulassen.

Schnell kommt jedoch mit ihm das Gespräch auf die Politik. Auf den Hinweis, dass man mittlerweile nicht mehr genau wisse, ob denn Großbritannien nun in der EU überhaupt bleiben wolle und was sein Verhältnis zu Europa sei, antwortet er mit einem Schmunzeln. „Ach, das sind doch nur diese konservativen Politiker in London. Wir wissen schon, was wir an Europa haben. Niemand denkt hier ernsthaft an eine Loslösung, mögen die Politiker noch so flotte Sprüche klopfen“. Die diesbezüglichen Einlassungen von Politikern wie dem britischen Premierminister Cameron seien doch nur eine Reaktion auf die neue Rechte unter dem Populisten Nigel Farage und sollten nicht so wörtlich genommen werden. Der Mann, der großen Wert darauf legt, dass er „Brite“ und nicht „Engländer“ genannt wird, verweist darauf, dass nach seiner Einschätzung auch die Schotten im Falle einer Trennung von England oder auch Wales niemals eine Loslösung suchen würden.

Alte Liebe zum Rhythm’n’Blues

Auf eine gewisse personelle Strömung in seiner Heimat ist er jedoch überhaupt nicht gut zu sprechen: die Musikjournalisten. „Ach, das sind doch alles Sexverrückte“ sagt der Rotschopf und setzt hinzu, dass er sich immer vornehme, nichts zu diesem Thema zu sagen, um sich dann doch noch aufs Glatteis führen zu lassen. Nicht nur dass er mutmaßlich mit mehr als tausend Frauen geschalfen habe, sondern auch seine Affären mit der Schauspielerin Catherine Zeta-Jones, dem Model Helena Christensen, der Tennisspielerin Steffi Graf und manch anderer Berühmtheit werden in diesem Zusammenhang jedesmal genüsslich angeführt. „Ich habe doch schon lange eine feste Beziehung und bin inzwischen sogar glücklich verheiratet“, sagt Hucknall dazu. „Was soll denn da sein?“. Dies und die Geburt seiner Tochter Romy im Jahr 2007 habe sein Leben längst nachhaltig verändert. Ob ihm die ihm so oft nachgesagte Lendenstärke tatsächlich so unangenehm ist oder ob sie dem Simply-Red-Comeback eine besondere Note verleiht, bleibt wie vieles andere offen.

Seine alte Liebe zum klassischen Rhythm’n’Blues, die sieht er auch bei Simply Red gut aufgehoben. „Alle britischen Bands von den Beatles und den Rolling Stones bis zu Led Zeppelin und den heutigen Gruppen waren doch stark davon beeinflusst. Sie haben das selten original nachgespielt, sondern haben stets Elemente daraus genommen, um etwas Eigenes daraus zu machen. Das Ergebnis hat dann meist sehr britisch geklungen. Wie es genau zugegangen ist, weiß ich nicht. Doch genauso haben ich und die Band Simply Red es immer gehalten“.