Gegenüber dem beste­henden Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk baut Daimler für knapp 100 Millionen Euro eine neue Produktionsstätte. Nach der Fertigstellung werden in Sindelfingen dann die Werkzeuge für sämtliche Daimler-Werke entwickelt.

Sindelfingen - Seit einigen Wochen gibt es eine weitere Großbaustelle in Sindelfingen (Kreis Böblingen): Gleich am Stadteingang, direkt gegenüber dem bestehenden Mercedes-Benz-Werk, erweitert Daimler. Auf dem Gelände des ehemaligen Leiterplattenherstellers STP soll ein Neubau mit 15 000 Quadratmetern entstehen. Dort kommen Teile des Werkzeugbaus unter. „Wir investieren knapp 100 Millionen Euro, um die weltweiten Werke mit Presswerkzeugen und Anlagen zu beliefern“, sagt der Werksleiter Willi Reiss. Damit werde der Standort gestärkt. Denn in Sindelfingen werden dann nicht nur die Werkzeuge für sämtliche Daimler-Werke entwickelt, sondern auch die Prototypen-Werkzeuge getestet. Rund 250 neue Arbeitsplätze entstehen im Werkzeugbau.

 

„Seit einigen Wochen reißen Bagger die bestehenden Gebäude auf dem STP-Areal ab. Diese Arbeiten sollen bis zum Herbst abgeschlossen sein. Dann beginnt der Bau des neuen Gebäudes. Bis Mitte des Jahres 2015 soll es fertig gestellt sein .

„Wir sind froh, dass es auf diesem Areal, das immerhin einen Stadteingang markiert, nun vorangeht“, sagte Thomas Leonhardt, der Leiter des Sindelfinger Stadtplanungsamtes. Einen neuen Bebauungsplan habe Daimler für das Vorhaben nicht gebraucht. „Solange sich das Unternehmen im Rahmen der vorhandenen Bebauung bewegt, handelt es sich nur um einen Umbau“, sagt Leonhardt.

Kein Tabus bei Neuordnung des Geländes

Allerdings arbeite sein Amt momentan an einem Bebauungsplan für das angrenzende Gelände, das zum Teil in städtischer Hand und zum Teil in der Hand der Stadtwerke liege. „Das Gelände soll neu geordnet werden. Dabei gibt es keine Tabus“, sagt Leonhardt. Denkbar sei beispielsweise, die Tübinger Allee, an der das STP-Gelände liegt, zu schließen.

Daimler ersetzt mit der Erweiterung des Werkzeugbaus einen Teil der Arbeitsplätze aus der Produktion, die vom Jahr 2014 an wegfallen. Im kommenden Jahr wird die C-Klasse-Produktion nach Bremen und Tuscaloosa/USA verlegt. Dies hatte Ende 2009, als die Konzernleitung den Beschluss verkündet hatte, zu Demonstrationen vor dem Sindelfinger Werk geführt. Momentan arbeiten rund 37 000 Menschen im Sindelfinger Mercedes-Werk, das damit das weltweit größte des Konzerns ist.

Bereits vor knapp neun Jahren hatte Daimler das 7,6 Hektar große Areal an der Autobahn 81 gekauft. Kurz zuvor hatte die STP Elektronische Systeme ihr Werk nach jahrelangem Kampf endgültig geschlossen. 400 Mitarbeiter verloren damals ihren Arbeitsplatz. Bereits jetzt ist auf dem Gelände die Designo-Manufaktur des Mercedes-Benz-Werks untergebracht. Sie ist für Extras zuständig, die zahlungskräftige Kunden zum Beispiel für die Innenausstattung ihrer Neuwagen bestellen.

Weitere Erweiterungen geplant

Auch westlich seines Werks im Gewann Schoß und südlicher Mittelpfad plant Daimler eine Erweiterung. Bereits vor zwei Jahren hatte der Sindelfinger Gemeinderat den Bebauungsplan für ein 34 Hektar großes Areal beschlossen. Dort soll die Entwicklungsabteilung des Autobauers, der sich momentan auf 200 Hektar ausbreitet, erweitert werden, zudem sichert sich das Werk Flächen für eine mögliche Ausweitung der Produktion.

350 Meter lange und bis zu 40 Meter hohe Hallen sind dort geplant. Dem Gemeinderat war dies anfangs zu monumental erschienen, er hatte deshalb zunächst die Zustimmung verweigert, ein paar Monate später dann aber eingelenkt. Umgesetzt wurden die Pläne jedoch bisher nicht. Wann was konkret angegangen werde, dazu gebe es momentan „keine Kommunikation nach außen“, teilte eine Sprecherin des Konzerns auf Anfrage mit.