Das Land eSwatini ist die letzte absolutistische Monarchie Afrikas. König Mswati III. hat für jede seiner 13 Frauen heimlich einen Rolls-Royce gekauft. Seine Untertanen sind bitterarm.

Johannesburg - Der Umstand hätte eigentlich gar nicht bekannt werden dürfen, denn es ist strengstens verboten, den Wagenpark seiner königlichen Hoheit Mswati III., des Herrschers über das afrikanische Bergkönigreich eSwatini (ehemals Swasiland), zu fotografieren. Da es sich bei dem Königreich allerdings um einen Binnenstaat ohne Zugang zum Meer handelt, müssen sämtliche Importe über das südafrikanische Nachbarland angekarrt werden – und dort findet selbst die absolute Macht des 51-jährigen Monarchen ihre Grenze.

 

Deshalb gelang es Einwohnern des südafrikanischen Städtchens Carolina jüngst, Bilder von zwei höchst ungewöhnlichen Konvois aufzunehmen. Der erste bestand aus drei Sattelschleppern, die 15 nagelneue Rolls-Royce geladen hatten; nur wenige Tage später rollte eine zwölfteilige Lastwagen-Karawane durch den Ort, auf der nicht weniger als 79 Karossen der Bayerischen Motorenwerke in Richtung eSwatini geschaukelt wurden. Bei dieser Fracht handelte es sich um allradgetriebene Fahrzeuge der Marke BMW X3, die hierzulande zu einem Preis von rund 40 000 Euro den Besitzer wechseln – beziehungsweise Limousinen der 5er-Reihe, die fast das Doppelte kosten.

Für Hofstaat und Herrscher sind die 15 rollenden Royces bestimmt

Die stattliche Anzahl der Automobile ist dem Umstand zu verdanken, dass der seit 33 Jahren herrschende Monarch über derzeit 13 Frauen sowie eine Mutter verfügt, die alle herrschaftlich chauffiert werden wollen: Für Hofstaat und Herrscher sind die 15 rollenden Royces bestimmt. Dagegen dienen die bayrischen Jeeps und Limousinen lediglich als polizeiliche Begleitvehikel für die Konvois. Die jüngste Aufwertung des königlichen Fuhrparks soll die Bevölkerung umgerechnet rund 90 Millionen Euro gekostet haben, rechneten proletarische Neider aus: eine „völkermörderische Verschwendung“, wie der Sprecher der verbotenen Kommunistischen Partei, Pius Vilakati, tobt.

In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass die letzte absolutistische Monarchie Afrikas zu den ärmsten Ländern der Welt gehört: Fast zwei Drittel der 1,3 Millionen Swasiländer haben mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auszukommen. Um den extravaganten Lebensstil des von „Forbes“ auf ein Vermögen von 200 Millionen Dollar geschätzten Monarchen mit seinen zwei Privatflugzeugen, den zahllosen Luxuskarossen und königlichen Residenzen finanzieren zu können, schlittert eSwatini immer näher auf einen Staatsbankrott zu: Die Renten mussten eingefroren werden, trotz einer Inflationsrate von fünf Prozent wurden die Gehälter der öffentlichen Angestellten bereits vor vier Jahren eingefroren, das Gesundheitssystem ist am Zusammenbrechen.

Als Studenten und Staatsbedienstete aus Protest gegen die allgemeine Verarmung und die königliche Verschwendung in der vergangenen Woche auf die Straße gingen, wurden sie von der Polizei mit Gummigeschossen, Wasserwerfern und Tränengas auseinandergetrieben, zahlreiche Demonstranten landeten hinter Gittern. Ein „schamloser König“ zeige seinem Volk „den Mittelfinger“, entsetzte sich Wandile Dludlu, Generalsekretär der ebenfalls verbotenen Oppositionspartei Pudemo: „Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns gegen dieses üble Regime zu erheben, das uns in ewiger Knechtschaft halten will.“ Bisher endete allerdings noch jede Protestwelle mit noch verstärkter Repression: Derzeit sind fast 20 Pudemo-Mitglieder vor Gericht des Terrorismus angeklagt.